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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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geschlafen. Aber im Morgengrauen hatte er sich selbst ins Gebet genommen und sich gesagt, daß sein Verhalten schwächlich und idiotisch und keineswegs eines Königs würdig wäre; es spielte dabei keine Rolle, daß die Männer durch ihn hindurchgesehen hatten, als er ziemlich früh durchs Lager gegangen war – Brant und Prouty und Samson und all die andern waren vorbeigegangen und hatten seinen Gruß nicht erwidert. Bei allen war es das gleiche gewesen. Bei Tinker Bell, Timsen, den Militärpolizisten, seinen Informanten und Angestellten, Männern, denen er geholfen hatte oder die er gekannt hatte oder für die er etwas verkauft hatte oder denen er Essen oder Zigaretten oder Geld gegeben hatte. Sie alle hatten ihn angesehen, als existiere er nicht. Wo ihn sonst Augen beobachtet hatten und Haß ihn umgeben hatte, wenn er durch das Lager gegangen war, war jetzt nichts. Keine Augen, kein Haß, kein Wiedererkennen.
    Es war ein eisiges Gefühl gewesen, wie ein Gespenst durch das Lager zu gehen. Wie ein Geist nach Hause zu kommen. Wie ein Geist im Bett zu liegen.
    Ein Nichts.
    Jetzt hörte er zu, wie Tex der Baracke hastig die unglaubliche Geschichte von der Ankunft des Hauptmanns berichtete, und er fühlte deutlich, wie die neue Furcht an ihnen nagte.
    »Was ist los?« fragte er. »Gottverdammt, was hat euch alle so die Sprache verschlagen? Da ist so ein Laffe von draußen gekommen, das ist alles.«
    Niemand sagte etwas.
    Der King stand auf, das Schweigen zerrte an ihm, und er haßte es. Er zog sein bestes Hemd und seine saubere Hose an und wischte den Staub von den glänzend polierten Schuhen. Er setzte seine Mütze in keckem Winkel auf und blieb einen Augenblick in der Tür stehen.
    »Ich glaube, heute werde ich mir etwas ganz Besonderes kochen«, sagte er und sah niemanden an.
    Als er sich umblickte, sah er deutlich den Hunger auf ihren Gesichtern und die kaum verhohlene Hoffnung in ihren Augen. Das ließ wieder Wärme in ihm aufsteigen, und er fühlte sich wieder normal und sah sie wählerisch an.
    »Wirst du heute beschäftigt sein, Dino?« fragte er schließlich.
    »Eh, nein. Nein«, antwortete Dino.
    »Mein Bett muß gemacht werden, und auch etwas schmutzige Wäsche ist da.«
    »Heißt das … soll ich mich darum kümmern?« fragte Dino unbehaglich.
    »Willst du?«
    Dino fluchte insgeheim, aber die Erinnerung an den Duft des Huhns am vergangenen Abend zerbrach seinen Willen. »Klar«, sagte er.
    »Danke, Kamerad«, sagte der King höhnisch lächelnd und war über Dinos offensichtliche Gewissenskonflikte belustigt. Er drehte sich um und stieg die Treppe hinab.
    »Welches Huhn willst du?« rief Dino hinter ihm her.
    Der King blieb nicht stehen. »Das überlege ich mir noch«, antwortete er. »Mach nur das Bett und besorg die Wäsche.«
    Dino lehnte sich gegen den Türrahmen und sah hinter dem King her, der in der prallen Sonne an der Gefängnismauer entlangging und um die Gefängnisecke bog. »Hund!«
    »Geh und hol die Wäsche«, sagte Tex.
    »Halt die Schnauze. Ich habe Hunger!«
    »Er hat dich reingelegt und hat es fertiggebracht, daß du seine Arbeit ohne eines seiner gottverdammten Hühner erledigst.«
    »Er wird heute eins essen«, erklärte Dino störrisch. »Und ich werde ihm beim Essen helfen. Er hat noch nie eins gegessen, ohne dem Helfer etwas zu geben.«
    »Und wie war das gestern abend?«
    »Verdammt, er mußte ja geizig sein, wo wir ihm doch seinen Platz weggenommen hatten.« Dino dachte an den englischen Hauptmann, an Zuhause und an seine Freundin und fragte sich, ob sie noch auf ihn wartete oder ob sie verheiratet war. Natürlich, sagte er trübsinnig zu sich, wird sie verheiratet sein, und niemand wird auf mich warten. Verdammt, wie soll ich bloß Arbeit kriegen?
    »Das war früher«, sagte Byron Jones III eben. »Ich möchte wetten, der Hund kocht und frißt es vor unseren Augen.« Aber dabei dachte er an sein Elternhaus. Der Teufel soll mich holen, wenn ich auch nur noch einen Tag länger dort bleibe. Ich muß mir eine eigene Wohnung beschaffen. Ja. Aber verdammt, wo soll das Moos dafür herkommen?
    »Und was ist, wenn er es tatsächlich tut?« fragte Tex. »Wir haben vielleicht noch zwei oder drei Tage vor uns.« Dann nach Hause, nach Texas, dachte er. Ob ich wieder meine Arbeit bekomme? Verdammt, wo soll ich wohnen? Wo soll ich Zaster hernehmen? Und wird es auch klappen, wenn ich ins Heu gehe?
    »Was ist mit dem Limey-Offizier, Tex? Meinst du, wir sollen mit ihm reden?«
    »Ja, ich glaube

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