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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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nicht nur Sittenlosigkeit vorwerfen, sondern auch den Diebstahl von Eigentum der Königin und Verrat am König. Ich nehme an, daß es sich um einen indirekten Verrat handeln soll, da die Zwillinge nicht wirklich Beatrix sind«, sagte sie nachdenklich. »Die Feinheiten der halruaanischen Gesetze sind mir unverständlich.«
    »Wahrhaftig«, sagte der Jordain bissig, »ein sehr ausgeklügelter Plan, vor allem, wenn man bedenkt, wie wenig Zeit Frando dafür hatte. Er muß begabter sein, als du oder ich ihm zugestehen würden.«
    »Tja, wer weiß?« fragte sie.
    Matteo seufzte. »Tzigone, warum mußt du eigentlich immer so überzogene Geschichten erzählen?«
    »Dadurch bleibe ich in Übung«, sagte sie achselzuckend, dann klopfte sie mit der flachen Hand auf die Bank. »Du kannst dich ruhig setzen. Kann sein, daß wir hier noch einige Zeit zubringen.«
    »Bis Kiva herbestellt worden ist«, sagte er finster. »Ist dir klar, wie ernst die Lage ist?«
    Sie sah ihm in die Augen. »Mein Leben lang bin ich von Magiern und Bluthunden verfolgt worden«, erwiderte sie leise. »Einmal wurde ich geschnappt, aber ich konnte entkommen. Allerdings erst, als ich genau wußte, wie ernst die Lage sein kann. Hier mal eine großartige Geschichte, die du glauben kannst: Wenn ich nicht hier rauskomme, bin ich tot.«
    Matteo nickte. »Dann bist du doch Magierin.«
    »Mußt du das immer sagen?« gab sie mißmutig zurück. »Ich habe dir gesagt, daß ich keine Magierin bin. Ich wurde nie ausgebildet. Ich habe nie eine Schule besucht, ich bin nicht mal auf meine Begabungen getestet worden.«
    Matteo vermutete, daß sie die Wahrheit sprach, und setzte sich zu ihr. »Ich glaube, daß man dich töten wird, wenn du dem Gesetz in die Fänge gerätst. Aber ich vermute, Diebstahl ist das harmloseste deiner Verbrechen.«
    »Vergleiche meine Situation mit deiner«, gab sie zu bedenken. »Ich war eine Gauklerin, ich habe mir meinen Lebensunterhalt mit Tricks verdient, die angeblich nichts mit Magie zu tun hatten. Wenn Betrug bewiesen wird, muß dafür bezahlt werden. Wie bei den Jordaini.«
    Er dachte an Andris und daran, was er hatte bezahlen müssen. Er konnte nicht zusehen, wenn sich das gleiche noch einmal abspielte. Nach einem kurzen Moment blickte er auf und sah Tzigone an, damit die seine Entschlossenheit an seinen Augen ablesen konnte.
    Die junge Frau nickte und begann, einen Plan zu schmieden. Matteo konnte förmlich sehen, wie es hinter ihren Augen zu arbeiten begann, fast als sei sie einer der Automaten der Königin.
    »Ich will, daß du dich in die gegenüberliegende Ecke stellst, da wo die Schatten am dunkelsten sind. Leg dir den weißen Umhang um und dreh dich mit dem Rücken zur Tür. So ist das Erste, was jemand sieht, ein gesichtsloser Jordain. Du bist nicht größer als Cassia. Es könnte klappen.«
    Er folgte mühelos ihrem Gedankengang. Doch einen Jordain zu imitieren war ein schweres Vergehen, sogar wenn ein Jordain selbst es tat. »Ist das wirklich nötig?«
    »Kommt darauf an. Wie sehr hängst du an deinem Leben? Ich persönlich hänge sehr daran.«
    Matteo nickte. Er stand auf und nahm die beschriebene Position ein. Seine Dolche waren einsatzbereit.
    Tzigone erhob sich und ging zur Tür.
    »Wachen!« rief sie in gebieterischem Tonfall. Es war Cassias Stimme, die kraftvoll und befehlsgewohnt aus ihrer Kehle kam. »Öffnet sofort die Tür!«
    Der Wachmann kam zur Tür geeilt, sah den Jordain im Halbdunkel und kam zu dem Schluß, den Tzigone erwartet hatte. Er zückte den Schlüssel und beugte sich vor, um aufzuschließen.
    Tzigone packte sein Haar mit beiden Händen und riß seinen Kopf nach vorne gegen die Gitterstäbe. Er verlor sofort das Bewußtsein, während der Schlüssel noch im Schloß steckte und bis zur Hälfte herumgedreht worden war.
    Geschickt streckte sie den Arm durch das Gitter und schloß ganz auf. Sie bedeutete Matteo, ihr zu folgen, dann lief sie auf die schmale Wendeltreppe zu, die sich an der Innenmauer des Turms entlangschlängelte.
    Als Matteo ihr auf die steile Treppe folgte, wußte er ganz genau, was er hinter sich zurückließ. Tzigones Leben zu retten hatte nur eines zur Folge: Er würde nie wieder in das Leben zurückkehren können, das er kannte.
    Er kam zu der Erkenntnis, daß diese Entscheidung so neu nicht war. Er hatte nur einen weiteren Schritt auf dem Weg getan, den er an dem Tag beschritten hatte, als er zwischen Tzigone und den tödlichen Wemic getreten war. Der Tag, an dem Andris gestorben war.

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