Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
in den Perlen wiederholten, die seinen unzähligen winzigen Zöpfe zierten. Sein Gesicht war rund und paßte gut zu seinem Bauch. Matteo konnte sich den Mann nicht als einen jener Krieger und Gelehrten vorstellen, die das Leben der Jordaini formten.
Er suchte nach einer äußerlichen Ähnlichkeit, fand aber keine. Basel Indoulurs Haar war pechschwarz, die Nase gerade und klein, seine Haut hatte einen leicht olivfarbenen Ton. Wie die meisten Jordaini war Matteo stark und durchtrainiert wie ein Krieger. Mit einem Meter achtzig war er für einen Halruaaner groß, sein Haar, das im Sonnenschein temperamentvoll aufflammte, war kastanienfarben. Seine Züge waren markanter als die des Magiers, das Kinn stach deutlicher hervor und seine Nase hatte eine erkennbare Krümmung. Wenn der Mann wirklich sein Vater war, war es ihm nicht anzusehen.
»Wie kann ich dem Ratgeber Königin Beatrix’ helfen?« fragte Basel Indoulur und beendete die Stille, die schon zu lange gedauert hatte.
Matteo zog das Medaillon hervor. »Es ist einem Jordain verboten, magische Gegenstände bei sich zu führen. Könnt Ihr mir sagen, ob dies hier verzaubert ist und wenn ja, wie?«
Der Magier nahm das Teil und betrachtete es. Die juwelenbesetzte Ringe an seinen dicken Fingern funkelten bei jeder Bewegung. »Ein einfaches Stück.«
»Aber weist es irgendwelche Magie auf?«
Basel Indoulur gab es ihm zurück. »Ein Erkenntniszauberer könnte Euch mehr sagen. Ihr habt Meister Procopio gedient. Warum geht Ihr nicht zu ihm?«
Matteo wählte seine Worte sorgfältig. »Vor kurzem versuchte ich, mit Meister Procopio über Zephyr zu sprechen, einen Jordain, der gemeinsame Sache mit Kiva gemacht hat. Ich bin bemüht, mehr über Kiva zu erfahren, und hielt dies für einen vernünftigen Weg, um meine Nachforschungen anzustellen.«
»Aha.« Basel Indoulur hob eine Hand an den Mund, aber Matteo konnte gerade noch das flüchtige, zynische Lächeln auf den Lippen des Mannes bemerken. »So wie ich Meister Procopio kenne, hatte er kein Interesse, sich in dieses Thema zu vertiefen.«
»Jedenfalls ist es mir nicht aufgefallen.«
»Er wird stark auf alles achten, was auf eine weitere Untersuchung hindeutet. Wenn Ihr Euch mit dem Talisman an ihn wendetet, dann würde er sofort vermuten, dies sei ein Teil Eurer Suche.«
Vielleicht war es das auch. Ein schützender Talisman würde erklären, warum Keturah sich so lange ihrer Gefangennahme hatte entziehen können. »Kann er magisch aufgespürt werden?«
Basel Indoulur warf ihm einen schiefen Blick zu. »Wenn dem so wäre, dann würde er nicht viel Schutz bieten.«
»Wohl wahr«, nickte Matteo und stand auf.
Er wollte Basel danken und gehen, als der die Hand hob und ihn zurückhielt. »Eure Augen verraten mir, daß Ihr unsicher seid, ob Ihr mir trauen sollt. Das ist ein Zeichen von Vorsicht. Ihr seid nicht zu Procopio Septus gegangen. Das ist ein Zeichen von Weisheit. Wenn mein alter Freund auf Euch wütend ist – und ich muß kein Erkenntniszauberer sein, um zu wissen, wie wahrscheinlich das ist –, dann könnte es sein, daß er Euch entweder meldet, weil Ihr ein magisches Objekt bei Euch führt, oder aber er verlangt, daß Ihr es ihm aushändigt. Es wäre sein gutes Recht.«
»So wie es Euer gutes Recht ist.«
»Stimmt«, gab Basel zu. »Ihr habt keinen Grund, mir zu vertrauen. Und doch seid Ihr hier. Wenn Ihr nichts anderes von dem glaubt, was ich gesagt habe, so glaubt mir zumindest dieses: Wenn das Medaillon eine Gefahr in sich bergen würde, wenn auch nur der Hauch einer Gefahr für Tzigone bestünde, würde es diesen Raum nie mehr verlassen.«
Matteo konnte seine Überraschung nicht verbergen. Indoulur nickte bestätigend. »Ja, ich weiß, daß Tzigone die Tochter Keturahs ist. Ich kannte Keturah, und ich erkenne ihren Talisman. Er hat ihr länger gut gedient, als ich es für möglich gehalten hätte.«
Die Gedanken rasten durch Matteos Kopf. »Werden andere das Medaillon erkennen? Könnte es eine Verbindung zwischen Tzigone und Keturah sein?«
»Kaum. Keturah erwarb den Talisman, kurz bevor sie aus Halarahh floh. Wir waren seit unserer Kindheit befreundet. Nach ihrer Flucht wandte sie sich einige Male an mich, als sie Hilfe brauchte.«
Matteo war angesichts der Enthüllungen wie betäubt. Wenn das, was Exchelsor über Keturah gesagt hatte, stimmte, dann hatte sich Basel Indoulur über die halruaanischen Gesetze hinweggesetzt und die Todesstrafe riskiert, indem er ihr half.
»Weiß Tzigone
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