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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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heißt er doch gleich wieder, ja, Yoshima –, und der Lagerkommandant, na ja, er hat die Medikamente verlangt. Aber die Nips haben ihn glatt ausgelacht und erklärt, das sei ein Gerücht, und damit war die Sache erledigt. Nie wieder ist ein Arbeitskommando dorthin geschickt worden. Lausige Affen. Das ist einfach nicht fair, wo wir die Medikamente doch so dringend brauchen. Sie könnten uns wenigstens etwas davon geben. Ein Freund von mir ist vor sechs Monaten gestorben, weil ihm ein bißchen Insulin gefehlt hat – und ich habe mit eigenen Augen ganze Kisten davon gesehen. Kisten.«
    Timsen drehte sich eine Zigarette, hustete und spuckte und war so aufgebracht, daß er gegen die Wand trat.
    Er wußte, daß es keinen Sinn hatte, wenn er sich darüber aufregte. Und es gab keine Möglichkeit, an den Schuppen heranzukommen. Aber er konnte Antitoxin und Sulfonamide für den Pommy bekommen. O ja, mein Wort darauf – und er würde ihm beides umsonst geben.
    Aber Timsen war viel zu klug, um sich vom King durchschauen zu lassen. Es wäre einfach kindisch, wenn er den King wissen ließe, daß er eine weiche Stelle hatte, denn mit tödlicher Sicherheit würde der King das irgendwann später einmal als Hebel benutzen. Ja, und er mußte den King unbedingt für das Geschäft mit dem Diamanten haben. Scheiße! Den verdammten Räuber hatte ich ganz vergessen.
    Also nannte Timsen einen ungewöhnlich hohen Preis und ließ sich herunterhandeln. Aber er setzte den endgültigen Preis hoch an, denn er wußte, daß der King es sich leisten konnte, und außerdem wäre der King argwöhnisch geworden, wenn er ihm erklärt hätte, er könnte das Zeug billig kriegen.
    »Also gut«, erklärte der King düster. »Das Geschäft gilt.« Innerlich war er keineswegs düster. Jedenfalls nicht allzu düster. Er hatte erwartet, daß Timsen ihn ausnehmen würde, aber wenn der Preis auch höher war als der, den er eigentlich hatte bezahlen wollen, so war er doch angemessen.
    »Drei Tage wird es dauern«, meinte Timsen, der sehr wohl wußte, daß es in drei Tagen zu spät sein würde.
    »Ich muß das Zeug noch heute nacht haben.«
    »Dann kostet es noch fünfhundert dazu.«
    »Ich bin dein Freund!« erklärte der King, der diesmal echten Schmerz empfand. »Wir sind Kameraden, und du verlangst nochmals fünf Hunderter von mir.«
    »Also gut, Kamerad.« Timsen gab sich traurig, wie ein Hund. »Aber du weißt ja selbst, wie es ist. Drei Tage sind das Beste, was ich tun kann.«
    »Gottverdammt. Also gut.«
    »Und der Pfleger kostet noch mal extra fünfhundert.«
    »Bist du wahnsinnig? Verdammt, wozu der Pfleger?«
    Timsen genoß es, wie der King sich wand. »Na«, sagte er nachgiebig, »was willst du denn mit dem Zeug anfangen, wenn du es hast? Wie willst du den Patienten behandeln?«
    »Verdammt, woher soll ich das wissen?«
    »Dafür sind die fünfhundert. Ich nehme an, du willst das Zeug dem Pommy geben, und der wird es prompt zum Lazarett hinaufbringen und zum nächstbesten Knochensäger sagen: ›Hier habe ich Antitoxin und Sulfonamide, richte meinen verdammten Arm her‹, und dann wird der Arzt zu ihm sagen: ›Verdammt, wir haben kein Antitoxin, wie kommen Sie dann daran‹, und wenn der Pommy es ihm nicht sagen will, dann werden die Hunde es ihm abnehmen und irgendeinem stinkigen Limey-Oberst geben, der vielleicht eben als leichter Fall von Hämorrhoiden im Lazarett liegt.«
    Geschickt zog er dem King die Zigarettenpackung aus der Tasche und bediente sich. »Und außerdem«, sagte er, aber diesmal völlig ernst, »mußt du einen Ort finden, wo du ihn geheim behandeln kannst. Wo er sich hinlegen kann. Die Antitoxine setzen manchen Leuten hart zu. Und außerdem gehört es zum Geschäft, daß ich keine Verantwortung übernehme, falls die Behandlung schiefgeht.«
    »Wenn du doch Antitoxin und Sulfonamide hast, was kann da noch schiefgehen?«
    »Manche Leute vertragen es nicht. Übelkeit. Ganz beschissen. Und es kann sein, daß es nicht wirkt. Hängt davon ab, wieviel von dem Gift bereits in seinem Körper steckt.« Timsen stand auf. »Irgendwann heute abend. Ach ja, und die Geräte kosten noch mal fünfhundert.«
    Der King explodierte. »Was für Geräte, zum Donnerwetter?«
    »Spritzen und Verbandszeug und Seife. Mein Gott!« Timsen wurde beinahe unwillig. »Hast wohl geglaubt, Antitoxin sei eine Pille, die man ihm in den Arsch steckt?«
    Der King starrte verdrießlich hinter Timsen her und hätte sich am liebsten selbst in den Hintern getreten. Hast

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