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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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werde ich sogar befördert, dachte Grey plötzlich voll Hoffnung. Im Lager hatte es schon einige Beförderungen gegeben, und er konnte weiß Gott den höheren Rang brauchen. Hauptmann Grey. Hörte sich ganz gut an. Hauptmann Grey!
    Der Nachmittag schleppte sich langsam dahin. Für Peter Marlowe war es nicht leicht, die Leute auch ohne Arbeit auf den Beinen zu halten, deshalb teilte er Furagiergruppen ein und wechselte die Wachen, denn Torusumi schlief schon wieder. Die Hitze war erbarmungslos, die Luft ausgetrocknet, und jeder verfluchte die Sonne und betete um die Nacht. Endlich wachte Torusumi auf, erleichterte sich im Unterholz, nahm sein Gewehr und begann auf und ab zu gehen, um den Schlaf zu vertreiben und munter zu werden. Er brüllte einige Männer an, die pennten, und schrie Peter Marlowe zu: »Ich bitte Euch, scheucht diese Söhne von Schweinen auf, jagt sie herum und laßt sie arbeiten oder doch zumindest so tun, als ob sie arbeiteten.«
    Peter Marlowe ging zu ihm hin. »Es tut mir leid, daß Ihr ungehalten seid.« Dann wandte er sich an den Unteroffizier. »Verdammt noch mal, Sie wissen doch, daß Sie ihn hätten im Auge behalten sollen. Machen Sie den verdammten Idioten Beine, lassen Sie sie ein Loch graben oder die verdammten Bäume da drüben fällen oder Palmwedel schlagen, Sie verdammter Idiot.«
    Der Unteroffizier zeigte sich reumütig, wie es sich gehörte, und in allerkürzester Zeit hatte er die Leute dazu gebracht, sich zu tummeln und so zu tun, als wären sie fleißig bei der Arbeit. Sie hatten es zur Meisterschaft darin gebracht.
    Einige Kokosnußschalen wurden zusammengetragen, einige Palmwedel aufgestapelt und die ersten Sägeschnitte an einigen Bäumen gemacht. Wenn sie mit der gleichen Geschwindigkeit Tag für Tag weiterarbeiteten, dann würde bald die ganze Gegend sauber und eben sein.
    Der Unteroffizier meldete sich müde bei Peter Marlowe zurück. »Alle sind beschäftigt, so gut es geht, Sir.«
    »Gut. Wir haben nicht mehr lange.«
    »Ich möchte Sie gern was fragen, Sir. Würden Sie – würden Sie etwas für mich tun?«
    »Was?«
    »Wissen Sie, es ist so. Ich weiß, daß Sie – eh …« Verlegen wischte er sich den Mund ab. Aber die Gelegenheit war zu günstig, als daß er sie sich entgehen lassen durfte.
    »Sehen Sie sich das an.« Er zog einen Füllfederhalter heraus. »Würden Sie mal versuchen, ob der Nip ihn kaufen will?«
    »Wollen Sie damit sagen, daß ich ihn für Sie verkaufen soll?« Peter Marlowe starrte ihn an.
    »Jawohl, Sir. Es ist – eh – ich habe gedacht, Sie sind doch ein Freund des King, und da wissen Sie doch – vielleicht wissen Sie, wie man das anfängt.«
    »Es ist gegen die Lagergesetze, etwas an Posten zu verkaufen, sowohl gegen unsere Gesetze als auch gegen ihre.«
    »Ach Quatsch, Sir. Mir können Sie vertrauen. Schließlich sind Sie und der King …«
    »Was ist mit mir und dem King?«
    »Nichts, Sir«, antwortete der Unteroffizier vorsichtig. Was ist mit dem Hund los? Wen versucht er an der Nase herumzuführen? »Ich habe mir gedacht, Sie könnten mir vielleicht helfen. Und natürlich auch meiner Einheit.«
    Peter Marlowe sah den Unteroffizier und den Füllfederhalter an und fragte sich, warum er so zornig geworden war. Schließlich hatte er tatsächlich für den King verkauft – oder doch zumindest für den King zu verkaufen versucht –, und es entsprach ja auch den Tatsachen, daß er ein Freund des King war. Und daran war nichts Unrechtes. Wenn der King nicht wäre, dann hätten wir nie den Abschnitt bekommen. Und höchstwahrscheinlich müßte er jetzt ein zerschlagenes Kinn oder mindestens ein von Ohrfeigen angeschwollenes Gesicht pflegen. Deshalb sollte er wirklich den Ruf des King noch weiter festigen. Er hat dir schließlich die Kokosnüsse beschafft.
    »Was wollen Sie dafür?«
    Der Unteroffizier grinste. »Nun ja, ein Parker ist es nicht, aber er hat eine Goldfeder«, und dabei schraubte er den Deckel ab und zeigte sie, »deshalb müßte sie schon was wert sein. Vielleicht könnten Sie mal hören, was er dafür geben will.«
    »Er wird wissen wollen, was Sie dafür verlangen. Ich werde ihn fragen, aber Sie müssen schon einen Preis festsetzen.«
    »Wenn Sie – fünfundsechzig Dollar dafür bekommen könnten, wäre ich froh.«
    »Ist er so viel wert?«
    »Ich denke schon.«
    Die Feder hatte eine mit vierzehn Karat abgestempelte Goldspitze, und soweit Peter Marlowe das beurteilen konnte, war sie echt. Nicht wie die andere

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