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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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bei ihrem Meister, indem sie einen Kuß in Richtung des Bildes hauchte. Sie mochte ihren neuen ... ihren ersten Meister wirklich gut leiden. Wenn sie die Kunst der Magie erlernen sollte, was sie offensichtlich tat, dann gab es zweifellos schlechtere Methoden, um das zu bewerkstelligen.
    Basel war ein rundlicher, gutgelaunter Mann, der schöne Dinge und gute Zeiten liebte. Er verstand Spaß, neigte aber nicht zu Frivolitäten. Er war ein Meister der Beschwörungen, und er war Mitglied des Ältestenrates sowie Bürgermeister der Stadt Halar unmittelbar im Süden der Stadt des Königs. Er liebte es zu unterrichten und war einer von vielen Magiern, die sich nach dem Vorfall in Akhlaurs Sumpf um Tzigone bemüht hatten. Viele Magier waren darauf versessen, eine von Natur aus Begabte auszubilden, die stark genug war, um der Magie entziehenden Macht des Laraken zu trotzen. Tzigone hatte sich aus zwei Gründen für Basel entschieden, von denen sie nur einen zugeben wollte: Seine Augen verstanden es, zu lachen.
    Er war ein geduldiger, aber fordernder Lehrer. Solche Disziplin war für Tzigone etwas neues, und es war eine unbehagliche Situation für eine junge Frau, die nur selten einmal zwei Nächte nacheinander am selben Ort geschlafen hatte. Basels andere Lehrlinge hatte die langweilige Aufgabe, Schriftrollen zu kopieren, vor ihr überlebt, also konnte Tzigone davon ausgehen, daß auch ihre Überlebenschancen recht gut waren.
    Sie war seit dem Morgen damit beschäftigt, die Runen immer wieder zu kopieren. Basel hatte ihr geduldig erklärt, man lerne die Magie genauso wie die Zahlenlehre am besten in einer genau definierten Abfolge. Ein Lehrling mußte das Gedächtnis ebenso trainieren wie die Konzentrationsfähigkeit, hunderte von präzisen und beiläufigen Bewegungen mit der Hingabe eines Tänzers auswendig lernen, sich die verborgene Sprache aneignen, in der alle halruaanischen Zauber gesprochen wurden, und er mußte ein Grundwissen über einfache Zauber und Sprüche ansammeln. Scheinbar war Zauberei mehr als einfach ein paar sonderbare Zutaten in einen Topf zu werfen und eine Beschwörung zu murmeln.
    Tzigone bewegte ihre verkrampften Finger, nahm einen der zur Seite geworfenen Federkiele und tauchte ihn in die Tinte. Aus einem plötzlichen Impuls heraus schüttelte sie den Federkiel in Richtung eines Portraits aus, das irgendeinen finster dreinblickenden Vorfahren Indoulurs zeigte. Die Tinte traf das Bild in einem Regen feiner purpurfarbener Tropfen. Tzigone machte eine rasche Geste, woraufhin sich die Tropfen auf der Leinwand neu formierten und das Aussehen eines langen, geschwungenen Schnauzbarts annahm.
    Sie grinste zufrieden über den Effekt, auch wenn es sich um eine Ahnfrau handelte. Er verlieh der Seide, den Juwelen und den schwungvollen Pfauenfedern eine neue Note.
    Der Erfolg brachte Tzigone auf eine Idee. Sie nahm ein leeres Pergament und heftete es an die Wand. Sie tauchte die Feder wieder ein und schüttelte sie erneut. Als die Tinte auf das Blatt zuflog, sprach sie den Zauber, den sie kopieren sollte.
    Die Tinte traf das Pergament und begann umherzuwandern, bis sich die Runen so sauber und präzise bildeten, wie sie es mit der Hand niemals hinbekommen hätte.
    Tzigone stieß einen unterdrückten Freudenschrei aus und tänzelte einen Moment lang, bis ihr einfiel, daß sie den Zauber nur zweimal am Tag wirken konnte.
    Es sei denn ...
    »Hier muß sich doch irgend etwas nützliches finden lassen«, murmelte sie und suchte den Raum ab. Überall lagen und standen Zauberbücher, Phiolen, Flaschen sowie kleine, abgedeckte Töpfe, außerdem eine merkwürdige Sammlung von Trophäen und Geschmeide.
    Ihr Blick fiel auf eine Mystra-Statue. Ein heller Regenbogen umgab die Göttin. Tzigones Blick folgte dem Regenbogen bis zu seinem Ursprung. Sonnenlicht fiel durchs Fenster herein und von einem Glasprisma gefiltert, das hoch oben auf einem hölzernen Podest stand.
    Tzigone ging hinüber und nahm das Prisma in die Hand. Es sah aus wie ein gewöhnlicher Kristall zum Briefbeschweren, aber sie fühlte die ihm innewohnende Magie und überlegte, was sie wohl bewirken würde.
    Sie mußte breit grinsen, als ein Plan Gestalt annahm. Sie legte einige Dutzend Federkiele rings um das Prisma, als handelte es sich um Speichen, die von der Radmitte nach außen wiesen. Jedes Gläschen Tinte, das sie finden konnte, stellte sie rings um diesen Kreis auf, dann befestigte sie mit etwas Wachs Pergamente an den Wänden. Als alles bereit war,

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