Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
verleihen. Eine Elfe ist sehr langlebig. Dies hier wird am Ende dieses Lebens für eine Transformation in einen Leichnam sorgen.«
»Ich habe ein Leben nach dem Tod nie angestrebt«, sagte Kiva und sprach zur Abwechslung einmal die ganze Wahrheit. Elfen, vor allem wilde Elfen, betrachteten die Verwandlung in eine untote Kreatur als unglaubliche Abscheulichkeit und als ein Schicksal, das um jeden Preis verhindert werden mußte.
Akhlaur ignorierte ihre Worte. Er machte eine Geste, die auf Kivas Wasserflasche gerichtet war, und füllte den Trank hinein. Sie nahm die Flasche und kippte sie, um einen Schluck zu nehmen. Ihre Gedanken waren bei dem entsetzlichen Todeskampf der halbelfischen Magierin. Sie schauderte theatralisch und ließ sich fallen, zuckte mit Armen und Beinen und schlug um sich. Dabei gelang es ihr, unbemerkt den Schluck Wasser wieder auszuspucken. Schließlich stand sie langsam wieder auf. »Und Ihr, Herr?« fragte sie heiser. »Habt Ihr auch diese Vorkehrung getroffen?«
Akhlaur lächelte herablassend. »Welche Macht sollte mich besiegen können, solange der karmesinrote Stern existiert?«
»Über diese Frage habe ich oft nachgedacht«, sagte sie.
Akhlaurs Gesicht verriet sein Erstaunen, dann zeichnete sich Zorn ab, bis sein Ausdruck zu düsterer Freude wechselte. »Meine beste Schülerin«, flüsterte er.
* * *
Magier aus ganz Halruaa hatten sich im Ratssaal König Zalathorms versammelt. Der größte magische Schatz des Königs – zumindest der größte, von dem die Leute wußten – war eine große bernsteinfarbene Kugel, mit der er Magier aus jeder Ecke des Landes herbeirufen konnte. Jeder Magier, der den Rang eines Senators innehatte, trug einen Goldring, in den ein runder Bernstein eingelassen war. Mit Hilfe dieser Artefakte konnte Zalathorm jederzeit eine Ratsversammlung einberufen und mit einigen oder sogar allen seinen treuen Magier kommunizieren.
Das Problem für Zalathorm war nur, daß nur einige dieser Magier wirklich so treu waren, wie sie vorgaben.
Er betrachtete das Meer aus abwartenden, respektvollen Gesichtern. Zalathorm war ein mächtiger Erkenntniszauberer, der ein Meister darin war, das Herz und die Absichten eines Mannes zu ermessen. Die Wahrheit, die er in vielen dieser Gesichter sah, schmerzte ihn zutiefst.
»Ich habe Euch herbestellt, damit wir die Konsequenzen der mulhorandischen Invasion diskutieren«, begann er.
Applaus brandete auf, als die Magier die Rolle des Königs in diesem jüngsten Sieg feierten. Zalathorm hob die Hand und ließ den Applaus abrupt verebben.
»Jeder Mann und jede Frau hier haben eine Rolle beim Sieg Halruaas gespielt. Blicken wir in die Zukunft. Wir haben aus Mulhorand Nachricht erhalten. Ein Botschafter bittet um Erlaubnis, die Friedensbedingungen zu besprechen.«
Das Schweigen im Saal war so angespannt, daß man es fast greifen konnte. »Welche Bedingungen sollten sie besprechen wollen?« fragte eine schwache, verdrossene Stimme. Febir Khorn, ein runzliger Mann, dessen Gesicht man jeden Tag seines neunzigjährigen Lebens ansah, schlug beleidigt mit seinem Stab auf den polierten Marmorboden. Sein fortgeschrittenes Alter, seine langjährige Freundschaft mit Zalathorm und die völlige Loyalität zum König verschafften ihm das Recht, seine Meinung zu äußern, wann immer ihm danach war. »Wenn die Mulhorandi Halruaa fernbleiben, werden wir sie leben lassen. Was können sie sonst fordern oder erwarten?«
Zustimmende Rufe füllten den Saal. Zalathorm lächelte Febir an. »Es ist mein innigster Wunsch, daß alles so direkt wäre wie du, Freund. Aber auch wenn Halruaa siegreich war, bleiben noch einige Mysterien, denen wir uns widmen müssen.«
Sein Blick schweifte langsam über die Menge. Niemand zweifelte daran, daß er von seiner Königin sprach und von ihrem anstehenden Gerichtsverfahren wegen Verrats. Viele Magier senkten den Blick, da sie sich für ihre geflüsterten Anschuldigungen und Spekulationen schämten. Es war ein Gerücht in Umlauf, daß Zalathorms Königin nie angeklagt werde und daß ihre Vergehen von der Macht des Königs abgeschirmt werden würden.
»Der Kampf zwischen den Sturmelementaren liefert uns den Schlüssel zu einem dieser Geheimnisse«, fuhr Zalathorm fort. »Procopio Septus wendete den Angriff ab, indem er ein Sturmelementar nach seinem eigenen Bilde schuf. Es ist anzunehmen, daß der Magier der Mulhorandi das genauso gemacht hat. Ich schlage vor, wir lassen einen Zeichnung des mulhorandischen Sturmelementars
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