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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ruhig. »Bis morgen.« Und ganz elend ging er davon. Morgen, versprach er sich, morgen werde ich ihm helfen können.
    Der King setzte sich auf dem Kokosstumpf zurecht, freute sich, allein zu sein, und fürchtete sich vor seiner Einsamkeit.
    Oberst Smedly-Taylor und Jones und Sellars wischten ihre Teller aus.
    »Großartig!« sagte Sellars und leckte sich den Saft von den Fingern.
    Smedly-Taylor suckelte an dem Schlegel, obwohl der bereits völlig blankgenagt war. »Jones, alter Junge, mein Kompliment.« Er rülpste. »Großartig, diesen Tag auf diese Weise zu beenden. Köstlich! Genau wie Kaninchen! Ein wenig sehnig und etwas zäh, aber köstlich!«
    »Habe schon viele Jahre nicht mehr so gut gegessen«, lachte Sellars laut. »Das Fleisch ist ein wenig fett, aber, bei Gott, einfach wunderbar.« Er warf einen Blick zu Jones hinüber. »Können Sie noch etwas beschaffen? Ein Schlegel für jeden ist nicht gerade viel!«
    »Vielleicht.« Jones pickte behutsam das letzte Reiskorn auf. Sein Teller war trocken und leer, und er fühlte sich richtig voll. »Das war doch ein toller Glücksfall, nicht wahr?«
    »Wo haben Sie sie her?«
    »Blakely hat mir davon erzählt. Ein Aussie hat sie verkauft.« Jones rülpste. »Ich habe alles gekauft, was er hatte.« Er warf Smedly-Taylor einen Blick zu. »Zum Glück hatten Sie das Geld.«
    Smedly-Taylor grunzte. »Ja.« Er öffnete seine Brieftasche und warf dreihundertsechzig Dollar auf den Tisch. »Das reicht für weitere sechs. Es ist nicht nötig, daß wir uns kasteien, was, meine Herren?«
    Sellars sah auf die Geldscheine. »Wenn Sie so viel Geld versteckt hatten, warum haben Sie dann nicht schon vor Monaten ein wenig davon ausgegeben?«
    »Ja, warum wohl?« Smedly-Taylor stand auf und reckte sich. »Weil ich es für heute gespart habe! Und damit Schluß«, setzte er hinzu. Seine Granitaugen bohrten sich in die von Sellars.
    »Na, ist schon gut, Mann. Ich will ja nicht, daß Sie etwas erzählen. Ich begreife nur nicht, wie Sie es geschafft haben, das ist alles.«
    Jones lächelte. »Muß eine innere Angelegenheit gewesen sein. Ich habe gehört, der King hat beinahe einen Herzschlag bekommen!«
    »Was hat der King mit meinem Geld zu tun?« fragte Smedly-Taylor.
    »Nichts.« Jones begann das Geld zu zählen. Es waren tatsächlich dreihundertsechzig Dollar, genug für zwölf Rusa-tiku -Schlegel zu je dreißig Dollar, was sie wirklich kosteten, und nicht sechzig Dollar, wie Smedly-Taylor glaubte. Jones lächelte insgeheim, als er daran dachte, daß Smedly-Taylor es sich gut leisten konnte, das Doppelte zu bezahlen, nachdem er jetzt so viel Geld besaß. Er hätte zu gerne gewußt, wie Smedly-Taylor es geschafft hatte, den Diebstahl durchzuführen, wußte aber auch, daß Smedly-Taylor recht hatte, wenn er seine Geheimnisse streng hütete. So wie er das Geheimnis der drei weiteren Rusa tikus hütete. Derjenigen, die er und Blakely gebraten und an diesem Nachmittag heimlich gegessen hatten. Blakely hatte einen gegessen, er hatte die beiden anderen gegessen. Und die beiden, die zu dem einen kamen, den er eben verschlungen hatte, waren der Grund, weshalb er satt war. »Mein Gott«, sagte er und rieb sich den Bauch, »ich glaube nicht, daß ich jeden Tag so viel essen könnte!«
    »Sie werden sich daran gewöhnen«, antwortete Sellars. »Ich habe noch Hunger. Seien Sie nett und versuchen Sie, ob Sie nicht noch ein paar beschaffen können.«
    Smedly-Taylor sagte: »Wie wär's mit einem oder zwei Rubber?«
    »Großartig«, rief Sellars. »Wen nehmen wir als vierten?«
    »Samson?«
    Jones lachte. »Ich möchte wetten, daß er ziemlich wütend wäre, wenn er von dem Fleisch wüßte!«
    »Was meinen Sie, wie lange unsere Leute brauchen, bis sie nach Singapur kommen?« fragte Sellars und versuchte, seine Besorgnis zu verbergen.
    Smedly-Taylor sah Jones an. »Ein paar Tage. Höchstens eine Woche. Falls die Japsen tatsächlich kapitulieren.«
    »Nachdem sie uns das Radio gelassen haben, sieht es so aus.«
    »Ich hoffe. Mein Gott, ich hoffe es.« Sie sahen sich an, vergaßen das gute Essen und versanken in ihre Sorgen um die Zukunft.
    »Kein Anlaß zur Sorge. Es wird – es wird alles gutgehen«, versicherte Smedly-Taylor äußerlich zuversichtlich. Aber innerlich war er von Panik erfaßt, dachte an Maisie, an seine Söhne und an seine Tochter und fragte sich, ob sie noch lebten.
    Kurz vor dem Morgengrauen dröhnte eine viermotorige Maschine über das Lager hin. Ob es eine alliierte oder eine

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