Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
Chancen nur schmälern würde. Er verbeugte sich leicht, ohne den Blick von ihr zu nehmen – der förmliche Salut eines Jordain vor einer Magierin von großer Macht und hohem Rang.
Unangenehm überrascht wurde Tzigone klar, daß er sie genau so betrachten würde, wenn sie diese Prüfung bestand.
»Es wird so geschehen, Herrin, wie Ihr es sagt«, sagte er leise und ohne eine Spur des freundschaftlichen Spotts in seinen Worten. »Möge Mystra Euch führen und stärken.«
Tzigone sah ihm nach, eine Hand hatte sie über den Mund gelegt, um nicht zu lachen – oder zu schluchzen. In diesem Augenblick war sie nicht sicher, wie sie weitermachen sollte. Matteos förmliche Verabschiedung mochte absurd klingen, doch sie war das, war vor ihnen lag.
Sie zuckte die Achseln. »Ich kann das Duell immer noch ausfallen lassen und den alten Schneefalken später töten.«
Dieser hervorragende Kompromiß, den sie nur halb im Scherz ausgesprochen hatte, hob ihre Laune beträchtlich. Sie hob die Bücher ihrer Mutter auf und ging zum Turm, um sich auf die vor ihr liegende Herausforderung vorzubereiten.
* * *
Als die Farben des Sonnenuntergangs am Himmel verblaßten und sich der sanfte Purpurschleier der Dämmerung über das Land legte, versammelte sich eine große Zuschauermenge am westlichen Ende des Duellfelds. Handwerker und niedere Magier waren den ganzen Tag über damit beschäftigt gewesen, eine behelfsmäßige Arena zu errichten, die hoch um das Feld aufragte. Am Rand des Feldes war eine Bühne aufgebaut worden, auf der Stühle für die Senatoren und Throne für den König und seinen Anhang standen.
Beatrix war da, edel gewandet in ihre üblichen Farben Silber und Weiß. Der einzige Hinweis auf ihr bevorstehendes Verfahren waren die zwei Magier, die zu beiden Seiten von ihr standen, sowie die bewaffneten Wachen, die den Bühnenrand an drei Seiten säumten.
Tzigone kam als erste aufs Feld. Sie hatte Matteos Rat befolgt und trug eine einfache Tunika statt ihres Schülerinnengewands. Sie wiederholte die Herausforderung und hörte zu, wie ein Herold die Kampfregeln vortrug.
Die Menge raste, als Procopio auf das Feld kam. Auch er war schlicht gekleidet, möglicherweise, um den Unterschied zwischen seinem Rang und dem seiner Herausforderin zu überspielen. Es würde nur wenig Ehre bedeuten, ein einfaches Mädchen zu vernichten. Als er die vorgeschriebenen Verbeugungen vollzog, gab er sich besondere Mühe, Tzigones Heldentaten in den jüngsten Schlachten und im Sumpf von Akhlaur zu erwähnen.
Die Kämpfer begaben sich in die Mitte des Feldes und stellten sich so auf, daß sie einander mit stechenden Blicken in die Augen sehen konnten. Procopio hob die weißen Brauen, als er sah, wie groß die Arena war, die Tzigone vorschwebte – das Maximum, das für ihren kombinierten Rang und Status erlaubt war. Ein verschlagener Blick lag in seinen Augen, als er ihre mutmaßliche Strategie erkannte. Er stimmte mit einem Kopfnicken zu.
Sie wandten sich voneinander ab und durchschritten die halbe Länge der Arena, dann blieben sie stehen, drehten sich wieder um und sahen einander an. Eine flimmernde Wand erhob sich und bildete einen riesigen Würfel zwischen ihnen. Dann gingen die Kämpfer an den Rand, um Verteidigungszauber vorzubereiten.
Matteo kam zu Tzigone. »Ein letzter Ratschlag?« fragte sie gutgelaunt.
Er runzelte die Stirn. »Procopio war mein Herr. Ich kann nicht über seine Geheimnisse sprechen, aber ich kann dich an Dinge erinnern, die jedem offensichtlich sind. Er ist stolz, arrogant und klein.«
Sie sah ihn einen Moment lang an, dann grinste sie. »Damit kann ich etwas anfangen.«
Das Krummhorn ertönte und verkündete den Beginn des Duells. Tzigone und Procopio nahmen ihre Plätze am Rand der magischen Arena ein. Als der letzte Ton erklang, machten beide gleichzeitig einen Schritt nach vorn.
Sofort begann Tzigone zu singen. Procopio stand abwartend da, die Arme verschränkt, die Beine breit. Seine schwarzen Augen suchten die Arena nach dem Auftauchen einer heraufbeschworenen Bestie ab.
Ein kleiner Behir mit blaßblauen Schuppen erschien auf dem Duellfeld, eine Kreatur, die kaum zu beeindrucken vermochte und dem Magier nur wenig anhaben konnte – abgesehen von seiner strategischen Position. Der Behir nahm zwischen Procopios Füßen Gestalt an.
Das Tier schüttelte sich kurz, erfaßte die Situation und griff an. Der kleine, schmale Kopf schoß empor, und die Kristallzähne fanden ein leichtes Ziel. Ein leichtes Zischen
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