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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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Baumkronen und waren verschwunden. Andris blieb am Boden und vertraute darauf, daß sein transparentes Äußeres ihm Schutz genug bot. Er ging langsam weiter, stets auf der Hut vor einem Anzeichen für Azuths Mißfallen. Am Rand des Hains blieb er stehen und beobachtete aufmerksam die Lichtung vor ihm.
    Ein leuchtender Kreis war ins weiche Moos gezeichnet worden, so groß, daß er den Spiegel der Herrin und den größten Teil der Lichtung einschloß. Eine riesige, durchscheinende Kuppel überwölbte den Teich. Innerhalb des Kreises tobte wilde Magie. Magische Funken sprangen und zuckten, wobei sie den Nebel in immer neue Farben tauchten. Flüchtige, ausgelassene Illusionen schossen durch die Luft und spiegelten sich auf der Wasseroberfläche. Der Lärm von Brandung, Sturm und Gesang rollte wie Wellen über die Menschen hinweg, die im Inneren des Preises ausgelassen feierten. Sie trugen alle die graue Kleidung der Anhänger des Azuth und über ihrem Herzen das Symbol ihres Gottes. Bunte Feuer tänzelten um jede gestickte Hand und gaben den jeweiligen Rang des Feiernden an. Die Azuthaner jagten umher wie unbändige Kinder oder wanderten benommen hin und her, um mit den Händen durch den leuchtenden Nebel zu fahren. Ihre Lieder und ihr Lachen erhoben sich mit dem Mahlstrom, wurden verstärkt und von Abwehrzaubern verzerrt, die alles umschlossen.
    Nadage kam leise zu Andris. »Ruhe und Vorsicht«, wiederholte er genauso abfällig wie Kiva.
    Einige Personen hielten sich außerhalb des Kreises auf. Andris wies auf zwei Frauen, die Schwerter trugen und in praktische graue Tuniken und Hosen gehüllt waren. Rote Flammen tanzten um ihre Azuth-Symbole. »Diese Farbe läßt Erfahrung und Kraft erkennen. Diese Frauen gehören nicht zu den Klerikern, sondern sind Kämpferinnen, möglicherweise Kampfmagierinnen. Schaltet sie zunächst aus, danach die mit gelber Aura.«
    »Und der mit der weißen?« Der Elf wies auf einen großen Mann, dessen heiliges Symbol so strahlte wie ein kleiner Stern.
    »Der neue Magistrat«, sagte Kiva, die zu den beiden Männern stieß. »Vergeßt nicht, was wir von ihm zu erwarten haben.«
    Nadage blickte in die Baumkronen hinauf und stieß einen leisen Ruf aus, der von einem müden Vogel hätte stammen können, der durch ein Geräusch geweckt worden war. Als Reaktion schoß ein Pfeil durch das Laub und wurde weit in den Himmel getragen. Er wurde allmählich langsamer, als er sich dem Zenith seines Fluges näherte, dann flog er – immer schneller werdend – mitten in die Gruppe der Feiernden. Er traf die Kuppel und zerbarst. Lichtschwaden zogen wie ein Schutzschild über die Lichtung.
    Wie Andris erwartet hatte, löste der Pfeil einen Zauber aus, der Angreifer so lange aufhalten würde, bis sich die Feiernden vom Einfluß der wilden Magie befreit hatten. Gleichzeitig war es ihnen aber auch unmöglich, die schützende Kuppel zu verlassen.
    Die Feiernden waren so von ihrer wilden Magie gefesselt, daß sie kaum das jüngste Aufflammen magischen Feuers wahrnahmen. Die Wachen waren jedoch sofort in Bereitschaft gegangen. Eine der Kriegerinnen zog eine schmale Pfeife aus dem Gürtel und blies hinein. Andris hörte nichts, aber die Elfen hielten sich die Ohren zu.
    »Sie rufen die Hunde«, erklärte Kiva unter Schmerzen. »Das wird ihnen nicht viel nützen!«
    Die Wachen kamen zur gleichen Einsicht. Die Frau warf die Pfeife weg und zog ihr Schwert. Ihre Partnerin begann mit den Gesten für einen Zauber. Die karmesinroten Flammen rund um das heilige Symbol der Zaubernden schossen mit zunehmender Macht immer höher. Heiliges Feuer umgab die Klinge ihres Schwerts auf voller Länge.
    Andris atmete heftig ein. An seiner Seite war immer noch Nadage, der den Jordain besorgt ansah. »Nicht gut?«
    »Ein glühendes Schwert ist selten gut, es sei denn, man ist der, der es in Händen hielt.«
    Ein Sirren ertönte, und im nächsten Moment ragte ein Pfeil aus der Kehle der Kriegerin. Blut floß aus der Wunde, vermischte sich mit den Flammen Azuths und erstickte sie schließlich. Sie ließ das Schwert fallen und sank in die Knie, beide Hände um den tödlichen Pfeil gelegt.
    »Nein!« schrie Andris und wirbelte zu Kiva herum, die ruhig dastand und den Bogen in der Hand hielt.
    Das Wort platzte heraus, noch ehe ihm die Folgen klar waren. Nadage sah so entsetzt aus, wie Andris sich fühlte.
    »Das war nicht abgemacht«, zischte Nadage. »Wir sollten die Menschen ausschalten, nicht töten.« Er sah Andris zum ersten Mal in die

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