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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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wußte sofort, daß die Nachricht von seiner Schande ihm vorausgeeilt war. Der mißbilligende Gesichtsausdruck des Wachmanns am Eingang ließ daran keinen Zweifel.
    »Das Ritual der Läuterung fand letzte Nacht statt. Begib dich sofort zu den Meditationshütten.«
    Matteo ächzte. Durch alles, was in den letzten paar Tagen geschehen war, hatte er dieses bedeutende Ritual vergessen. Kein Jordain verließ das Kolleg, ohne dieses Ritual vollzogen zu haben. Er ging die Namen der Meister durch und fand darunter einen, der ihm am ehesten helfen konnte, diese Situation zu lösen.
    »Kannst du Vishna eine Nachricht von mir bringen?«
    »Keine Nachrichten«, sagte der Wachmann unerbittlich. »Wenn sie dich brauchen, lassen sie es dich wissen.«
    Matteo nickte und begab sich sofort mit erheblicher Verspätung in die Einsamkeit. Die Meditationshütten standen in den Obstgärten am Westrand des Geländes. In Matteos Hütte standen ein Bett, ein Tisch und ein großer Krug Wasser. Da ihm keine andere Wahl blieb, setzte er sich hin, um nachzudenken und zu warten.
    Am dritten Tag nach seiner Rückkehr klopfte ihm der Diener, der jeden Morgen ein Tablett mit Essen brachte, an die Tür und gab Matteo einen Stapel frischer Kleidung. »Mach dich fertig. Du wirst gebeten, vor dem Runden Tisch zu erscheinen.«
    Zwar hatte Matteo damit gerechnet, doch die Aufforderung schnürte ihm die Kehle zu. Man hatte ihn aus der Haft entlassen, man würde ihn nicht wegen Diebstahls belangen, aber er hatte dennoch gegen einige Jordaini-Vorschriften und -Gebräuche verstoßen. Und nun hatte er das letzte Ritual versäumt. Wahrscheinlich würde er die fünfte Stufe wiederholen müssen, ehe er die Schule verlassen konnte. Oder – was noch viel schlimmer sein würde – man verwies ihn der Schule und nahm ihm Rang und Titel ab.
    Er zog sich rasch an und begab sich zügig zum Gebäude mit dem großen Kuppeldach, in dem der Jordaini-Hof untergebracht war. Die Eingangshalle war rund, im Boden eingelassen war ein Mosaik aus Fliesen, die das Emblem der Jordaini bildeten: einen Kreis, der zur Hälfte gelb und zur Hälfte grün war, beide Farben getrennt durch einen blauen Blitz. Matteo rieb über die Stelle seiner Brust, an der normalerweise das Medaillon auflag, dann ging er mit weiten, gleichmäßigen Schritten durch die Halle in Richtung Ratskammer.
    Der Runde Tisch war nicht nur der Name des Hofs, sondern ein echter Tisch, eine riesige Konstruktion, bestehend aus zwei sehr langen Tischen, die an ihrem von ihm abgewandten Ende durch einen kleineren, leicht erhöhten Tisch verbunden waren. An diesem erhabenen Platz saß Dimidis, der Richter, der das Urteil fällen würde. Die anderen Meister und Jordaini-Studenten saßen an der Außenseite der langen Tische und betrachteten ihn finster.
    Matteo hatte an vielen solchen Sitzungen teilgenommen, da der Hof ein belebter Ort war und oft angerufen wurde, um den Rat eines Jordain an seinen Patron zu interpretieren sowie sich mit gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Jordaini und den noch viel seltener auftauchenden Regelverstößen zu befassen.
    Aber der gewaltige, weite Raum war ihm dabei noch nie so unheilvoll wie jetzt vorgekommen. Matteo ging hoch erhobenen Hauptes durch den langen Mittelgang bis zu Dimidis. Bei jedem Schritt spürte er die Blicke der anderen auf ihm ruhen.
    Der alte Richter war einer der wenigen Jordaini, dessen Status nicht durch den Dienst für einen Patron definiert wurde. Dimidis war für seine harten und oft unflexiblen Urteile genauso bekannt wie für seine Neigung zu übereilten Ansichten und Abneigungen. Nach dem mürrischen Gesichtsausdruck des Mannes zu urteilen, hatte Matteo sich wohl den Zorn des Richters zugezogen.
    Dimidis raschelte mit einem Pergament. »Wir haben gelesen, welche Vergehen dieser Mann sich hat zuschulden kommen lassen: eine Kneipenschlägerei, Zerstörung von Eigentum, Angriff auf die Wache einer Bluthündin. Er hat an einer Darbietung teilgenommen, die sich über die Jordaini lustig gemacht hat, und dann dem Darsteller dieser Darbietung zur Flucht verholfen. Er trug mit Hilfe einer Waffe ein Duell aus, die seine Klasse nicht gestattet – zudem eine gestohlene Waffe, die später in seinem Besitz gefunden wurde. Als er in der Haft befragt wurde, widersetzte er sich dem Magistrat und weigerte sich, den Namen des Diebs zu nennen. Dieser Name wäre ihm im Rahmen der Inquisition entlockt worden, doch die wurde durch das Einschreiten von Inquisitorin Kiva

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