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Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier

Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier

Titel: Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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sie mit dem Geschick eines Dschungelwesens das Gewirr aus Ranken und Asten durchschritt.
    Keturah sah ihr besorgt und nachdenklich nach. Doch hatte sie sich eines weiteren Schuldigen anzunehmen, und als sie sich dem bleichen jungen Mann zuwandte, war der Zorn wieder in voller Heftigkeit entbrannt.
    »Wenn du auch nur einen weiteren Tag in diesem Turm bleiben willst, Dhamari, dann wirst du mir dein Magierehrenwort geben, nie wieder einen solchen Zauber zu versuchen.«
    Es war eine harsche Bedingung, die sie ihm stellte, aber sie hielt sie für angemessen. Ein solches Versprechen wurde weder leichtfertig gegeben noch gefordert. Es gab kein Bedauern oder Ableugnen. Kein Magier konnte zurück, nicht einmal, wenn er es von ganzem Herzen wollte – auch nicht, wenn er so sein eigenes Leben hätte retten können.
    Nichts davon schien den aufstrebenden Magier zu interessieren. Seine Stiefel qualmten immer noch von seinen Versuchen, die vom Kobold entfachten Flammen auszutreten. Sein Gesicht erinnerte an das eines Harlekins: blaß auf der einen Seite, vom aufsteigenden Rauch gerötet auf der anderen. Der Schmerz verhinderte, daß er seine Augen ruhig hielt, zudem waren sie wie durchsichtig von Entsetzen. Als Dhamari die Bedeutung von Keturahs Worten verstand, hatte die Erleichterung auf seine Miene eine fast schon heilende Wirkung. Er ergriff Keturahs Hände und kniete nieder.
    »Mystra ist gnädig, aber Ihr seid ihr ebenbürtig«, haspelte er. »Die Herrin segne Euch! Ich war davon überzeugt, daß Ihr mich wie Kiva aus dem Turm verstoßen würdet.«
    »Das werde ich auch, wenn du nicht schwörst. Sei so gut und bändige deine Freude.« Sie entzog ihm ihre Hände. »Was ich von dir erwarte, ist nicht unbedeutend.«
    »Das ist mir klar, Herrin«, pflichtete er ihr bei, doch seine Erleichterung war so groß, daß ihn ihre Schelte nicht in Verlegenheit zu bringen schien. Er stand auf und nahm ein goldenes Medaillon ab, das er um den Hals trug. Darauf befand sich sein Siegel, die magische Rune, die seine Signatur und noch weit mehr war. Er gab es ihr als symbolischen Akt, um ihr zu zeigen, daß er sein Schicksal ganz in ihre Hände legte. Dann schob er die Ärmel hoch, schloß die Augen und hob die Arme, um die für den Zauber angemessene Stellung einzunehmen.
    »Bei Wort und Wind, bei Sonne und Stern, bei den heiligen Flammen der Herrin Mystra und bei der Magie, die sie mir gewährt, schwöre ich, daß ich niemals in diesem Leben und auch in keinem späteren eine Kreatur heraufbeschwören werde, die ich nicht verstehe und die ich nicht kontrollieren kann!« Er öffnete die Augen und sah Keturah ernst an. »Diesen Eid leiste ich gern und aus freiem Willen, wie ich es immer wieder tun werde, wenn Ihr es von mir verlangt.«
    Sein Blick und sein Ton ließen erkennen, daß er es ehrlich meinte. »Genug«, sagte Keturah und gab nach. Sie schickte ihn den Gärtner holen, der sich der Ranken und Blumen annehmen sollte. Dhamari zog sich so schnell zurück, als fürchtete er, sie könne es sich anders überlegen, wenn er auch nur einen Moment zögerte.
    Als Keturah allein war, sah sie sich die Bescherung an. Sie stellte zwei Zauberbücher zurück in ein leeres Regal und begann, zwischen den Ranken nach den übrigen zu suchen. Sie preßte die Lippen verärgert aufeinander, als sie inmitten der Ranken ein verkohltes und zerknittertes Pergament entdeckte. Sie nahm es an sich, glättete es und hoffte, daß es nicht aus einem ihrer kostbaren Bücher stammte.
    Auf den ersten Blick sah sie, daß dem nicht so war. Der größte Teil des Blatts war verbrannt, der Rest war braun und an den Rändern brüchig, dennoch konnte sie noch einige sonderbare Schriftzeichen erkennen. Sie waren ihr unvertraut – kantig, winklig, elegant und zugleich äußerst bedrohlich.
    Keturah blies Ruß und Asche weg, um den Fetzen genauer betrachten zu können. Sie kannte weder den Zauber noch die Sprache, in der er geschrieben war, doch die Zeichen erinnerten an die Schrift der Elfen. Von einer unangenehmen Vorahnung getrieben verließ sie ihr Labor und begab sich in die Privatbibliothek, einen kleinen Raum, in dem sie die Schätze aufbewahrte, die sie von ihrem letzten Herrn geerbt hatte. Aus einem versteckten Tresor zog sie ein großes, dünnes Buch hervor.
    Das Buch war ein Artefakt, das wertvollste, das Keturah besaß. Es enthielt nur zwei Bögen hauchdünnen, absolut glatten Elektrums. In das linke Blatt war eine leere Schriftrolle geätzt, in das rechte ein

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