Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
dich wohl für besonders klug gehalten, als du im Tausch gegen eine Zigarette erfahren hast, was ein Gangrän ist, verdammt, und dann vergißt du Hohlkopf zu fragen, was man mit dem Zeug macht, wenn man es erst hat.
    Der Teufel soll's holen. Es geht um die Moneten. Und Peter kriegt seinen Arm zurück. Und das mit dem Preis geht auch in Ordnung.
    Dann fiel dem King wieder der kleine Straßenräuber ein, und er strahlte. Ja, er war ganz zufrieden mit seinem Tagewerk.

21
    A n jenem Abend verschenkte Peter Marlowe sein Essen. Er schenkte es nicht Mac oder Larkin, wie er das eigentlich hätte tun sollen, sondern gab es Ewart. Er wußte, daß man ihn gezwungen hätte, mit der Sprache herauszurücken, wenn er es jemandem von seiner Einheit gegeben hätte. Und es hatte keinen Sinn, es ihnen zu erzählen.
    Am Nachmittag war er krank vor Schmerz und Sorge zu Dr. Kennedy gegangen. Wieder hatte die Qual ihn fast verrückt gemacht, als der Verband abgerissen wurde. Dann hatte der Doktor einfach gesagt: »Das Gift ist oberhalb des Ellbogens. Ich kann unterhalb amputieren, aber das ist Zeitverschwendung. Am besten machen wir die Operation gleich auf einmal. Sie werden einen netten Stumpf haben – mindestens zwölf Zentimeter von der Schulter aus. Das reicht aus, um einen künstlichen Arm anschnallen zu können. Völlig ausreichend.« Kennedy hatte die Finger ruhig zu einem Tempel zusammengelegt. »Verschwenden Sie nicht noch mehr Zeit, Marlowe«, und dabei hatte er trocken aufgelacht und gescherzt: »Domani è troppo tardi«, und als Peter Marlowe ihn verständnislos angesehen hatte: »Morgen kann es zu spät sein.«
    Peter Marlowe war zu seinem Bett zurückgetaumelt und hatte dagelegen in einem Pfuhl von Furcht. Dann war das Abendessen gekommen, und er hatte es weggegeben.
    »Haben Sie Fieber?« fragte Ewart glücklich mit dem zusätzlichen Essen im Bauch.
    »Nein.«
    »Kann ich Ihnen etwas besorgen?«
    »Lassen Sie mich um Himmels willen in Ruhe!« Peter Marlowe drehte Ewart den Rücken zu. Nach einer Weile stand er auf, verließ die Baracke und bedauerte, daß er eingewilligt hatte, mit Mac, Larkin und Pater Donovan ein oder zwei Stunden Bridge zu spielen. Du bist ein Idiot, sagte er bitter zu sich. Du hättest im Bett bleiben sollen, bis es Zeit ist, durch den Draht zu schlüpfen und das Geld zu holen.
    Aber er wußte, daß er nicht Stunde um Stunde einfach hätte auf seinem Bett liegen können, bis er ohne Gefahr weggehen konnte. Es war schon besser, wenn man etwas zu tun hatte.
    »Hallo, Kamerad!« Auf Larkins Gesicht zeigten sich beim Lächeln tausend kleine Fältchen.
    Peter Marlowe erwiderte das Lächeln nicht. Er setzte sich einfach grimmig in die Tür. Mac sah zu Larkin hinüber, der kaum merklich die Achseln zuckte.
    »Peter«, sagte Mac und zwang sich zu guter Laune, »die Nachrichten werden von Tag zu Tag besser, nicht? Dauert nicht mehr lange, dann sind wir raus.«
    »Bestimmt!« bestätigte Larkin.
    »Sie leben ja in einem Narrenparadies. Wir werden nie aus Changi herauskommen.« Peter Marlowe wollte nicht grob sein, aber er konnte sich einfach nicht zurückhalten. Er wußte, daß Mac und Larkin verletzt waren, tat aber nichts, um das zu mildern. Er war besessen von dem Gedanken an den zwölf Zentimeter langen Stumpf. Kälte zerfraß sein Rückgrat und bohrte sich in die Hoden. Verdammt, wie konnte der King wirklich helfen? Wie? Sei doch realistisch. Wenn es des King Arm wäre – was könnte ich tun, auch wenn ich sein allerbester Freund wäre? Nichts. Ich glaube nicht, daß er mir irgendwie helfen kann – rechtzeitig. Nein. Am besten siehst du der Sache ins Auge, Peter. Entweder amputieren oder sterben. Ganz einfach. Und wenn man es richtig ansieht, dann kannst du gar nicht sterben. Noch nicht. Wenn man erst einmal geboren ist, dann ist man gezwungen weiterzuleben. Unter allen Umständen.
    Mensch, sagte Peter Marlowe zu sich selbst, sei lieber realistisch. Es gibt nichts, was der King tun kann, nichts. Und du hättest ihn nicht so in Verlegenheit bringen dürfen. Es ist deine Sache, nicht seine. Hol einfach das Geld, gib es ihm, geh zum Lazarett hinauf, leg dich auf den Tisch und laß dir den Arm abschneiden.
    So saßen sie also zu dritt – er, Mac und Larkin – in der übelriechenden Nacht. Schweigend. Als Pater Donovan sich zu ihnen setzte, zwangen sie ihn, etwas Reis und Blachang zu essen. Sie ließen es ihn auf der Stelle essen, denn hätten sie es nicht getan, dann hätte er es weggegeben, so wie er

Weitere Kostenlose Bücher