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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Marlowes Arm. »Du mußt aufpassen. Paß um Himmels willen auf«, knurrte er, als er bemerkte, daß der King sich abwandte. »Wenn Steven nicht kommt, wirst vielleicht du es machen müssen. Die Spritze muß intravenös gegeben werden, kapiert? Du suchst die Vene. Dann stößt du ganz leicht die Nadel hinein und ziehst ganz vorsichtig ein klein wenig den Kolben heraus, bis du etwas Blut in der Spritze siehst. Hast du kapiert? Dann bist du sicher, daß die Nadel in der Vene steckt. Sobald du dessen sicher bist, spritzt du einfach das Antitoxin hinein. Aber nicht schnell. Nimm dir für den Kubikzentimeter etwa drei Minuten Zeit.«
    Der King sah von Übelkeit geschüttelt zu, bis die Nadel herausgerissen wurde und Timsen einen kleinen Wattebausch auf den Einstich preßte.
    »Gottverdammt«, schnaufte der King. »Das bring ich nie hin.«
    »Wenn du ihn sterben lassen willst, gut.« Timsen schwitzte und wurde ebenfalls von Übelkeit gequält. »Und mein Alter wollte immer, daß ich Arzt würde!« Er stieß den King beiseite, hielt den Kopf aus dem Fenster und erbrach sich heftig. »Gib mir um Gottes willen etwas Kaffee.«
    Peter Marlowe regte sich und wachte halb auf.
    »Sie werden wieder ganz gesund, Kamerad. Verstehen Sie mich?« Timsen beugte sich sanft über ihn.
    Peter Marlowe nickte kurzsichtig und hob den Arm. Einen Augenblick starrte er ungläubig darauf, dann murmelte er: »Was ist passiert? Er ist – noch dran – er ist noch dran!«
    »Natürlich ist er dran«, sagte der King stolz. »Wir haben Sie eben verarztet. Antitoxin, jede Menge. Ich und Timsen!«
    Aber Peter Marlowe sah ihn nur an, und sein Mund bewegte sich, aber es kamen keine Worte heraus. Erst nach einer ganzen Weile brachte er dann schließlich flüsternd hervor: »Er ist noch immer – dran.« Er benutzte die rechte Hand, um den Arm zu betasten, der eigentlich nicht mehr hätte da sein sollen, es aber noch war. Und als er sicher war, daß er nicht träumte, legte er sich in eine Schweißlache zurück, schloß die Augen und begann zu weinen. Einige Minuten später war er eingeschlafen.
    »Armer Kerl«, sagte Timsen. »Er muß geglaubt haben, er liegt auf dem Operationstisch.«
    »Wie lange wird er bewußtlos sein?«
    »Etwa zwei Stunden noch. Hör zu«, sagte Timsen, »er muß alle sechs Stunden eine Spritze bekommen, bis das Gift aus ihm heraus ist. Das, sagen wir, ungefähr achtundvierzig Stunden lang. Und jeden Tag einen neuen Verband. Und noch mehr Sulfonamid. Aber du mußt daran denken. Er muß weiterhin die Spritzen bekommen. Und sei nicht überrascht, wenn er dir die ganze Baracke verkotzt. Es muß eine Reaktion geben. Eine schlimme. Ich habe die erste Dosis besonders groß genommen.«
    »Glaubst du, daß er wieder gesund wird?«
    »Darauf antworte ich dir in zehn Tagen.« Timsen packte sein Besteck in die Tasche und machte aus dem Handtuch, der Seife, der Spritze, dem Antitoxin und dem Sulfonamidpuder ein sauberes kleines Paket. »Und jetzt wollen wir abrechnen, klar?«
    Der King zog eine Packung heraus, die Shagata ihm geschenkt hatte. »Was zu rauchen?«
    »Ja.«
    Als die Zigaretten brannten, sagte der King mit nüchterner Stimme: »Wir können abrechnen, wenn wir das Diamantengeschäft abschließen.«
    »Nichts zu machen, Kamerad. Ich habe geliefert, ich werde bezahlt. Das hat nichts miteinander zu tun«, erwiderte Timsen scharf.
    »Es schadet doch nichts, einen oder zwei Tage zu warten.«
    »Du hast genug Geld und außerdem etwas von dem Gewinn …« Er brach plötzlich ab, als ihm die Wahrheit aufging. »Oho«, machte er mit breitem Lächeln und wies mit dem Daumen auf Peter Marlowe. »Kein Geld, bis dein Freund geht und es holt, stimmt's?«
    Der King streifte seine Armbanduhr ab. »Willst du die als Pfand behalten?«
    »O nein, Freundchen, ich vertraue dir.« Er sah auf Peter Marlowe. »Mir scheint, es hängt eine ganze Menge von dir ab, mein Sohn.«
    Als er sich wieder dem King zuwandte, lagen lustige Lachfältchen um seine Augen. »Dann hab ich ja auch noch Zeit, nicht wahr?«
    »Wie?« machte der King unschuldig.
    »Rück schon raus damit, Kamerad. Du weißt, daß der Ring geraubt worden ist. Du bist der einzige im Lager, der ihn verscheuern kann. Glaubst du, ich hätte dich in das Geschäft einsteigen lassen, wenn ich es allein hätte drehen können?« Timsens Lächeln war engelhaft. »Damit gewinne ich also Zeit, den Räuber zu finden, stimmt's? Wenn er zuerst zu dir kommt, hast du nicht das Geld, ihn zu bezahlen, stimmt's?

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