Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
Türrahmen. »Der Ratgeber des Königs kommt mich besuchen«, sagte Themo, ohne aufzublicken.
Die Mundwinkel des Jordain verzogen sich zu einem Lächeln, »Woher wußtest du das?«
»Du bist der einzige, der klopft. Die Grünmagi platzen zu jeder Stunde wie rasende Orks hier herein.«
»Wenigstens mangelte es dir nicht an Gesellschaft.« Matteo trat ein und stellte sein Geschenk, eine kleine Flasche goldenen Haerlu-Weins, auf den Nachttisch.
Themo schnappte sich die Flasche, zog den Korken mit den Zähnen heraus und nahm einen tiefen Schluck. Mit dem Handrücken wischte er sich den Mund ab.
»Du sprachst von Orks und ihrem Benehmen?« fragte Matteo ironisch.
Der große Jordain zuckte die Achseln. »Ich schmiede das Eisen lieber, solange es noch heiß ist. Du weißt, wie die Jordaini-Meister über Wein denken.«
Matteo nahm auf dem einzigen Stuhl Platz. »Du scheinst dich damit abgefunden haben, zum Kolleg zurückzukehren.«
»Habe ich eine andere Wahl?«
Es war eine rhetorische Frage, aber Matteo beantwortete sie trotzdem. »Folge deinem Herzen und werde Krieger, kein Ratgeber.«
Überrascht riß Themo die Augen auf. »Ist das möglich?«
»Es ist ungewöhnlich, aber nicht ganz undenkbar. Eine Entlassung durch Zalathorm würde dich von deinen Eiden befreien.« Matteo sah den nüchtern dreinblickenden Mann scharf an. »Ich dachte, diese Aussicht würde dir gefallen.«
Themo warf die Decke zur Seite und ging zum Fenster. Er stützte sich auf dem Sims ab, als könnte er ohne diesen Hak die Last nicht tragen, die auf ihm ruhte. »Ich bin nicht sicher, ob ich Krieger sein soll.«
»Das ist eine merkwürdige Einstellung für den besten Kämpfer, der im letzten Jahrzehnt das Jordaini-Kolleg verlassen hat.«
Der Jordain lachte auf, aber es war kein humorvolles Lachen. »Wahrheit, Halruaa und die Magierherren«, sagte er. »In den beiden letzten Kategorien scheinst du dich gut zu machen, aber ich habe das Gefühl, daß bei dir die Wahrheit etwas kurz kommt. Wie oft hast du mich besiegt? Wie oft hat Andris mir die Klinge an die Kehle gehalten? Ich bin sicher der größte von uns dreien, aber bestimmt nicht der beste.«
»Du hast etwas, das uns fehlt. Du kämpfst mit Leidenschaft, ja mit Freude.«
Themo wandte sich ab. »Das tun die Dunkelelfen auch.«
Matteo blinzelte überrascht, dann verstand er. »Die Dunkelelfen haben deine Liebe für den Kampf entdeckt und gegen dich gerichtet. Das ist dir widerfahren, und das läßt dich jetzt noch zweifeln. Sie haben sie pervertiert, Themo.«
»Aber nicht sehr«, erwiderte der große Mann. »Während dieser Schlacht habe ich jeden Fehler noch einmal durchlebt, den ich je gemacht habe, und sah jedes finstere Geheimnis, das ich in mir trage – und das war nicht alles. Es war, als sei ich für jeden Fehler und jedes Vergehen in der Geschichte ganz Halruaas verantwortlich.«
Furcht brannte gallenbitter in Matteos Kehle. Wenn Themo bei dem kurzen Kampf gegen die Dunkelelfen schon so gelitten hatte, wie mochte es Tzigone dann im Finsteren Feenhof ergehen? Bislang hatte Matteo seine Sorge um sie mit Erinnerungen an ihren skurrilen Sinn für Ehre überspielen können. Tzigone war kein Paladin, aber sie hatte Mut und ein gutes Herz.
Doch wenn es möglich war, Themo mit Wissen um die Geschichte zu quälen, wieviel schlimmer mochte dann die Folter sein, die sich aus Tzigones Gabe der rückblickenden Erkenntniszauberei herausholen ließ? Sie konnte die Vergangenheit erleben und so lebhaft wiedergeben, wie es sonst ein geschichtenerzählender Illusionist vermochte.
»Es tut mir leid, Matteo. Wer in Rothe-Fladen tritt, sollte seine Schuhe nicht auf dem Teppich eines Freundes abtreten.«
Matteo sah auf, da ihn dieses seltsame, unbekannte Sprichwort irritierte. »Bitte?«
»Ich wollte nicht meine Sorgen auf deinen Schultern abladen«, präzisierte Themo, der Matteos plötzlichen Ernst falsch auffaßte, seine Aussage.
Er zuckte die Achseln. »Keine Magie, keine Strafe«, wiederholte, er einen Spruch, die sie in jungen Jahren oft verwendet hatten. Diese Worte wirkten wie eine Inspiration. Als Jungs hatten sie sich gerauft wie ein Wurf junger Hunde. Einige der schönsten Erinnerungen Matteos betrafen die Momente, in denen er, Andris, Themo und die anderen jungen Jordaini sich auf dem Boden gewälzt hatten.
»Das Leben im Palast wird mein Untergang sein«, klagte er und klopfte auf seinen flachen Bauch. »Zuviel Wein, zu wenig Sport. Ich wäre für jeden Übungskampf
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