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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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Fledermaus.
    Shanair schlug ihrem Pferd auf die Flanke und ließ es laufen. Die beiden anderen Pferde folgten ihm sofort und galoppierten in einem engen Kreis über die Lichtung, wobei sie immer und immer wieder über den Bach springen mußten. Das Echo des Hufschlags ging in ein erschütterndes Dröhnen über, das an die Kriegstrommeln der Dschungelelfen erinnerte. Sogar Shanairs Kriegsruf wurde von der Geräuschkulisse geschluckt, während sie sich der verwirrten, verwundeten Bestie näherte.
    Das Wesen war jetzt wirklich blind. Es versuchte vorzupreschen, konnte aber nicht einmal die Quelle hören und machte einen fatalen Schritt in die falsche Richtung. Die Crinti kamen näher.
    Der Kampf zog sich lange hin, was nicht ausschließlich mit dem Vergnügen an einem langsamen Tod zu tun hatte. Sie spielten mit der Kreatur, bis sie erschöpft war. Dann begannen sie, Vereinzelte Schuppen zu lösen und heftig und tief mit ihren Klingen zuzustechen, um festzustellen, welche Wunde bluteten, Welche Treffer den größten Schmerz verursachten und welche wohl tödlich waren. Wenn dies nicht die einzige Kreatur ihrer Art war, würden solcherlei Informationen über den Ausgang des nächsten Kampfs entscheiden.
    Schließlich standen die Crinti um ihr totes Opfer herum. Sie waren müde und blutverschmiert, aber es war nicht nur das Blut der Kreatur. Alle drei lächelten erschöpft, aber zufrieden.
    »Nehmt die Trophäe an euch«, wies Shanair an.
    Ihre Kriegerinnen machten sich daran, den Kopf vom Rumpf zu trennen und dann Haut und Fleisch abzulösen. Shanair brach einige der dolchähnlichen Zähne ab und gab sie den Kriegerinnen. Der Schädel war so ausladend, daß er nicht auf einem einzigen Pferd transportiert werden konnte. Also spannten sie zwischen zwei Pferden einen Umhang und legten ihn hinein. Dann stiegen sie auf und machten sich auf den Rückweg zu ihren Kameradinnen.
    »Gute Beute«, sagte Whizzra.
    Ihre Worte trafen zu, doch in ihrer Stimme lag neben Zufriedenheit auch ein Zögern. Shanair hob fragend eine Braue.
    »Dieses Monster, dieser Bach«, fuhr die Kriegerin fort. »Was bedeutet das?«
    »Erkennst du die Lichtung nicht?« fragte Shanair. »Ich komme her, um mich mit Kiva zu treffen. Der Bach ist ein Tor zur Welt des Wassers. Das muß bedeuten, daß die Elfe es geschafft hat.«
    Freude, die so finster und hell war wie das Höllenfeuer, leuchtete in den Augen der Crinti-Kriegerin auf. »Ist die Zeit zum Kämpfen gekommen?« fragte Xibryl begierig.
    Shanair schüttelte den Kopf. »Bald. Wir machen weiter wie geplant. Wir brandschatzen und plündern. Wir warten auf Kiva. Schon bald werden die Crinti aus dem Schatten hervortreten, und ganz Halruaa wird in einer See aus Blut fortgespült werden!«

VIERTES KAPITEL
    E ine junge Frau saß an einem Tisch in der Bibliothek eines Magiers und trug das blaßblaue Gewand, das sie als Lehrling eines Beschwörers kennzeichnete. Sie trug es offen, so daß man darunter ihren durchtrainierten Körper sehen konnte, der in eine abgewetzte Tunika gekleidet war. Ihre Gamaschen endeten ein Stück über ihren nackten Füßen. Ihr Gesicht war fein geschnitten, sie hatte große, dunkle Augen und einen vollen, ausdrucksstarken Mund, dessen Winkel im Moment schmollend nach unten gezogen waren. Ihr kurzes braunes Haar stand hoch, als wäre jemand mit ungeduldiger Hand hindurchgefahren, und ihre Finger waren mit purpurnen Tintenklecksen übersät. Links von ihr lag ein Stapel Pergamente, zu ihrer Rechten drei fertige Schriftrollen, und um ihre Füße hatten sich etliche zerknüllte Stücke Pergament angesammelt.
    Plötzlich warf sie die Feder weg und stand auf. Ein rascher, ungeduldiger Tritt, und ein Wust von Pergamentbällen geriet in Bewegung.
    »Kopiere diese Schriftrolle, die einen Zauber enthält, Tzigone«, wiederholte sie im gutgelaunten Tonfall ihres Meisters. »Bis Mittag kennst du den Zauber so gut wie deinen eigenen Namen, und dann hast du den Abend frei.«
    Sie ging im Raum auf und ab, dann warf sie einem Portrait ihres Meisters einen wütenden Blick zu und sagte mit ihrer normalen Stimme: »Soll ich dir was sagen, Basel? Ich kenne meinen wirklichen Namen nicht. Die Sonne steht so hoch oben am Himmel, wie es nur geht, und den verdammten Zauber kann ich schon auswendig, seit ich ihn zum ersten Mal geschrieben habe!«
    Das Bild Basel Indoulurs sah nach wie vor auf sie herab, völlig unbeeindruckt von ihrem untypischen Temperamentsausbruch.
    Tzigone seufzte und entschuldigte sich

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