Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
Laraken sie sich in sich aufgenommen hat, so wie wir essen.«
Andris schüttelte den Kopf. »Der Laraken war nur ein Leiter. Die gestohlene Lebensenergie wird im Herzen eines uralten Edelsteins gesammelt, der Magie speichert.«
»Bist du dir sicher?«
»Ich sah einen ähnlichen Edelstein im Khaerbaal-Sumpf. Ich brachte ihn Kiva, und sie zerschlug ihn. Ich sah, wie die Elfengeister, die seit Jahrhunderten in ihm gefangen waren, befreit wurden. Ich habe noch nie zuvor solche Freude gesehen! Jedesmal, wenn es schwer auf mir lastete, daß ich Kiva gefolgt war, dachte ich an diesen Augenblick und an meine Beteiligung.«
Matteo nickte und begann zu verstehen, was Andris angetrieben hatte.
»Wirst du mir helfen?« wollte Andris wissen.
Matteo zögerte noch immer. »Du verlangst von mir, daß ich ein Artefakt vernichte, das Zalathorms Herrschaft stützt?«
»Wieso nicht? Hast du nicht selbst gesagt, daß aus der Allianz mit dem Bösen nichts Gutes entstehen kann? Du sprachst auch vom Konflikt zwischen den drei Herren eines Jordain: Wahrheit, Halruaa und die Magierherren. Es wird Zeit, daß die Wahrheit gesagt wird, und vielleicht wirst du wählen müssen zwischen deinem Herrn und dem Wohl Halruaas.«
Matteo überlegte, ob Zalathorm das beabsichtigt hatte. Vielleicht war die Kabale dieses mysteriöse Etwas, unter dessen Bann Beatrix stand.
»Ich werde darüber nachdenken«, erklärte Matteo schließlich. »Im Gegenzug versprichst du mir, daß du nicht ausbrechen wirst. Schwöre es bei deiner Elfenehre.«
Etwas Leeres, Kaltes in Andris’ Augen taute. »Ich hatte nicht gedacht, daß du verstehen würdest, was es mir bedeutet.«
»Ganz verstehe ich es auch noch nicht, aber ich beginne zu begreifen, wie wichtig die Herkunft ist.«
Er streckte die Hand aus, und sie umfaßten das Handgelenk des jeweils anderen wie Kameraden, die nie getrennte Wege gegangen waren. »Du wirst es nicht bereuen«, schwor Andris.
»Das muß ich nicht. Ich bereue es jetzt schon«, erwiderte sein Freund nur halb scherzhaft.
Der Gang endete an einem verschlossenen Tor. Matteo hob die Stimme, um die Wachen zu rufen. Prompt kam ein ganzes Bataillon marschiert, aus dem Matteo den Mann heraussuchte, der das Abzeichen eines Befehlshabers trug.
»Ihr werdet diesen Mann freilassen«, erklärte er.
Der Wächter sträubte sich. »Auf wessen Geheiß?«
Matteo hob eine Braue, eine gebieterische Geste, die Andris sofort ernst werden ließ. Der Wachmann senkte ängstlich den Kopf. »Ich will nicht mit dem Ratgeber des Königs diskutieren, doch der Mann hat soeben einen Fluchtversuch unternommen.«
»Ich habe sein Wort, daß er vor mir nicht fliehen wird. Hat er Euch etwas anderes gesagt?«
Der Wachmann öffnete den Mund, preßte dann aber die Lippen aufeinander und erwiderte schließlich: »Nein.«
Matteo wies nachdrücklich auf die Tür. Die Wachen begannen, die Schlösser zu öffnen und die magischen Schutzzeichen zu entfernen.
»Du machst das gut«, murmelte Andris, während sie durch den Korridor gingen. Ein Hauch des vertrauten Funkelns war in seine durchscheinend braunen Augen zurückgekehrt. Seine Stimme verriet etwas von der früheren Kameradschaft zwischen den beiden.
Matteo sah Andris von der Seite an. »Meine Fähigkeiten scheinen sich zu steigern. Ich hätte nicht gedacht, daß ich den Tag erlebe, an dem ich Andris überliste – und dazu noch mit einer Tischplatte! Es heißt, ein Mann ist so gut wie die Waffe, die ihn besiegt.«
Der geisterhafte Jordain schnaubte. »Nur weiter so. Koste den kurzen Triumph aus.«
»Das habe ich vor! Wenn es so weitergeht, werde ich dich bald auch im Kampf besiegen.«
Andris lächelte breit. »Wie sagte doch jüngst ein weiser Mann: Sei so gut und wiederhole diesen Gedanken, so oft es geht. Wenn es wahr ist, daß Worte Macht haben, können sie das vielleicht wahr werden lassen.«
FÜNFTES KAPITEL
D ie Luft war voll vom Duft seltsamer Kräuter, und die sanfte Musik von Flöten und Streichern folgte Matteo durch den Gang im Reich der Grünmagi, einem Flügel des Palastes, in den die Diener und Höflinge auf der Suche nach kamen.
Matteo hielt an einer offenen Tür an und betrachtete lange Zeit den großen Mann, der auf zahlreiche Kissen gebettet in einem schmalen Bett lag. Themo, Matteos Jordain-Freund und Klassenkamerad, war nach einem langen unnatürlichen Schlaf endlich erwacht. Seine Augen waren offen und konzentriert, und er sah mit nachdenklichem Blick aus dem Fenster.
Matteo klopfte an den
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