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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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freute.
    Jones zog seine Zigarettendose heraus und begann sich eine Zigarette zu drehen.
    »Möchten Sie eine?« fragte er, und das Jungengesicht war plötzlich spitz und seltsam kränklich und lächelte zögernd.
    »Nein, danke.« Grey hatte seit vier Tagen keine Zigarette mehr geraucht und brauchte eine.
    »Wir können alles klarkriegen«, sagte Jones, und seine Jungenhaftigkeit und seine gute Erziehung kehrten zurück. »Vielleicht hat tatsächlich jemand die Gewichte gefälscht, aber die Menge ist unbedeutend. Ich kann leicht andere Gewichte beschaffen, richtige …«
    »Sie geben also zu, daß sie gefälscht sind.«
    »Ich sage doch nur, Grey …« Jones hielt inne. »Gehen Sie hinaus, Blakely. Warten Sie draußen.«
    Sofort drehte Blakely sich zur Tür um.
    »Bleiben Sie stehen, wo Sie sind, Blakely«, befahl Grey. Dann sah er wieder zu Jones hinüber, und sein Benehmen wurde wieder ehrerbietig. »Es besteht doch keinerlei Notwendigkeit, daß Blakely hinausgeht, nicht wahr, Sir?«
    Jones sah ihn durch den Zigarettenqualm hindurch forschend an und antwortete dann: »Nein. Wände haben keine Ohren. Also gut. Sie bekommen ein Pfund Reis die Woche.«
    »Ist das alles?«
    »Sagen wir also zwei Pfund die Woche und ein halbes Pfund Stockfisch. Einmal die Woche.«
    »Keinen Zucker? Oder Eier?«
    »Beides geht ins Lazarett. Das wissen Sie doch.«
    Jones wartete, und Grey wartete, und Blakely schluchzte im Hintergrund. Dann steckte Grey das Gewicht ein und wandte sich zum Gehen.
    »Grey, nur einen Augenblick.« Jones nahm zwei Eier und bot sie ihm an. »Hier, Sie kriegen jede Woche eines, zusammen mit den übrigen Lebensmitteln. Und etwas Zucker.«
    »Ich will Ihnen sagen, was ich tun werde, Oberstleutnant. Ich werde zu Oberst Smedly-Taylor hinabgehen und ihm erzählen, was Sie gesagt haben, und ich werde ihm die Gewichte zeigen – und falls es eine Bohrlochparty gibt, und ich bitte Gott darum, daß es eine gibt, werde ich dabeisein, und dann werde ich Sie hinabschieben, aber nicht zu schnell, weil ich Sie sterben sehen möchte. Ich möchte Sie schreien hören und Sie sterben sehen – sehr lange. Sie beide.«
    Dann ging er aus der Baracke in die Sonne hinein, und die Tageshitze traf ihn wie ein Schlag, und der schneidende Schmerz rumorte in seinem Innern. Aber er riß seine ganze Willenskraft zusammen und zwang sich, weiterzugehen, und begann, sich langsam den Berg hinabzuschleppen.
    Jones und Blakely an der Tür der Verpflegungsbaracke sahen hinter ihm her. Und beide waren verzweifelt.
    »Großer Gott, Sir. Was passiert jetzt?« wimmerte Blakely. »Man wird uns aufhängen.«
    Jones riß ihn in die Baracke zurück, knallte die Tür zu und schlug ihm mit dem flachen Handrücken brutal ins Gesicht. »Halten Sie die Schnauze!«
    Blakely saß stammelnd am Boden, und Tränen liefen ihm über das Gesicht, so daß Jones ihn hochriß und ihm erneut ins Gesicht schlug, daß es laut knallte.
    »Nicht schlagen, Sie haben kein Recht, mich zu schlagen …«
    »Halten Sie das Maul und hören Sie zu.« Jones schüttelte ihn. »Hören Sie zu, Sie verdammter Idiot. Der Teufel soll Sie holen. Ich habe Ihnen schon tausendmal gesagt, Sie sollen an Greys Inspektionstag die richtigen Gewichte benutzen, Sie verdammter, unfähiger Idiot. Hören Sie mit dem Gewinsel auf und hören Sie mir zu. Erstens, Sie leugnen ab, daß überhaupt etwas gesagt wurde. Ich habe Grey kein Angebot gemacht. Kapiert?«
    »Aber, Sir …«
    »Sie sollen es leugnen, verstanden?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Gut. Wir werden beide leugnen, und wenn Sie dabei bleiben, werde ich uns aus der Scheiße heraushauen.«
    »Können Sie das? Können Sie das wirklich, Sir?«
    »Ich kann es, wenn Sie leugnen. Weiter. Sie wissen nichts von den Gewichten, und ich weiß auch nichts. Verstanden?«
    »Aber wir sind doch die einzigen, die …«
    »Verstanden?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Weiter. Hier ist nichts geschehen, außer daß Grey die falschen Gewichte entdeckt hat, und Sie und ich sind genauso erstaunt gewesen wie er. Verstanden?«
    »Aber …«
    »Erzählen Sie mir jetzt, was geschehen ist. Sie verdammter Idiot, reden Sie!« brüllte Jones, der hoch über ihm aufragte.
    »Wir – wir waren eben mit der Prüfung fertig, und da – da fiel Grey gegen die Waage, und die Gewichte fielen um, und – und dann entdeckten wir, daß die Gewichte gefälscht waren. Ist es so in Ordnung?«
    »Was geschah weiter?«
    »Moment, Sir.« Blakely dachte einen Augenblick nach, dann leuchtete sein

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