Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
erkannte. Sie griff in ihren Beutel und betastete dessen Inhalt, bis sie die gesuchte Zauberkomponente gefunden hatte. Dann erhob sie sich und stieß in dem grobschlächtigen Elfendialekt, den die Crinti mit so viel Stolz benutzten, einen Ruf aus.
Die Späherin wirbelte herum und zog das Schwert, während sie sich vorsichtig umsah. Ihr mißtrauischer Gesichtsausdruck wandelte sich erst dann zu einem Lächeln, als Kiva aus ihrem Versteck hervortrat.
Xerish machte einen Satz nach vorn und drückte Kiva so fest an sich, als wollte sie sie erdrücken. »Elfenschwester! Ich bin so froh, daß du nicht tot bist!«
»Dafür bin auch ich sehr dankbar«, erwiderte Kiva mit soviel Wärme, wie sie aufbringen konnte. Rasch löste sie sich aus den Armen der Crinti und hielt ihr ein kleines, stark angelaufenes, Silbermedaillon hin. »Ich habe dir etwas mitgebracht.«
Die Crinti nahm das Schmuckstück und betrachtete es aufmerksam.
»Öffne es«, sagte Kiva.
Xerish fand den Verschluß. Im Medaillon lag eine weiße Haarlocke. Sie sah Kiva erstaunt an.
»Relikte«, erklärte die Elfe und bestätigte Xerishs unausgesprochene Frage. »Das einzige, was noch von Mahidra verblieben ist, der Kriegerin, die euren Clan gegründet hat.«
Die Crinti legte sich das Medaillon rasch um. Überwältigt richtete sie sich auf und salutierte vor Kiva, indem sie die Fäuste gegen die Schultern schlug. »Ich schwöre dir, daß ich mich dieser Ehre als würdig erweisen werde. Mein Leben gehört dir.«
Ein Lächeln huschte über Kivas Gesicht. »Sag mir, wie wir uns in der letzten Schlacht geschlagen haben.«
Das graue Gesicht wurde ernst. »Schlecht. Viele Crinti wurden durch die Halruaaner getötet, einige flohen vor den finsteren Feen. Späher führen die Überlebenden zusammen. Noch vor Neumond kehren wir nach Dambrath zurück.«
Kiva nickte. »Das Lager ist in der Nähe?«
»Eine Strecke von einer Stunde, vielleicht zwei. Ich führe dich hin.«
Sofort fiel Xerish in einen weit ausgreifenden Trab. Kiva konnte mühelos mithalten. Als die runden Gipfel der Elfenhügel in Sichtweite kamen, die nur wenige Schritte entfernt, aber von Regen und Nebel verhüllt waren, fiel Kiva zurück, stützte sich auf ihre Knie auf und rang nach Luft, als habe sie der schnelle Marsch überanstrengt.
Xerish kehrte zu ihr zurück und machte ein besorgtes Gesicht. Abrupt richtete sich Kiva auf, streckte die Hand aus und wirbelte der Kriegerin einen Blitz aus schwarzer und karmesinroter Energie entgegen. Das magische Geschoß traf Xerish und schleuderte sie gegen einen der Hügel. Sie schlug hart auf, die Arme weit ausgebreitet. Wie ein Käfer, der auf einem Stück Fliegenfänger gelandet ist, verharrte sie dort, zu überrascht, um durchzuatmen.
Kiva holte Geräte aus ihrer Tasche – einen Hammer und vier lange, silberne Pflöcke. Mit der wilden Entschlossenheit einer Vampirjägerin stürmte Kiva auf die Crinti los und trieb ihr mit dumpfen Schlägen die Pflöcke durch Hand- und Fußgelenke. Die auf magische Weise gefangene Xerish gab keinen Laut von sich. Crinti gestanden Schmerz nie ein, doch ihre seltsam blauen Augen brannten vor Bestürzung und Enttäuschung.
Kiva richtete sich auf und begann, um den Hügel zu gehen, während sie einen Gesang anstimmte. Endlich war sie wieder bei Xerish, den Blick fest auf die Augen ihrer Gefangenen gerichtet. Dann klatschte sie in die Hände. Magie flackerte schwarzen Blitzen gleich auf, und im nächsten Moment wurde die Crinti in den Hügel gesaugt.
Kiva wartete darauf, daß der finstere Zauber Wirkung zeigte: ein Leben für ein anderes. Es machte ihr nichts aus, Xerish an den Ort zu verbannen, den die Crinti mehr fürchteten als den Tod, im Tausch für die Freiheit eines nutzbringenderen Wesens.
Schließlich flammte die knisternde Energie ein weiteres Mal auf. Kiva schloß die Augen und wandte den Kopf von dem grellen Licht vor ihr ab. Als sie wieder hinsah, entdeckte sie eine bedauernswerte Gestalt, die am Fuß des Elfenhügels kauerte.
»Nein«, sagte Kiva tonlos. Sie wollte nicht glauben, was sie sah.
Der befreite Mensch war nicht Tzigone, er war nicht einmal eine Frau! Ein Halruaaner kauerte zu ihren Füßen. Sein blasses Gesicht hatte eine flüchtige Ähnlichkeit mit einem geschorenen Wiesel, sein spärliches Haar klebte durch Schweiß und Blut an seinem Schädel.
In einem unbändigen Wutausbruch trat Kiva immer wieder auf den Magier ein, der sich nur weiter zusammenrollte, die Arme um den Kopf legte und
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