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Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Titel: Ratings, Ratings, Ratings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Brocks
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eingenommen hatte. Diese Gedanken beglückten mich auf meinem kleinen Spaziergang inmitten der hohen Bürotürme. Nun wollte ich auch nackt eine gute Figur machen – allerdings nicht vom Fleisch abfallen und wie ein Hungerhaken durch die Gegend watscheln. W wie … Dieses Mal kam wagamama von alleine, voll dreist und den Kampf mit meinem Autopiloten nahm ich heute nicht auf.
    Als ich das wagamama am frühen Nachmittag erreichte, war hier kein bekanntes Gesicht zu sehen. Und da war ich mir ganz sicher. Die Lage unter dem Büro war einfach fatal. So wird sich mein Bauch nie verdünnisieren. Doch. Die Suppe wird’s schon richten. Chicken Ramen muss daher dran glauben, auch ohne Erkältung. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal hier ohne Dumplings gegessen habe. Will es aber auch gar nicht wissen, weil es eh nicht stimmt. Als meine Suppe gebracht wird, war noch immer kein bekanntes Gesicht zu sehen, und ich hatte den dicken Bauch schon wieder vergessen.
    Heißhungrig bestellte ich mit einem dicken Grinsen im Gesicht, meine heißgeliebten Dumplings nach. So ist das nunmal hier.

19
    ……………Ich war dreizehn Jahre alt und turnte in der Münsterländer Stadtliga. Ich war gut am Reck und am Schwebebalken. Um mich auf die Stadtmeisterschaften vorzubereiten, trainierte ich hart. Jeden Tag nach der Schule in der Berufsschule am Ort, die ein derart hässliches Gebäude aus den 70er Jahren war, das es schon wieder schön war. Mein Trainer war nicht berühmt, aber eine echte Sahneschnitte und animierte uns Mädchen dazu, vor ihm herumzuscharwenzeln, um den Wettbewerb zu gewinnen. Und ihn dazu. Nicht nur sein Ansehen.
    Ich werde ihn nie vergessen. Wie er in der Dusche in der Jungsumkleide, die ja bei uns nicht benutzt wurde, heimlich eine rauchte und ich ihn dabei heimlich beobachtete. Durch ein Guckloch, das jemand für mich in die Wand der Mädchenumkleide geritzt hatte. Offenbar mochte er den Rauchgeruch aber nicht so gerne, denn danach dieselte er sich immer von oben bis unten mit Davidoff Cool Water ein. Dadurch roch er immer gut. Zumindest fand ich das damals. Heute geh ich laufen, wenn ich irgendwo Davidoff Cool Water im Badezimmerschränkchen stehen sehe. Auf jeden Fall wusste Herr Höbsch, das wir ihn alle anhimmelten. Und genoss das auch. Denn wir verausgabten uns für ihn und konnten bereits nach der Aufwärmphase jeden einzelnen Knochen im Körper spüren. Zum Beginn des eigentlichen Trainings ließen wir uns das aber nicht anmerken, denn Herr Hübsch, so nannten wir den guten Mann, war schlimmer als Dieter Bohlen. Schon damals.
    „Du bist zu fett“, hallte es noch heute in meinen Ohren, wenn ich meinen Bauch schwabbeln sah. Verglichen mit damals war er das nun auch. Aber damals ist leider vorbei. Und für Tristan reihte ich mich in die Gymgänger ein. Die Gym, das Gymnasium, ist die Sporthalle hier. Denn für Tristan brauche ich nun endlich einen perfekten Körper. Ich bin keine Muslimin und werde mich nie in einer Burka verstecken können. Und für meinen Mann muss ich mich sowieso ausziehen. Ich könnte mit ein wenig Disziplin auf die Maße 90-60-90 kommen und einen besseren perfekteren Zeitpunkt als das Verliebtsein gibt es für dieses Ziel wohl nicht.
    Nein, i ch bin nicht auf der Suche nach einem neuen Hobby und wir schreiben auch nicht den Anfang eines Jahres, wenn viele Menschen noch an ihre Neujahrsvorsätze glauben und sie auch umsetzen. Zumindest für eine Woche. Menschen, die den Fitnessläden ihre Existenz überhaupt ermöglichen. Dabei sollte man eigentlich nur für sich selber abnehmen. Insbesondere als Frau, denn rein statistisch gesehen, überleben wir unsere Männer, auch wenn der gewählte Partner 10 Jahre älter ist als man selbst. Echt, das ist so. Dein Körper dahingegen ist immer deiner. Für dein gesamtes Leben.
    Trotzdem dachte ich heute an Tristan, als ich auf dem Fahrrad im nächsten eingeschlossenen Raum nach dem Hamsterrad im Büro saß. Stellte mir daher vor, ich sei bereits in Afrika. Mit Tristan. Wer würde da nicht freiwillig ein paar Pfund verlieren. In Stones wiegt man sich hier. In Steinen. Das hilft mir heute beim Sport. Aber am ersten Tag gibt es ja immer einen guten Grund, wieso man da überhaupt aufgelaufen ist. Mit dem Ende des Fahrradtrainings habe ich eigentlich schon genug, aber der Trainer machte sich schon für mich auf den Weg. Eine volle Probestunde stand auf dem Programm. Meine Arme sehen mit diesem Rudergerät auch in 20 Jahren bestimmt noch nicht dick aus.

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