Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
war das Anwesen der Belajoon-Familie. Es war alt, ausladend und seit vier Generationen die Heimat von Magiern und etlichen Zweigen der Familie. Wie die meisten halruaanischen Gebäude beherbergte auch diese Villa ihre Geheimnisse.
In einer Kammer unter dem ältesten Gebäude des Anwesens kniete ein alter Mann vor einem gläsernen Gewölbe. Darin lag sein größter Schatz, seine junge, angebetete Ehefrau Sinestra. Sie war tot, doch sie war nicht in der Schlacht gestorben, sondern mysteriöse Magie hatte sie umgebracht.
Schuld mischte sich in die Trauer, die Uriah Belajoon empfand. Seine Blütezeit lag lange hinter ihm, und sein Name würde nie in einem Atemzug mit den großen Magiern Halruaas gekannt werden. Von seinem Reichtum und seiner völligen Hingabe abgesehen hatte er einer Frau wie Sinestra nur wenig zu bieten gehabt. Aber es gab mehr als nur einen reichen Mann in Halruaa, und Uriah hatte bemerkt, wie viele Blicke Sinestra gefolgt waren. Er hatte ihr einen Schutztalisman geschenkt, einen Edelstein, der sie sofort nach Hause bringen sollte, wenn ein anderer Mann sie berührte.
Sie war nach Hause gebracht worden. Uriah hatte sie in ihrem Bett vorgefunden, wenngleich ihr starres Gesicht seltsam verändert war. Daß sie es war, hatte Uriah anhand des Rings erkannt, den sie trug, sowie anhand anderer kleiner Kennzeichen, von denen er hoffte, daß nur er sie wiedererkennen würde.
Sinestras Tod hatte ein beunruhigendes Geheimnis enthüllt: Ihre Schönheit hatte sie der Magie zu verdanken. Das hätte Uriah nie vermutet. Gut, er war nicht der mächtigste Magier, doch Sinestra war seine Schülerin gewesen, und er hatte bei ihr nie eine ungewöhnliche Begabung wahrgenommen. Der Magier, der Sinestra das Gesicht einer Göttin gegeben hatte, mußte seine Kunst auf einem Niveau beherrschen, das weit über Uriahs Verstand hinausging.
Vielleicht hatte sein Mangel an magischem Geschick ihren Tod herbeigeführt! Vielleicht hatte sein Schutzzauber das Werk eines größeren Magiers vergiftet. Der Gedanke quälte Uriah, bis er ihn nicht mehr ertrug.
Er stand auf und ging los, um einen Inquisitor zu suchen, einen speziell ausgebildeten Magier aus dem Tempel des Azuth. Wenige Magier waren so geübt wie die Bluthunde, wenn es darum ging, die Herkunft eines Zaubers festzustellen.
Vor Einbruch der Dunkelheit kehrte er mit einem großen, schmalen Mann zurück, dessen Miene wenig Zweifel daran ließ, wie er über diesen Botengang dachte. Uriah vermutete, daß der Mann ihn nicht begleitet hätte, wäre nicht der Ruf des Belajoon-Clans im Spiel gewesen. Den Bluthund erwartete zwar eine großzügige Entlohnung, doch das änderte nichts daran, wie er über seinen Auftraggeber dachte.
Es war Uriah schon lange egal, wie andere Halruaaner über ihn dachten. Er führte den Mann zu Sinestras Grab und ließ ihn seine Arbeit tun, während er sich in der gegenüberliegenden Ecke der Kammer aufhielt und aufmerksam zusah, wie der Bluthund seine Zauber wirkte.
Die Miene des Bluthunds wandelte sich von Ungeduld zu Unglauben. Schließlich ließ er seinen Stab sinken und sah Uriah an.
»Ich habe gravierende Neuigkeiten.«
Der alte Magier stählte sich in der Erwartung, sein Zauber und seine Unfähigkeit hätten den Tod seiner geliebten Sinestra herbeigeführt.
»Eure Frau stand unter einem Zauber, der sie sofort zu Euch zurückbringen sollte, wenn ein anderer Mann sie berührte.«
Uriah bestätigte das mit einem Nicken.
»Der Mann, der sie berührte, war Meister Basel Indoulur.«
Eine Weile sahen der Magier und der Bluthund einander an, unfähig, diese Wahrheit hinzunehmen. Schließlich regten sich in Uriahs Herz Gefühle. Da war Furcht, weil Basel ein angesehener Beschwörer war, doch diese Furcht verblaßte vor seinem Zorn, dem eine tödliche Entschlossenheit folgte.
»Seid Ihr sicher?«
Seine Stimme war ruhig, aber düster. Im Blick des Bluthunds war ein Hauch von Respekt zu erkennen.
»Ohne Zweifel. Was soll ich mit diesem Wissen anfangen?«
Uriah überlegte. Daß er Sinestra rächen würde, stand außer Frage. Sein Problem war, daß er keine Ahnung hatte, wie er vorgehen sollte!
Er nahm eine schwere Goldkette vom Hals und gab sie dem Bluthund. »Behaltet es bis auf weiteres für Euch. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich Euch für eine Inquisition rufen. Euch, sonst niemanden!«
Ehrgeiz blitzte in den Augen des Bluthunds auf. In diesen unsicheren Zeiten suchten Halruaaner in jeder Ecke und unter jedem Bett nach Verrätern. Wenn
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