Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
vor.
Viele Jahre lang war Kiva davon ausgegangen, Akhlaur wolle den Edelstein vernichten, damit er Zalathorm Auge in Auge zum Kampf gegenübertreten konnten. Nie hätte sie es für möglich gehalten, daß die drei Erschaffer des Steins dafür im Einklang miteinander sein müßten.
Ein solcher Einklang war zwischen den einstigen Freunden in Kivas Augen undenkbar, da sie vor langer Zeit Todfeinde geworden waren. Einen der Magier hatte Kiva fest im Griff, doch Akhlaur war schwieriger zu kontrollieren, als sie erwartet hatte.
Da hatte sie eine Idee. Er hatte nicht ausdrücklich gesagt, daß die drei Schöpfer den Stein vernichten mußten. Er hatte von drei Personen gesprochen. Kiva ging im Geiste durch, was sie über den roten Stein und seine Kräfte wußte. Er beschützte seine Schöpfer und deren Nachfahren.
Deren Nachfahren! Drei Nachfahren kannte sie nur zu gut! Immer wieder waren sie dem Tod entronnen und Fallen aus dem Weg gegangen. Wenn diese verfluchten Magiernachkömmlinge vom Schutz des kristallenen Sterns profitieren konnten, konnten sie ihn vielleicht auch vernichten!
Kiva wandte sich Akhlaur zu. »Ich muß in die Stadt des Königs, um Informationen einzuholen, die sich als wichtig erweisen könnten.«
Akhlaur entließ seine »Dienerin« mit einer fahrigen Handbewegung. Kiva ließ rasch ein Portal entstehen und trat hindurch, um an einem vorbereiteten Standort aufzutauchen – im tiefen Schatten eines Baums in den öffentlichen Gärten Halarahhs.
Fast wäre sie über ein junges Paar gestolpert – nach der Kleidung zu urteilen, handelte es sich um Angehörige der gewöhnliche Arbeiterschaft –, das zu sehr miteinander beschäftigt war, um sie überhaupt wahrzunehmen. Kiva nahm sich das grobschlächtige Messer, das der junge Mann zur Seite gelegt hatte, und schlug mit dem Heft der jungen Frau auf den Kopf, dann zerfetzte sie dem Mann die Kehle, wobei sie darauf achtete, daß die bewußtlose Frau nichts von dem Blut auf ihre Kleidung bekam. Sie kniete nieder und brach ihr mit einem schnellen, heftigen Ruck das Genick.
Kivas Opfer war schlank und zierlich, und das Kleid schien der ebenso schlanken Elfe gut zu passen. Da die junge Frau für ein heimliches Stelldichein gewappnet war, trug sie einen Kapuzenumhang. Das gab der Elfe die Möglichkeit, ihr Haar zu verbergen. Voller Freude über die unerwartete Beute zog Kiva rasch die Kleidung der Toten an, dann machte sie sich in der fortgeschrittenen Dämmerung auf den Weg zu Basels Turm.
Eine dunkelhaarige Frau im himmelblauen Kleid einer Schülerin öffnete das Tor. Einen Moment lang dachte Kiva, sie sähe immer noch einen Geist, da die junge Frau eine verblüffende Ähnlichkeit mit der seit langem toten Noor aufwies.
»Du bist die Schülerin Meister Basels? Die Noor-Erbin?«
Die Frau lächelte. »Ich bin eine seiner Schülerinnen, das stimmt. Aber da ich eine ältere Schwester habe, werde ich nicht erben. Ich bin Farrah, zweite Tochter Ahaz und Beryl Noors. Wie kann ich Euch dienen?«
Kiva sah über Farrahs Schulter. »Eigentlich suche ich eine andere Schülerin, Tzigone.«
Farrah wurde ernst. »Tzigone ist seit der Schlacht verschollen. Ihr müßt neu in Halarahh sein, denn von ihrer Geschichte singt man an jeder Ecke.«
Auf Kivas Drängen hin wiederholte die Schülerin die Geschichte. Während der Entscheidungsschlacht hätten die Crinti die halruaanische Armee fast überrannt, und die Finsteren Feen waren bereit gewesen, durch ein Portal zu drängen und in die Schlacht einzugreifen. Tzigone hatte nicht nur das Wehr geschlossen, sondern auch den Schleier zwischen den Welten herabgelassen. Sie hatte sich geopfert und ihre Magie mit der anderer Magier zusammengeschlossen, um diese Portale zu versiegeln.
Kiva erinnerte sich an den Energiestoß, der sie und Akhlaur aus der Ebene des Wassers geschleudert hatte. Das war die Ursache gewesen! Sie hätte wohl froh sein sollen, daß Tzigones Zauber mit ihrem eigenen zusammengefallen war, doch tatsächlich spürte sie nur Zorn. Wieder hatte sich Keturahs kleiner Bastard eingemischt!
Vielleicht war noch nicht alles verloren.
»Was ist mit Tzigones Freund, dem Jordain namens Matteo?
Farrahs Gesichtszüge hellten sich auf. »Auch er ist ein Held. Er lebt und ist Ratgeber des Königs.«
Kiva spürte Panik in sich aufsteigen, die sie aber rasch unter Kontrolle bekam. »Ich kenne Matteo. Er muß von Tzigones Verschwinden zutiefst getroffen sein. Was ist mit Andris?«
»Er lebt«, sagte die junge Frau knapp.
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