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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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Augen. »Wir müssen uns zurückziehen«
    Kiva schüttelte den Kopf und wies auf den Magistrat. »Zu spät! Versteckt euch!«
    Der neue Priester hatte sich umgedreht, als er Andris’ Ruf vernahm. Er hob die Hand wie ein Kind, das einen Ball werfen wollte. In ihr entstand eine leuchtende Kugel.
    Ehe der Magier aber sein magisches Geschoß abfeuern konnte, verschwanden die Elfen wie Schatten in den Bäumen, und Andris verbarg sich hinter einer breiten Zypresse. Er verhielt sich so ruhig, daß er kaum zu atmen wagte.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie das Licht an ihm vorbei in den Hain flog. Im Flug teilte es sich in fünf Feuerbälle auf, die suchend umherschwirrten. Sie schossen hier und da zwischen Bäumen hindurch, bis sie wie Glühwürmchen in der Morgendämmerung erloschen.
    Andris atmete erleichtert aus. Die Fähigkeit für diesen Zauber war jedem Magistrat gewährt, doch dieser Mann hatte die Macht noch nicht lange genug, um ihre Grenzen zu kennen: Er konnte kein Ziel treffen, das er weder sehen noch benennen konnte.
    Er spähte um den Baum, als sich eine alte Frau erhob. Ihr schütteres weißes Haar strahlte im reflektierten Licht ihres heiligen Symbols wie der Mond. Sie hob beide Hände und begann mit den Gesten für einen Zauber.
    »Die alte Magistratin«, flüsterte Andris und schirmte seine Augen mit einer Hand ab, während er in das gleißend weiße Licht blinzelte, das die Priesterin umgab. Er erhob die Stimme und rief: »Mach dich bereit, Cibrone! Die Magierin wirkt einen Schutzzauber. Eine Wand!«
    Die Schamanin ließ sich vom Baum fallen, tauchte beide Hände in ihren Beutel und holte sie voller Saatgut wieder heraus. »Bring mich näher heran, Karasanzor !«
    Andris rannte im Zickzack auf die Lichtung zu, dicht gefolgt von der Elfe. Mehrere Azuthaner schleuderten den schattenhaften Angreifern magische Verteidigungsmaßnahmen entgegen. Ein Meteoritenhagel aus winzigen Feuerkugeln kam auf die beiden zu, löste sich aber kurz vor Andris in Nichts aus – die Magieresistenz der Jordaini machte solche Waffen wirkungslos.
    Andris suchte nach ersten Anzeichen für die Wand. Er lächelte grimmig, als sich ein kurzes Stück hinter dem Hain eine Steinwand zu erheben begann. Azuthaner waren ein frommes Völkchen – eine Feuerwand wäre schwieriger zu durchdringen gewesen, doch ihr erster Impuls war es gewesen, sich mit dem Grau Azuths zu umgeben.
    Die Schamanin schleuderte ihre Saat gegen den Fuß der Wand und setzte zu einem hohen, klagenden Gesang an. Grüne Ranken erhoben sich aus dem Boden, krallten sich in die Wand und wuchsen so schnell empor wie diese.
    Als die Wand eine Höhe erreicht hatte, die genügte, um den Blick auf Angriff zu behindern, sprangen die Elfen aus den Bäumen und stürmten vor. Es war alles eine Frage der Zeit, da sie die Mauer durchbrechen mußten, ehe die wilde Magie erlosch und sich die Feiernden an der Verteidigung beteiligen konnten. Sie griffen nach den Ranken und kletterten an der rasch emporschießenden Wand nach oben. Als sie den höchsten Punkt erreicht hatten, griff Andris nach Kivas Arm und sagte: »Überwältigen. Sonst nichts.«
    Die Elfe schüttelte ihn ab, ging auf ein Knie, zog den Bogen von der Schulter und legte in einer einzigen fließenden Bewegung einen Pfeil auf, der im nächsten Moment die Luft zerschnitt.
    Ihr Pfeil bohrte sich durch das Herz des neuen Magistrats und ließ ihn mehrere Schritte nach hinten taumeln. Einen Augenblick stand der Mann da und starrte verblüfft auf den Schaft, der aus seiner Brust ragte.
    »Zu dumm, um zu verstehen, daß er tot ist«, sagte Kiva und griff über die Schulter nach dem nächsten Pfeil.
    Andris hielt ihr Handgelenk fest. »Hör auf!«
    »Zu spät.« Kiva sprang auf die andere Seite und riß ihn mit sich.
    Er rollte wie wild über den abschüssigen Untergrund, bis er schmerzhaft gestoppt wurde. Der Kampfeslärm dröhnte in seinen Ohren, als er sich erhob und sein Schwert zog.
    Die Magierin, die ihm zuvor aufgefallen war, ging auf einen der Elfen zu. Sie hielt das Schwert ihrer toten Partnerin in der Hand, Zorn loderte in ihrem Blick. Sie hob zu einem Zauber an, als sie sich näherte. Das Licht des Schwerts begann stärker zu pulsieren. Andris warf sich zwischen die Magierin und den Elfen – und bekam einen zuckenden Blitz aus karmesinroter Energie ab, der quer über seine Brust schoß.
    Wellen der Energie fuhren durch seinen Leib, ließen seine Haare um sein Gesicht tanzen und seine Haut zittern und zucken. Er

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