Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
noch tut. Und der eine oder andere, den ich dann doch noch finde, wird mit Sicherheit in ein paar Jahren verschwunden sein. Das wage ich hier zu behaupten.
Ich lachte, als Chris mir einen Tee mitbrachte. Ich trank ihn gerne, aber belohnte ihn nicht als Gegenleistung mit privaten Geheimnissen, die er sich wahrscheinlich auf diese Art und Weise erhofft hatte. Aber er lauschte dann auch ganz entzückt meinen Konsolidierungserzählungen im deutschen Markt, die auch in Frankreich nicht viel anders gewesen seien, wie er mir verklickerte. In Deutschland werden aber noch nicht so viele Versicherungsprodukte von Banken oder anderen Anbietern angeboten. Bankinsurance ist zwar nicht verboten, aber das Volk tickt hier halt anders. Wegen der Erziehung wird es für die Deutschen auch in Zukunft schwierig bleiben, Versicherungen bei den Banken einzukaufen. Ich kam mir klug vor, kaufte ich doch meine private Haftpflicht bereits kostengünstig im Internet.
Am nächsten Tag wollte ich mich mit branchenfremden Anbietern beschäftigen. Ich war mal wieder unterwegs in ein Meeting, um einer Rating-Abstimmung beizuwohnen, für die ich noch immer kein Stimmrecht hatte. Als ich in den Raum kam, wurde es kurz mucksmäuschenstill, bevor Mac das plötzliche Schweigen wieder unterbrach. Ich kriegte den Mund nicht mehr zu, dann kroch daraus was raus und ich hatte das Stimmrecht. Aber meine Stimme war hinüber. Zumindest vorerst. Aber so schnell hatte ich echt nicht damit gerechnet. Ich drückte die Träne, die sich da gerade losmachen wollte, schnell weg und brachte ein Danke heraus. Die Beförderung stand mir somit endlich bevor. So hatte ich dann hoffentlich auch bald schon mehr Knete.
Man kann sagen, was man will, aber mit Stimmrecht geht es einem in einem Rating-Komitee echt anders. Während wir Martins Fälle durchsprachen, kreisten meine Gedanken zu deutschen Naturkatastrophen. Hatte Kyrill als letzter Orkan durch Deutschland gefegt? Und wann hatte es die letzte Hochwasserkatastrophe geben?
Weil ich das alles gar nicht weiß und auch ohne Google hier nicht raus finden kann, höre ich Martin doch wieder zu. Immerhin habe ich jetzt Stimmrecht. Und ich liebe es, dass auch ich gleich meine Hand hochheben kann, wenn ich auch dieses Rating will, das Martin da gerade vorschlägt.
In einem Rating-Komitee sollte man unbedingt gut zuhören. Das Rating xyz ging damit als erstes in meine Rating-Geschichte ein. Ich taufte es das ES (und der Name hatte nichts mit Stephen King zu tun), das e rste abgestimmte Rating, das meine S timme enthielt.
Vom vorgestellten Unternehmen gibt es dutzende Tochtergesellschaften, schön aus allen Sparten. Mit Kranken-, Schaden- und Unfallversicherern und mehreren Lebensversicherungstöchtern. Alle mit diversen Vertriebsmöglichkeiten. Während Martin vorne weiter präsentierte, malte ich auf mei nen noch leeren Block die Unternehmensstruktur und trug auch die vielen kleinen Töchter ein. Ich halte nichts davon, dass alle das gleiche Rating bekommen, aber darum geht es ja auch heute noch nicht, höre ich gerade. Heute geht es um das eigenständige Rating der Muttergesellschaft und ich vertrete Martins Meinung in diesem Zusammenhang. Der Laden brummt im Neugeschäft und das, obwohl er in einem kleinen europäischen Land tätig ist, wo ich sowas nicht erwartet hätte. Aber wer sich hier etwas leisten kann, denkt sogar an Versicherungen! Denn Hunger kennt man hier nicht. In Afrika gibt es für mich bald auch nicht mehr viel zu kaufen, schon gar keine Schuhe. Da kann ich froh sein, wenn ich die meinen dort überhaupt alle unterstellen kann. Zumindest am Abend gab es doch bestimmt mal Gelegenheit einen meiner flotten Treter auszuführen? Viel weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht, denn es kam endlich zur Abstimmung.
I ch wischte mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wollte wie alle das vorgeschlagene Rating. Wirklich. Nicht aus Bequemlichkeit. Martin hatte halt Recht. Er hatte echt gute Arbeit geleistet und das Unternehmen mehr als hinreichend durchleuchtet und am Ende war uns allen klar, dass das Unternehmen auch in diesen Zeiten ein gutes Rating verdient hatte.
Nun wartete mal wieder meine Arbeit auf mich. Tristan aber hatte während meiner Abwesenheit versucht mich auf meinem Arbeitstelefon zu erreichen und klar, den muss ich jetzt erst mal zurückrufen. Ich wollte aber auch jetzt noch nicht Chris Zündstoff für weiteren Gesprächsstoff geben und nahm daher mein Handy und verschwand damit auf die
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