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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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den größten Teil seiner Rationen weggab.
    »Sie sind sehr nett zu mir«, sagte Donovan. Er zwinkerte, als er hinzusetzte: »Wenn Sie drei jetzt noch Ihre Irrwege erkennen und auf die richtige Seite des Zaunes herüberkommen würden, dann hätten Sie mir den Abend vollkommen gemacht.«
    Mac und Larkin lachten mit ihm. Peter Marlowe lachte nicht.
    »Was ist los?« fragte Larkin, und Schärfe klang aus seiner Stimme. »Sie benehmen sich schon den ganzen Abend wie ein wilder Hund mit dem Wolf am Arsch.«
    »Es ist doch nicht schlimm, wenn man mal ein wenig anders ist als sonst«, sagte Donovan schnell, um das ärgerliche Schweigen zu überbrücken. »Die Nachrichten sind wirklich sehr gut, nicht wahr?«
    Nur Peter Marlowe war von der Atmosphäre der Freundschaft ausgeschlossen, die den kleinen Raum erfüllte. Er wußte, daß seine Gegenwart niederdrückend wirkte, aber er konnte nichts daran ändern. Nichts.
    Das Spiel begann, und Pater Donovan eröffnete es mit zwei Pik.
    »Passe«, brummte Mac.
    »Drei Karo«, meldete Peter Marlowe, und er hatte es kaum gesagt, da wünschte er schon, er hätte es nicht gesagt, denn einfältigerweise hatte er sein Blatt überreizt und hatte Karo gemeldet, während er eigentlich Herz hätte sagen sollen.
    »Passe«, knurrte Larkin gereizt. Es tat ihm jetzt leid, daß er das Spiel vorgeschlagen hatte. Es machte keinen Spaß.
    »Drei Pik«, bot Pater Donovan.
    »Passe«, erklärte auch Peter Marlowe, und alle sahen ihn überrascht an.
    Pater Donovan lächelte. »Sie sollten mehr Glauben …«
    »Ich bin des Glaubens müde.« Die Worte kamen plötzlich und grob und sehr zornig.
    »Entschuldigung, Peter. Ich wollte nur …«
    »Jetzt hören Sie aber, Peter«, unterbrach Larkin scharf. »Nur weil Sie schlechter Laune sind …«
    »Ich kann meine eigenen Ansichten haben, und ich finde, es war ein schlechter Witz«, brauste Peter Marlowe auf. Dann drehte er sich schnell zu Donovan um. »Nur weil Sie sich selbst zum Märtyrer machen, indem Sie Ihr Essen verschenken und in den Mannschaftsbaracken schlafen, gibt Ihnen das wohl das Recht, die Autorität zu sein. Glaube ist nichts als ein Haufen Nichts. Was bringt er Ihnen ein? Nichts! Glaube ist für kleine Kinder – und genauso ist es mit Gott. Verdammt, was kann ER schon tun? Wirklich tun? He? He?«
    Mac und Larkin starrten Peter Marlowe an und erkannten ihn nicht wieder.
    »Er kann heilen«, sagte Pater Donovan, der von dem Gangrän wußte. Er wußte viele Dinge, die er gar nicht wissen wollte.
    Peter Marlowe warf klatschend die Karten auf den Tisch. »Scheiße«, brüllte er wie ein Wahnsinniger. »Das ist Scheiße, und Sie wissen es genau. Und noch etwas, weil wir eben bei dem Thema sind. Gott! Damit Sie es wissen, ich glaube, Gott ist ein Irrer, ein Sadist, ein böser Irrer, ein Blutsauger …«
    »Haben Sie völlig den Verstand verloren, Peter?« explodierte Larkin.
    »Nein, das habe ich keineswegs. Sehen Sie doch Gott an«, tobte Peter Marlowe, und sein Gesicht war verzerrt. »Gott ist nichts als böse – wenn ER wirklich Gott ist. Sehen Sie sich doch all das Blutvergießen an, das im Namen Gottes vollbracht worden ist.« Er schob das Gesicht näher zu dem Donovans hin. »Die Inquisition. Erinnern Sie sich? All die Tausende, die verbrannt und zu Tode gemartert wurden, in Seinem Namen? Von den katholischen Sadisten? Und wir wollen noch nicht einmal von den Azteken und Inkas und den Millionen der armen verfluchten Indianer reden. Und auch nicht von den Protestanten, die die Katholiken verbrannten und umbrachten; und von den Katholiken, den Juden und den Mohammedanern, und den Juden, noch mehr Juden – und den Mormonen und den Quäkern und der ganzen stinkigen Bande. Töten, martern, verbrennen! Hauptsache, es geschieht im Namen Gottes, dann haben sie recht. Was für eine Heuchelei! Kommen Sie mir nicht mit Glauben! Das ist nichts.«
    »Und dennoch glauben Sie an den King«, erwiderte Pater Donovan ruhig.
    »Vermutlich wollen Sie gleich sagen, er sei ein Werkzeug Gottes?«
    »Vielleicht ist er das. Ich weiß es nicht.«
    »Das muß ich ihm erzählen.« Peter Marlowe lachte hysterisch. »Er wird sich totlachen.«
    »Hören Sie mal, Marlowe!« Larkin stand zornbebend auf. »Entschuldigen Sie sich oder machen Sie, daß Sie rauskommen!«
    »Keine Sorge, Oberst«, gab Peter Marlowe scharf zurück, »ich gehe schon.« Er stand auf und starrte sie an, haßte sie, haßte sich selbst. »Hören Sie, Pfaffe. Sie sind ein Witz. Ihr Frack ist

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