Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
Matteo jeden Angriff abfing und entsprechend erwiderte.
Schließlich blieb beiden Jordaini der Atem weg, und sie trennten sich voneinander.
»Ich habe gewonnen«, meinte Themo überrascht.
Auch wenn es eigentlich ein Unentschieden war, widersprach Matteo nicht. Themo hatte wiedergefunden, was er verloren hatte. Matteo verabschiedete sich und redete beschwichtigend auf die schmallippigen Grünmagi ein, die sich versammelt und das Scheingefecht beobachtet hatten. Als er ging, hörte er Themos ironische Erwiderungen auf die Schelte seiner Heilerin, die ihren Ausführungen rasch die Hitzigkeit nahmen. Das letzte, was er hörte, war das Lachen der Grünmaga, das überrascht, zufrieden und sehr weiblich klang.
Matteo lachte leise und war zufrieden, daß Themo seinen für Jordaini untypischen Neigungen nachgehen konnte. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sich der große Mann bei der erstbesten Gelegenheit in die Hafenstadt Khaerbaal begab, um seine Bekanntschaft zu einer gewissen fröhlichen Kellnerin aufzufrischen.
Sein Lächeln verschwand, als er daran dachte, daß Tzigone, die Freundin, die ihn am dringendsten brauchte, nicht so leicht zu erretten war.
* * *
Tzigone hatte sich noch nie so müde gefühlt. Sie rang nach Luft und ließ sich zu Boden sinken, ohne sich um das getränkte Moos oder die Kälte zu kümmern.
Die dunklen Feen waren zurück. Diesmal hatten sie ihr die Erinnerung an die ersten Jahre ihres Lebens entrissen, die Zeit nach der Gefangennahme ihrer Mutter, in der sie als Kind völlig auf sich angewiesen gewesen war. Jahrelang hatte Tzigone versucht, diese Erinnerungen zu wecken, weil sie gehofft hatte, in ihnen den Schlüssel zu finden, wer sie war. Jetzt war sie dankbar für die Finsternis, die sie so lange vor ihr verborgen hatte.
Tzigone ließ sich auf den Rücken fallen und zwang sich, langsam und tief zu atmen. Es kam ihr vor, als sei sie stundenlang gerannt, auf der Flucht vor einer entsetzlichen Erinnerung, nur um sich in einer anderen wiederzufinden. Sie wäre immer noch gelaufen, doch die Finsteren Feen hatten sie aus dem Alptraum entlassen. Wenn sie sie quälten, bis ihr Herz den Dienst versagte, würden sie sich an ihr nicht mehr ergötzen können.
Auf der Suche nach Ruhe und einer Fluchtmöglichkeit reiste sie tief in ihre Erinnerung zurück. Sie ließ die Traumata eines Straßenkindes hinter sich, ebenso die Zeit als Tochter einer Magierin auf der Flucht. Die Geheimnisse ihres Lebens waren offengelegt worden. Wenn es eine Antwort für sie gab, einen Ausweg aus diesem nie endenden Gefängnis, dann nicht in ihrem Leben, sondern in dem ihrer Mutter ...
* * *
Die Dämmerung war angebrochen, Keturahs Lieblingstageszeit. Die drei jungen Magier, die bei ihr waren, schienen so froh wie sie, unter freiem Himmel sein zu können. Gemeinsam standen die vier auf dem Flachdach des Gästehauses und sahen zu, wie die untergehende Sonne die Unwetterwolken über dem Halruaanischen See in einen Drachenhort aus Gold, Rubinen und Amethysten verwandelte. Hinter ihnen ragte Keturahs Turm auf, dessen grüner Marmor im schwindenden Licht leuchtete.
Keturah sah zu, wie die Lehrlinge einen simplen Anrufungszauber übten. Im Lauf des Tages hatte sie ihnen erklärt, wie man Fledermäuse rief, die mit Anbruch der Nacht herauskamen – winzige Chamäleonfledermäuse, die vor den von der Sonne beschienenen Wolken ihre Farbe änderten.
Die Jüngste unter ihnen, ein Mädchen, das noch nicht pubertierte, trug Handschuhe aus hellrosa Seide. Eine Fledermaus landete auf ihrer Hand und hing von ihrem Finger herab. Das Mädchen lachte ausgelassen und begeistert – der Zauber der Kindheit, vermischt mit dem Zauber ihrer sich entfaltenden Kunst. Keturah freute sich mit ihr.
Im Garten unter ihnen ertönte eine Glocke, die einen Gast ankündigte, der zu wichtig war, als daß man ihn hätte ignorieren können. Keturah bedeutete ihren Schülern weiterzumachen, während sie sich nach unten begab.
Ihr Gast war ein Elf, ein gutaussehender Mann mit kupferner Haut und einem ausgesprochen attraktiven Gesicht. Wegen seiner traditionell weißen Kleidung und den Farben Hellblau, Grün und Gelb auf seinem Medaillon hätte man ihn für einen Krieger oder Höfling halten können. Keturah kannte ihn vom Sehen und wußte, wie er hieß, so wie die meisten in der Gesellschaft von Halarahh. König Zalathorm lebte zwar möglicherweise zurückgezogen, doch von seiner Königin konnte man das nicht sagen. Fiordella machten große Feiern und
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