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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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würde er die Wahrheit über seine Mutter aufnehmen? Wie über den Mann denken, der darin verwickelt ist?«
    Einen Moment lang herrschte Stille, dann sagte der Mann mit erstickter Stimme: »Geht. Es wird wie immer alles so gemacht, wie Ihr es sagt.«
    * * *
    Matteo ließ sich gegen die kalte Wand sinken und starrte durch das einzige Fenster in der Zellentür, während er zu erfassen versuchte, was alles geschehen war. Andris war tot. Mystra allein wußte, was aus Themo geworden war. Und er, Matteo, saß in Haft, weil man ihm vorwarf, eine Waffe mit sich zu führen, die nicht nur unangemessen war, sondern zudem noch gestohlen.
    Er seufzte und begutachtete das Gefängnis. Die Zelle an sich war schon eine Seltenheit in Halruaa, einem Land mit schneller Rechtsprechung und wenigen Gefängnissen. In der Hafenstadt Khaerbaal ging es rauher zu als in den meisten anderen Städten, und auch wenn kleinere Verstöße mit einigen Tagen Haft bestraft wurden, dienten die Zellen vorwiegend der Unterbringung von Kriminellen, bis der örtliche Magus sich um den jeweiligen Fall kümmern konnte. Schuld wurde durch magische Verhöre rasch ermittelt, und das Urteil wurde den Gesetzen entsprechend vollstreckt.
    Matteo fürchtete sich nicht vor dem Ausgang des Verfahrens. Der Bluthund des Gefängnisses würde seine Unschuld feststellen, doch was wirklich auf ihm lastete, war die unwürdige Situation, in der er sich befand.
    Ein Schatten huschte an dem kleinen Gitterfenster vorbei, eine Silhouette vor dem flackernden Schein der Fackeln, die in metallenen Halterungen an den Wänden festgemacht waren. Matteo blickte leidenschaftslos nach draußen, da er mit dem Auftauchen einer Wache rechnete, doch dann sprang er auf. Das Licht war schwach, aber Tzigones Gesicht hatte sich so unauslöschlich in seine Erinnerung eingebrannt, daß er es immer und überall wiedererkennen würde.
    »Du!« sagte er in einem Tonfall, der von Zorn erfüllt war, während er anklagend einen Finger auf die junge Frau richtete.
    Sie verdrehte die Augen. »Und ich dachte, Gios Darbietung sei überzogen. Spar dir das Drama für die Abendvorstellung, denk lieber darüber nach, wie ich dich hier herausbekomme.«
    Obwohl es kaum möglich erschien, sorgten ihre Worte dafür, daß Matteo noch wütender wurde. »Ich bin Jordain und an die Gesetze dieses Landes gebunden. Du beleidigst mich, wenn du mir unterstellst, ich würde mich der Gerechtigkeit durch Flucht entziehen.«
    »Gerechtigkeit?« wiederholten sie ungläubig. »Glaubst du wirklich, dir würde hier so etwas widerfahren? Ich kenne den hiesigen Bluthund. Er ist ein häßlicher kleiner Affe, der jeden haßt, der besser aussieht als er. Ein Blick in dein hübsches Gesicht, und er wird auf einer Inquisition bestehen. An deiner Stelle würde ich auf deren Ausgang nicht meine Zukunft setzen.«
    Matteos erster Impuls war, gegen diese Blasphemie zu protestieren. Das Wort eines Bluthunds war endgültig und gerecht. Das war eine Grundvoraussetzung seiner Kultur, die Gewißheit des Status und der Macht eines Jordain.
    Doch er selbst hatte schon mit solchen Gedanken gespielt. Wieso auch nicht? Andris, sein bester Freund, war tot. Das genügte, um jeden Mann den Glauben verlieren zu lassen.
    Angesicht einer so dunklen und unergründlichen Leere klammerte sich Matteo an das, was er kannte. »Ich fürchte mich nicht vor dem Urteil. Die Wahrheit ist ein Schwert, das alle Bande zertrennt.«
    Tzigone warf die Hände in die Luft. »Die ›Wahrheit‹ ist, daß man dich mit einer Waffe gefaßt hat, die von Zanfeld Yemandi gefertigt wurde, dem ersten Schwertschmied der Stadt.«
    »Du hast gesagt, das Schwert gehöre dir!« protestierte er.
    »Meins, seins«, sagte sie ungeduldig. »Ich brauchte es in dem Moment nötiger. Wer hatte damit den größeren Anspruch?«
    Matteo stöhnte leise und vergrub den Kopf in seinen Händen. Auch wenn Tzigone ihm offenbar helfen wollte, informierten ihn ihre Worte nicht nur, sondern verdammten ihn zugleich auch. Wenn das magische Verhör begann, dann würde man herausfinden, daß er zum Zeitpunkt der Inquisition ohne jeden Zweifel wußte, daß das Schwert gestohlen war.
    »Ich bin erledigt«, murmelte er und sackte zusammen.
    »Dann steh auf und reiß dich zusammen«, sagte sie. »Ich hole dich hier schon raus.«
    Matteo sah sie fassungslos an. »Muß ich dich daran erinnern, daß du diejenige bist, die mich überhaupt erst hier reingebracht hat?«
    Sie ließ seine Worte mit der gleichen ungeduldigen

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