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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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begann allmählich zu glauben, der Weg durch den Palast werde niemals ein Ende nehmen. Schließlich hielt sie eine Küchenmagd an und fragte, wo sie wohl den neuen Ratgeber der Königin finden würde.
    »Wenn Matteo im Palast ist, wird er sich sicher in der Werkstatt der Königin aufhalten«, sagte sie und erschauderte, als jage der Gedanke ihr Angst ein. »Nein, wartet. Bis Sonnenuntergang wird da niemand sein. Matteo hat die Küche angewiesen, ein Picknick für die Königin und ihre Wachen zusammenzustellen.«
    Tzigone warf in gespielter Verärgerung die Arme hoch. »Na toll! Er bat mich, für ihn etwas zu erledigen, aber er hat mir nicht mal gesagt, wo ich hinmuß! Mein erster Tag als sein Assistent, und ich habe keine Ahnung, wo er ist!«
    »Ich erkläre Euch den Weg«, bot die Magd an.
    Tzigone merkte sich den beschriebenen Weg und ging weiter. Zu ihrer Erleichterung war außer dem Wachmann, der schnarchend vor der Tür saß, niemand in der Werkstatt der Königin. Ein leichter Druck auf Hals und Schläfe sorgte dafür, daß er fester und länger schlafen würde als beabsichtigt. Tzigone tastete ihn nach Schlüsseln ab, fand aber nur einen kleinen Silberstab, der sehr nach dem Einbruchswerkzeug aussah, das sie von Zeit zu Zeit benutzte.
    Mit einem Schulterzucken schob Tzigone den Stab ins Schloß und begann, ihn auszuprobieren. Es gab aber keinen Mechanismus, keine Zahnräder und Hebel, die man hätte bewegen können. Es war also kein Werkzeug, sondern ein Artefakt.
    Sie atmete frustriert aus und trat einen Schritt zurück. Dann legte sie den Stab an die Tür und hoffte, daß kein Kommandowort gesprochen werden mußte. Zu ihrer Erleichterung verschwand dann aber erst diese und dann die nächste Tür vor ihren Augen. Die dritte Tür mußte sie tatsächlich knacken, doch erledigte sie das sehr schnell und befand sich Augenblicke später am Eingang zum Allerheiligsten der Königin.
    Die mechanischen Kreaturen interessierten sie nicht. Tzigone suchte Bücher. In den Straßen machten neue Gerüchte die Runde, die besagten, die geheimen Aufzeichnungen der Kabale würden von der Königin selbst gehütet. Wenn das stimmte, würde Tzigone vielleicht endlich einen Hinweis auf ihre Vorfahren finden, durch den sie auch das Schicksal ihrer Mutter in Erfahrung bringen konnte.
    Von der Werkstatt ging ein kleiner, mit Schriftrollen und Bänden vollgestellter Raum ab. Sie stieß einen leisen Freudenschrei aus und ließ sich nieder. Es handelte sich zwar nicht um Aufzeichnungen der Kabale – die Texte waren in Halruaanisch verfaßt, nicht in den einzigartigen Runen der südlichen Magie, die entwickelt worden waren, um die magischen Geheimnisse des Landes zu beschützen –, aber interessant waren sie dennoch.
    Die Stunden verstrichen mit der Suche nach Vertrautem, doch keiner der Namen, die in den umfassenden Stammbäumen aufgelistet waren, weckte eine Erinnerung. Tzigone erinnerte sich nicht an ihren Namen und erst recht nicht an den ihrer Mutter. Sie zweifelte daran, daß der Name ihres Vaters in ihrer Gegenwart jemals ausgesprochen worden war. Sie fand praktisch nichts, was ihr weiterhalf, stieß aber auf einige interessante Information über Matteo und die anderen Jordaini.
    »Und was macht Ihr hier?« wollte auf einmal eine kühle, entrüstete Stimme wissen.
    Tzigone zuckte zusammen und sah auf. Ein Strich von einem Mann betrachtete sie herablassend. Er war nicht viel älter als sie, doch sein Haar hatte die Farbe von Staub, und sein Körper war so hager wie ein Riedhalm. Wahrscheinlich hätte sie einfach an ihm vorbeistürmen können, doch die Chancen, auch aus dem Palast zu gelangen, ohne aufgehalten zu werden, standen deutlich schlechter.
    »Oh, gut«, sagte sie mit gespielter Erleichterung. »Ich hatte gehofft, daß ein Schreiber vorbeischauen würde. Du bist doch Schreiber?«
    Der Mann runzelte die Stirn. »Ja. Aber warum sollte ein Jordain meine Dienste in Anspruch nehmen? Ihr verschickt und befördert keine geschriebenen Botschaften.«
    Tzigone erkannte ihren Fehler. »Ich weiß nicht«, sagte sie langsam. »Matteo sagte, ich solle einige Zauber kopieren lassen, und er wollte eine Einkaufsliste der erforderlichen Komponenten. Ich nehme an, sie sind für die Königin.«
    Der Gesichtsausdruck des Schreibers wurde noch mißtrauischer. »Es ist schon Jahre her, seit die Königin zum letzten Mal Zauber oder Zauberkomponenten angefordert hat.«
    »Ja, aber ist auch Jahre her, seit sie zum letzten Mal ein Picknick gemacht

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