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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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ersten Angriffs zu erwehren. Es war denkbar, daß diesen Kreaturen, die einst Magier gewesen waren, die Verwandlung von Menschen zu Leichnamen gelungen war. Ein Leichnam konnte alle Magie anwenden, die der Magier je gelernt hatte, und er blieb vom Tag des Todes bis zu dem Augenblick, an dem er zu Staub zerfiel, ein todbringender Gegner. Keiner der Männer um Andris war magisch begabt, aber lediglich der Jordain war gegen Magie in hohem Maße unempfindlich.
    Die zuckenden Skeletthände wirkten jedoch keine Zauber. Vielmehr wiederholten die Untoten Gesten, die sie zu Lebzeiten gelernt hatten. Aber Andris’ geschärfte Sinne nahmen ein sonderbares Saugen in der Luft über ihm wahr, wie ein unsichtbarer, nicht greifbarer Wirbel. Er vermutete, daß durch irgend etwas in Kilmaruu seinen Männern jegliche Magie entzogen worden wäre, hätten sie auch nur ein wenig davon besessen.
    Also keine Leichname, sondern etwas anderes, eine Schöpfung, die der Sumpf selbst hervorgebracht hatte.
    Er führte den Angriff mit einem so plötzlichen Ansturm an, daß das Sumpfwasser in Fontänen in die Höhe schoß. Die beiden Kräfte – Lebende und Untote – prallten aufeinander. Andris wählte sein Ziel aus und bohrte seine Dolche tief in die zerfetzten Überreste der Sehnen, die die zum Leben erweckten Knochen zusammenhielten. Seine Männer hieben und schlugen auf die Skelette ein, rissen an ihnen und schleuderten alles, was sie von den makabren Körpern abreißen konnten, so weit ins Ried oder ins Unterholz, wie es nur ging.
    Doch die Kreaturen nahmen den Tod nicht einfach hin. Abgetrennte Schädel rollten ins Wasser, während die Kiefer weiter heftig klapperten. Ein Arm zog sich in ihre Richtung und sah merkwürdig aus wie ein dünnes weißes Krokodil.
    Plötzlich schrie Wolther etwas in seiner barbarischen Sprache. Er stampfte wie verrückt mehrmals auf, hörten dann damit auf und begann, mit seinem Schwert ins Wasser zu stechen.
    Andris eilte hin, um ihm zu helfen, und fluchte bei dem Anblick, der sich ihm bot. Eine abgeschlagene Hand kroch auf Wolther zu. Knochige Finger bohrten sich durch das Leder seines Stiefels tief ins Fleisch.
    »Dein Schwert!« rief Andris und legte seine Hand um das Heft.
    Wolther zögerte einen Moment lang, dann nickte er und übergab ihm das Schwert. »Nimm sie weg!« schrie er immer hysterischer. »Trenn das Bein am Knie ab, wenn es nicht anders geht!«
    Der Jordain schob die Klinge zwischen den Stiefel und die knöcherne Handfläche und bohrte sie so tief wie möglich in den Boden. Dann stützte er einen Fuß an Wolthers Bein ab und begann, die Knochenhand zu lösen. Es war eine mühselige Arbeit, die ihm vorkam, als würde er Nägel aus einem Holzbrett ziehen, doch nach wenigen Augenblicken hatte er die Hand vom Bein getrennt. Die Finger umschlossen die Klinge und arbeiteten sich langsam empor. Andris holte mit dem Schwert aus und ließ die Hand abgleiten, die in hohem Bogen in Richtung des farnüberwucherten Ufers flog.
    Er drehte sich zu Wolther um und nahm erleichtert zur Kenntnis, daß kein Blut geflossen war und das verletzte Bein immer noch das Gewicht des Mannes tragen konnte. Keine wichtige Ader und keine Sehne war getroffen worden. Wolther würde vielleicht ein wenig humpeln, aber wenn sich die Wunde nicht entzündete, würde er überleben.
    Nachdem er Wolther versorgt hatte, sah er, daß seine Leute es geschafft hatten, sich gegen die untoten Magier zur Wehr zu setzen. Andris blinzelte in die Sonne und stellte überrascht fest, daß nur wenig Zeit verstrichen war.
    »Laßt uns weitergehen«, sagte er. »Das dürfte ein langer Tag werden.«
    Der Boden unter ihren Füßen wurde allmählich fester und begann, leicht anzusteigen. Es dauerte nicht lange, und sie konnten sich auf trockenem Untergrund voranbewegen. Andris wußte aus seinen Studien, daß dies vor langer Zeit einmal ein Regenwald gewesen war, der am Hang eines sanft ansteigenden Gebirges gelegen hatte. Es hieß, ein Magiertrio habe einen Fluß umgeleitet, nur um zu sehen, ob das möglich war. Es war tatsächlich möglich, und herausgekommen war dabei der Sumpf von Kilmaruu. Doch diese Tat hatte eine Stadt in Mitleidenschaft gezogen, und die empörten Bürger hatten ihr unter Wasser gesetztes Land zurückgefordert.
    Der Boden fiel plötzlich ab, offenbar, weil er die Überreste eines uralten Grabens bildete. Zum Glück war ein alter Baum so umgestürzt, daß er eine Brücke über das Wasser darstellte. Farne und bunte Pilze wuchsen

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