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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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werden.« Seine Hand zitterte, als er ihm half, etwas Wasser zu trinken. Verdammter Hund, dachte er erbittert, wenn Timsen das Zeug heute nacht nicht beibringt, dann schafft Peter es nicht. Und wenn er es nicht schafft, verdammt, wie soll ich dann an den Zaster rankommen? Verdammter Hund!
    Als Timsen endlich kam, war der King ein Wrack.
    »Hallo, Kamerad.« Auch Timsen war nervös. Er hatte für seinen besten Mann oben am Haupttor Schmiere stehen müssen, während der andere unter dem Zaun durchgekrochen und in die Unterkunft des japanischen Arztes eingedrungen war, die nur fünfzig Schritte entfernt stand, nicht allzuweit weg von Yoshimas Haus und so nahe am Wachhaus, daß es Nerven kostete. Aber der Aussie hatte sich hinein- und auch wieder herausgeschlichen, und obwohl Timsen wußte, daß es auf der ganzen Welt keinen so geschickten Dieb gibt wie einen Australier, keinen einzigen Dieb auf der ganzen Welt, war er doch ins Schwitzen geraten, während er auf die Rückkehr des anderen gewartet hatte.
    »Wo verarzten wir ihn?« fragte er.
    »Hier.«
    »Na gut. Stell lieber ein paar Wachen aus.«
    »Wo ist der Pfleger?«
    »Ich bin der erste«, antwortete Timsen gereizt. »Steven kann jetzt nicht herunterkommen. Er löst mich ab.«
    »Verdammt, weißt du auch genau, was du tust?«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, antwortete Timsen. »'türlich weiß ich es. Hast du kochendes Wasser?«
    »Nein.«
    »Mann, dann mach welches! Wißt ihr Yankees denn überhaupt nichts?«
    »Reg dich nicht auf!«
    Der King nickte Tex zu, und Tex stellte das Wasser auf. Timsen öffnete die Tasche mit dem chirurgischen Besteck und breitete ein kleines Tuch aus.
    »Du kriegst die Motten«, staunte Tex. »So was Sauberes hab ich noch nie gesehen. Mann, das ist ja fast blau, so weiß ist es.«
    Timsen spuckte aus, wusch sich mit einem frischen Stück Seife sorgfältig die Hände und begann die Spritze und die Pinzette auszukochen. Dann beugte er sich über Peter Marlowe und schlug ihm leicht ins Gesicht. »He, Kamerad!«
    »Ja«, antwortete Peter Marlowe schwach.
    »Ich werde gleich die Wunde reinigen, klar?«
    Peter Marlowe mußte sich konzentrieren. »Was?«
    »Ich werde Ihnen gleich das Antitoxin geben …«
    »Ich muß zum Lazarett hinauf«, sagte Peter wie betrunken. »Es ist jetzt Zeit – schneiden Sie ihn ab – ich sage Ihnen …«
    Er fiel wieder in die Ohnmacht zurück.
    »Schadet nichts«, meinte Timsen.
    Als die Spritze sterilisiert war, gab Timsen eine Morphiuminjektion. »Hilf mal«, befahl er schroff dem King. »Wisch mir den verdammten Schweiß aus den Augen.« Gehorsam holte der King ein Handtuch.
    Timsen wartete, bis die Spritze wirkte, riß dann den alten Verband ab und legte die Wunde frei. »Herrgott!« Die ganze Wundfläche war aufgedunsen und violett und grün. »Ich glaube, es ist zu spät.«
    »Mein Gott«, stöhnte der King. »Kein Wunder, daß das arme Schwein verrückt war.«
    Mit den Zähnen knirschend, schnitt Timsen vorsichtig das Schlimmste des zerfallenen, verfaulten Fleisches heraus, fuhr mit der Sonde tief hinein und wusch die Wunde so sauber, wie er konnte. Dann streute er Sulfonamidpuder darüber und verband sie wieder. Als er fertig war, richtete er sich auf und seufzte. »Verdammt, mein Rücken!« Er blickte auf den blütenweißen Verband und drehte sich dann zum King um. »Hast du ein Stück von einem alten Hemd?«
    Der King zerrte ein Hemd von der Wand und gab es ihm. Timsen riß einen Ärmel heraus, zerriß ihn zu einer groben Binde und wickelte sie um den Verband.
    »Verdammt, was soll das?« fragte der King trübe.
    »Tarnung«, erklärte Timsen. »Du bildest dir wohl ein, er kann mit einem wunderschönen sauberen Verband am Arm im Lazarett herumspazieren, ohne daß er von neugierigen Ärzten und Militärpolizisten angehalten wird, die ihn ausfragen, wo er ihn her hat, was?«
    »Ach so, kapiert.«
    »Mann, du bist mir 'ne Nulpe!«
    Der King ließ es nicht zum Krach kommen. Ihm war noch immer speiübel bei der Erinnerung an Peter Marlowes Arm, an dessen Geruch, an das Blut und an den verklebten und schmierigen Verband, der auf dem Boden lag. »He, Tex, schaff das stinkende Ding weg!«
    »Wer? Ich? Warum?«
    Tex hob widerwillig den Verband auf und ging hinaus. Er bohrte ein Loch in die weiche Erde, vergrub ihn darin und erbrach sich. Als er zurückkam, sagte er: »Gott sei Dank, daß ich das nicht jeden Tag tun muß.«
    Timsen zog mit zittrigen Fingern die Spritze voll und beugte sich über Peter

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