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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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japanische Maschine war, wußte niemand, aber beim ersten Motorengeräusch warteten die Männer von Panik ergriffen auf den gefürchteten Bombenregen. Als die Bomben nicht fielen und das Flugzeug dröhnend weiterflog, entstand neue Panik. Vielleicht haben sie uns vergessen – sie werden nie kommen.
    Ewart tastete sich in die Baracke und rüttelte Peter Marlowe wach. »Peter, es geht ein Gerücht, die Maschine hätte den Flugplatz umkreist – und ein Mann sei mit dem Fallschirm daraus abgesprungen!«
    »Haben Sie es gesehen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie mit jemandem geredet, der es gesehen hat?«
    »Nein. Es ist nur ein Gerücht.« Ewart versuchte, seine Furcht nicht zu zeigen. »Ich habe schreckliche Angst, daß die Japsen überschnappen, sobald die Flotte im Hafen auftaucht.«
    »Das werden sie schon nicht!«
    »Ich bin zum Büro des Lagerkommandanten gegangen. Da ist eine ganze Gruppe von Leuten, die ständig die neuesten Nachrichten herausgeben. In den letzten Nachrichten wurde durchgegeben, daß« – einen Augenblick konnte Ewart nicht weiterreden, dann fuhr er fort –, »daß die Zahl der Toten in Hiroshima und Nagasaki über dreihunderttausend betragen hat. Die Menschen sollen dort noch immer wie die Fliegen sterben – die Teufelsbombe soll irgendwie die Luft verändern und immer weiter töten. Mein Gott, wenn das mit London geschehen würde und ich wäre Kommandant von einem Lager wie diesem hier – ich würde – ich würde alle umbringen. Ich würde es tun. Bei Gott, ich würde es tun.«
    Peter Marlowe beruhigte ihn, verließ dann die Baracke und ging in dem immer heller werdenden Licht zum Tor. Innerlich fürchtete er sich noch immer. Er wußte, daß Ewart recht hatte. Eine solche Teufelsbombe war zuviel. Aber urplötzlich erkannte er eine große Wahrheit, und er segnete die Köpfe, die die Bomben erfunden hatten. Nur die Bomben hatten Changi davor bewahrt, in Vergessenheit zu geraten. O ja, sagte er zu sich, was auch wegen der Bomben geschehen mag, ich werde die beiden ersten segnen und die Männer, die sie hergestellt haben. Sie allein haben mir das Leben zurückgegeben, als wirklich schon keine Hoffnung mehr auf Leben bestand. Und wenn auch die beiden ersten Bomben eine Unzahl von Menschen verschlungen haben, so haben sie doch gerade durch ihre Ungeheuerlichkeit das Leben zahlloser anderer gerettet. Unser Leben. Und ihres. Bei Gott dem Allmächtigen, das ist die Wahrheit.
    Unversehens war er beim Haupttor. Die Wachen standen wie gewöhnlich da. Den Rücken hatten sie dem Lager zugekehrt, aber sie hielten immer noch Gewehre in den Händen.
    Peter Marlowe beobachtete sie neugierig. Er war sicher, daß diese Männer blind in den Tod gehen würden für die Verteidigung von Leuten, die noch vor einem Tag ihre verachteten Feinde waren.
    Mein Gott, dachte Peter Marlowe, wie unbegreiflich manche Menschen doch sind.
    Dann sah er plötzlich aus der sich lichtenden Morgendämmerung eine Erscheinung auftauchen. Einen fremden Mann, einen wirklichen Mann, einen Mann mit Höhe und Dicke, einen Mann, der wie ein Mann aussah. Einen weißen Mann. Er trug eine fremde grüne Uniform, und seine Fallschirmspringerstiefel waren poliert, und das Abzeichen an seiner Feldmütze blitzte wie Feuer, und er hatte einen Revolver am breiten Koppel, und auf dem Rücken trug er einen ordentlich gepackten Tornister.
    Der Mann ging mitten auf der Straße, und seine Absätze klickten, bis er das Wachhaus erreicht hatte.
    Der Mann – jetzt konnte Peter Marlowe erkennen, daß er die Rangabzeichen eines Hauptmanns trug –, der Hauptmann blieb stehen, starrte auf die Wachen und brüllte dann: »Grüßt, ihr verdammten Hunde.«
    Als die Posten ihn dumm anstarrten, ging der Hauptmann zum nächsten Posten, riß ihm das Gewehr mit dem aufgepflanzten Bajonett aus den Händen, stieß es wild in den Boden und brüllte erneut: »Grüßt mich, ihr verdammten Hunde!«
    Die Posten starrten ihn verwirrt an. Dann riß der Hauptmann seinen Revolver heraus, jagte vor den Füßen der Posten eine Kugel in den Boden und brüllte: »Grüßt, ihr verdammten Hunde.«
    Awata, der japanische Unteroffizier, Awata, der Furchtsame, Schwitzende und Nervöse, trat vor und verneigte sich. Dann verneigten sich alle.
    »So ist's schon besser, ihr verdammten Hunde«, erklärte der Hauptmann. Dann riß er allen Männern das Gewehr aus den Händen und warf sie auf den Boden. »Geht in das verdammte Wachhaus zurück.«
    Awata verstand seine Handbewegung. Er befahl

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