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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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verwirrt zurück.

ZEHNTES KAPITEL
    K iva genoß einige ruhige Tage in ihrem Unterschlupf außerhalb Zalasuus, war aber froh, als diese Zeit ihrem Ende entgegenging. Sie hatte viel Zeit darauf verwendet, den Anschlag auf Akhlaur vorzubereiten, und heute ging sie davon aus, mehr Fortschritte zu machen als in den letzten zehn Jahren zusammen.
    Das Haus lag außerhalb der Stadtmauern. Es war klein, aber luxuriös, um es herum erstreckten sich weitläufige Wälder, und geschützt wurde es von praktisch unüberwindbaren magischen Abwehrzaubern.
    An diesem Morgen hatte die Bluthündin Tee und Obst zum Frühstück, das sie auf der Veranda zu sich nahm, einem mit Fliesen ausgelegten Hof, der von Gärten umgeben war. Ein kunstvolles Eisengitter erstreckte sich in weitem Schwung über den Frühstückstisch und sorgte für Schatten, während es zugleich der Fülle von Weinstöcken Halt bot, die sich darum rankten. Weintrauben – manche von ihnen gelb, andere in einem sanften Rosa, das der Morgenröte glich – hingen duftend über ihr. Der Morgenregen war ein heftiger Wolkenbruch noch vor Sonnenaufgang gewesen, dessen Feuchtigkeit noch immer schwer in der Luft hing. Trotz der intensiven Düfte aus den Gärten und den Kohlepfannen, die aromatisierten Rauch verbreiteten, der Insekten fernhielt, war die Luft geschwängert vom üblen Geruch des nahegelegenen Sumpfs – des Sumpfs von Kilmaruu, der auch Herkunftsort jenes Paradoxes war, für dessen Lösung Andris hergebracht worden war.
    Kiva hörte das leichte Tapsen näherkommender Schritte und sah, wie der große Jordain die Veranda betrat. Tagelang hatte er tief geschlafen. Da Magie bei Jordaini wenig bewirkte, hatte sich Kiva darauf verlegt, in seinem Zimmer Weihrauch zu verbrennen, der aus kräftigen Kräutern hergestellt worden war, und ihm immer wieder etwas von einer starken Kräutermischung zu verabreichen. Auch wenn sie die Dosis in den letzten Tagen immer weiter reduziert hatte, damit er aufwachte, hatte sie ihm genug verabreicht, damit er desorientiert und verwirrt blieb.
    Sie betrachtete den hochgewachsenen jungen Mann, der auf sie zukam. Sein Haar war noch feucht vom Baden, aber die Rasierklinge, die sie ihm bereitgelegt hatte, war von ihm nicht benutzt worden. Das war ein verräterisches Zeichen, da es bei den Jordaini üblich war, immer glattrasiert zu sein.
    Sie bedeutete ihm, sich auf den Stuhl ihr gegenüber zu setzen. »Du siehst gut aus, Andris. Es hat dir offenbar gut getan, dich auszuschlafen.«
    »Ich hatte keine andere Wahl«, bemerkte er.
    »Das ist wahr.« Sie stellte ihre Tasse ab und legte die Hände gefaltet auf den Tisch. »Ich muß mich dafür entschuldigen, wie du hergebracht worden bist. Aber du bist für eine wichtige Aufgabe ausgewählt worden ... als Ratgeber für einen Meister, der im Hintergrund bleiben möchte.«
    »Als Ratgeber?« Andris sah sie unsicher an. »Ich bin kein Jordain mehr. Kein Mann, der von Magie befleckt wurde, kann dieses Amt innehaben.«
    »Und du bist ›befleckt‹, Andris?«
    »Das sagtet Ihr. Ich selbst habe nie etwas davon bemerkt.«
    Sie stand auf und ging zu einem kleinen Tisch. Sie nahm etwas aus einer mit Schnitzereien versehenen Holzkiste, dann kehrte sie zu Andris zurück. »Dies ist eine Prüfung, die man mit den Kindern Halruaas durchführt. Licht ist die erste und einfachste der magischen Energien. Sie bewegt sich schneller als Wärme, Schall oder Masse. Lies diese Schriftrolle und mach die Geste, die dort beschrieben ist.«
    Das Pergament war die einfachste Schriftrolle, die sich für Kinder eignete, die noch nicht lesen konnten. Aufgezeichnet war ein kleines geschwungenes Muster.
    »Halte deine Hand so, die Finger so zusammen, daß ihre Spitzen deinen Daumen berühren, und nun beschreibe dieses Muster vor dir in der Luft. Fang beim roten Punkt an und bewege dich auf den blauen zu.«
    Andris tat, wie ihm geheißen, und im nächsten Moment tauchte vor ihm eine Kugel aus schwach grünlichem Licht auf, die träge über dem Tisch schwebte. Er ließ seine Hand auf die Tischplatte sinken und betrachtete den Zauber ausdruckslos.
    »Du hast Licht erzeugt«, stellte Kiva fest. »Du machst keinen erfreuten Eindruck.«
    »Sollte ich das? Es gibt Fische und Pilze, die das auch können.«
    Kiva lachte. »Jetzt, wo du es sagst. Aber du kannst auch viele andere Dinge, und zwar gut.«
    »Nichts Bedeutendes. Nichts, wofür ich ausgebildet wurde. Ich bin entehrt. In den Augen meiner Brüder bin ich tot.«
    »Dein Tod war eine

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