Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
er den Lehm heraus, und sein Gesicht war kalkweiß.
    »Was ist los, Grey?« fragte Jones.
    »An diesem Gewicht ist herumgepfuscht worden.« Die Worte waren eine Anklage.
    »Was? Unmöglich!« Jones ging zu Grey hin. »Lassen Sie sehen.« Eine Ewigkeit studierte er es, dann lächelte er.
    »Es ist nicht daran gepfuscht worden. Das ist lediglich ein Korrekturloch. Das Gewicht hier war wahrscheinlich um einen Bruchteil schwerer, als es hätte sein sollen.« Er lachte schwach. »Mein Gott, einen Augenblick hatten Sie mir einen ordentlichen Schrecken eingejagt.«
    Grey ging schnell zu den übrigen Gewichten hinüber und hob ein anderes hoch. Es hatte ebenfalls ein Loch. »Himmel! Sie sind alle gefälscht!«
    »Das ist absurd«, widersprach Jones. »Sie haben nur Korrektur…«
    »Ich kenne mich genug in Maßen und Gewichten aus«, unterbrach Grey, »um zu wissen, daß Löcher nicht zulässig sind. Es gibt keine Korrekturlöcher. Wenn das Gewicht nicht stimmt, wird es gar nicht erst ausgegeben.«
    Er drehte sich schnell zu Blakely um, der in sich zusammengesunken an der Tür stand. »Was wissen Sie darüber?«
    »Nichts, Sir«, versicherte Blakely entsetzt.
    »Reden Sie schon!«
    »Ich weiß nichts, Sir. Ganz bestimmt nicht …«
    »Also gut, Blakely. Wissen Sie, was ich jetzt tue? Ich verlasse jetzt die Baracke, und jedem, der mir begegnet, erzähle ich von Ihnen. Jedem. Und dann zeige ich das Gewicht herum, und noch bevor ich es Oberst Smedly-Taylor melden kann, wird man Sie in Fetzen gerissen haben.«
    Grey ging auf die Tür zu.
    »Warten Sie, Sir«, brachte Blakely erstickt hervor. »Ich will es Ihnen erzählen. Ich bin es nicht gewesen, Sir, der Oberstleutnant ist es gewesen. Er hat es mir befohlen. Er hatte mich einmal erwischt, wie ich ein wenig Reis geklaut habe, und schwor, er würde mich anzeigen, wenn ich ihm nicht helfe …«
    »Halten Sie das Maul, Sie Schwein«, fiel Jones ihm ins Wort. Dann wandte er sich mit ruhiger Stimme an Grey: »Der Idiot versucht, mich hineinzuziehen. Ich habe nichts gewußt von …«
    »Hören Sie nicht auf ihn, Sir«, unterbrach Blakely ihn geschwätzig. »Er wiegt den Reis immer selbst. Immer. Und er hat den Schlüssel zum Safe, in dem er die Gewichte aufbewahrt. Sie wissen ja selbst, wie er alles macht. Und jeder, der mit Gewichten umgeht, sieht sie ab und zu auch von unten. Die Löcher können noch so gut getarnt sein, man muß sie bemerken. Und es geht schon so seit einem Jahr oder noch länger.«
    »Halten Sie das Maul, Blakely!« schrie Jones heiser.
    Schweigen.
    Dann sagte Grey: »Oberstleutnant, seit wann werden die Gewichte benutzt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Seit einem Jahr? Seit zwei Jahren?«
    »Woher soll ich das wissen? Wenn die Gewichte tatsächlich gefälscht sind, dann hat das doch nichts mit mir zu tun!«
    »Aber Sie besitzen den Schlüssel, und Sie schließen sie doch ein, oder nicht?«
    »Schon, aber das bedeutet doch nicht …«
    »Haben Sie je die Gewichte von unten angesehen?«
    »Nein, aber …«
    »Das ist doch reichlich sonderbar, finden Sie nicht?« unterbrach ihn Grey erbarmungslos.
    »Nein, das ist es nicht, und ich lasse mich nicht ins Kreuzverhör nehmen von einem …«
    »Erzählen Sie besser die Wahrheit, in Ihrem eigenen Interesse.«
    »Drohen Sie mir etwa, Leutnant? Ich lasse Sie vor ein Kriegsgericht stellen …«
    »Das dürfte kaum gehen, Oberstleutnant. Ich bin rechtmäßig hier, und die Gewichte sind gefälscht worden, oder nicht?«
    »Jetzt hören Sie doch mal, Grey …«
    »Sind sie nicht gefälscht worden?« Grey hob das Gewicht hoch und hielt es Jones vor das blutleere Gesicht, das jetzt gar nichts Jungenhaftes mehr an sich hatte.
    »Ich – nehme es – an«, antwortete Jones, »aber das bedeutet nicht …«
    »Es bedeutet, daß entweder Blakely oder Sie dafür verantwortlich sind. Vielleicht alle beide. Sie sind die einzigen, die hier Zugang haben. Die Gewichte sind zu leicht, und entweder einer von Ihnen oder beide haben die Sonderration genommen.«
    »Ich bin es nicht gewesen, Sir«, wimmerte Blakely. »Ich habe nur ein Pfund alle zehn.«
    »Lügner!« schrie Jones.
    »O nein, das bin ich nicht. Ich habe Ihnen tausendmal gesagt, daß man uns erwischen wird.« Er drehte sich zu Grey um und rang die Hände. »Bitte, Sir, bitte, verraten Sie nichts. Die Leute würden uns in Stücke reißen.«
    »Sie Schweinehund, hoffentlich tun sie es.« Grey freute sich, daß er die falschen Gewichte entdeckt hatte. Und wie er sich

Weitere Kostenlose Bücher