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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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versprach Kiva. »Dieses Monster ist nur ein Vorgeschmack auf das, was kommt.«
    Andris sprang auf und trat vor. Die Klingen von fünf Crinti-Kriegerinnen versperrten ihm den Weg, fünf graue Gesichter waren ihm zugewandt, und fünf leuchtend blaue Augenpaare, die wie kleine Flammen in all dem Grau aussahen, sahen ihn an.
    »Kiva hat dich nicht gerufen«, sagte eine der Crinti und betrachtete Andris wie etwas, das sie gerade von der Sohle ihres Stiefel abgekratzt hatte. »Du kennst deinen Platz, kehr dorthin zurück.«
    »Laß ihn reden«, entschied Kiva.
    Andris ging zwischen den Kriegerinnen hindurch und hockte sich neben Kiva. Er beugte sich so dicht an ihr Ohr, daß die wachsamen Crinti ihn nicht hören konnten, als er sagte: »Es kann nicht dein Ernst sein, daß du das Tor öffnen willst. Die Kabale muß zerschlagen werden, aber nicht gleich ganz Halruaa!«
    Die Elfe sah ihn mit ihren goldenen Augen stechend an. »Muß ich dich an die Elfenstadt im Sumpf von Kilmaruu erinnern, die von Akhlaur und zweien seiner Kohorten überschwemmt wurde? Würdest du es da als Ungerechtigkeit bezeichnen, wenn ganz Halruaa unter Wasser und Sumpfland verschwände?«
    »Willst du das?«
    Kiva schwieg einen Moment. »Nein«, flüsterte sie. »Die Gerechtigkeit verlangt, daß die Magier für das bezahlen, was sie getan haben. Es ist nicht nötig, daß ich das Land meiner Vorfahren vernichte.«
    »Deine Freundinnen scheinen das anders zu sehen.«
    Kiva stand auf. »Meine Freundinnen halten ihre Elfenahnen in Ehren und vernichten diejenigen, die das nicht tun.« Ihre Stimme war klar und laut, und ihr Blick erfaßte nicht nur Andris, sondern auch die kampfbereiten Crinti.
    Shanair bemerkte die Anspielung und betrachtete Andris mit größerem Respekt. »Der Mann hat Elfenblut?«
    »Würde ich mich sonst mit ihm abgeben?« gab Kiva zurück.
    Die Kriegerin drehte sich zu ihrer Bande um und stieß einen schneidenden, gutturalen Befehl aus. Sofort steckten sie – wenn auch widerwillig – ihre Klingen weg und kehrten zum Feuer zurück.
    Andris wurde klar, daß Kiva den Crinti erzählte, was sie hören wollten – so, wie sie es mit den Waldelfen und mit Jordaini gemacht hatte, die für sie im Sumpf von Kilmaruu und in Akhlaurs Sumpf gekämpft hatten, und ohne jeden Zweifel tat sie das auch mit ihm. Andris war überrascht, wie sehr ihn das schmerzte. Er hatte geglaubt, über Verrat und Halbwahrheiten hinaus zu sein.
    Mühsam konzentrierte er sich wieder auf die Unterhaltung über das Wehr. »Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir Kreaturen entfesseln, die sogar Shanair auf die Probe stellen«, fuhr Kiva fort.
    Die Crinti lachte laut und spöttisch über diese Bemerkung, ihre seltsam blauen Augen leuchteten erwartungsvoll. »Möge dieser Tag bald kommen, Schwester! Sag uns, wie wir uns vorbereiten sollen.«
    »Als erstes will ich, daß ihr eure Schwimmfertigkeiten verbessert.« Die Frauen lachten finster und nahmen dabei nicht wahr, daß der geisterhafte Mensch in ihrer Mitte gar nicht amüsiert war.
    * * *
    Andris erwachte am nächsten Morgen zur Geräuschkulisse von plätscherndem Wasser und von Waffen, die im Kampf geführt wurden. Er legte sein Schwert um und folgte den Geräuschen bis zu einem Fluß unweit des Lagers.
    Mehrere der Crinti standen bis zur Taille im Wasser und übten. Er hatte Kivas Bemerkung über das Schwimmen für einen Scherz gehalten, aber offenbar nahmen die Crinti sie ernst.
    Eine Weile stand Andris am Ufer und beobachtete die Crinti. Sie waren gut – er rechnete sie sogar zu den besten Kämpfern, die er je gesehen hatte –, doch ihre Lederrüstung und die schweren Waffen zehrten an ihren Kräften. Das Wasser machte sie schwerfällig und gerade einmal halb so schnell wie sonst. Angesichts der Enthüllungen in der vergangenen Nacht stellte das ein Problem dar.
    Die Kreatur, deren Schädel Shanair genommen hatte, würde sich nicht von Wasser oder Waffen aufhalten lassen. Andris hatte die Zeichnung eines solchen Ungeheuers in einem Buch gesehen, das sich mit Kreaturen aus der Ebene des Wassers befaßte. Er vermutete, daß das abgeschlachtete Monster irgendeine Reaktion gewesen war. Am Vorabend hatte Andris zum ersten Mal daran zu glauben begonnen, daß Akhlaur noch lebte, und er bezweifelte, daß die Diener des Magiers sich auf ein einziges Ungeheuer beschränkten.
    Vielleicht waren die Vorsichtsmaßnahmen der Crinti gar nicht so aus der Luft gegriffen.
    Andris nahm den Schwertgurt ab und hängte ihn an einen Ast.

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