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Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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konnte, jedenfalls so lange der Stromausfall noch anhielt.
    Ja! Sag ja! Wir bleiben hier, bei unserm alten Teufelchen! Biiitte, sag doch endlich ja, flehte Nummer drei. Wir werden über die Wiesen zie hen und viele kleine Teufelchen hüten, Teufelchen mit Hörnern und braunen Flecken und vier Hinkefüßen! Und am Abend sitzen wir dann bei des Teufels Großmutter und trinken das Gift, welches sie uns kocht und von dem sie sagt, es sei Pfefferminztee.
    Nach einer langen Pause ergriff Assauer endlich das Wort: »Reicht es Ihnen, wenn ich mich morgen entscheide? Dieses Angebot kommt so plötzlich für mich.«
    Basler stieß die Luft aus. Angebot!, dachte er, wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte es kein Angebot gegeben.
    »Natürlich«, antwortete Hildegund Teufel stellvertretend für fast alle im Rat.
    Pfarrer Kühne erhob sich und legte seine weiche Hand auf Thomas’ Schulter. »Bei mir im Haus hast du ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen ist auch da.« Hoffte er zumindest, war sich aber sicher, dass auf seine Haushälterin Verlass sein würde.
    Sie verabschiedeten sich, nachdem Assauer versprochen hatte, sich bis zum kommenden Vormittag zu entscheiden.
    »Sie müssen etwas wegen Ihres Hustens unternehmen«, sagte Eva, als sie ging. Aber Hildegund Teufel winkte nur ab.
    »Nur eine kleine Erkältung«, sagte sie, »nichts weiter. War gestern ziemlich nass dort oben.«
    Als Hildegund Teufel auch Thomas zum Abschied die Hand geben wollte, zögerte dieser und presste seine Tasche fest an sich.
    Huch, der Teufel will uns anfassen!
    »Melissentee?«, fragte er plötzlich leise.
    »Melisse willst du?« Sie duzte auch Thomas ganz selbstverständlich. In ihrem Alter gab es nur noch Kinder oder Kindchen. Wieder musste sie husten und spuckte etwas in ihr Taschentuch. »Komm morgen früh wieder, mein Junge, ja? Und dann schneiden wir dir ein wenig Melisse hinten im Garten.«
    Sie verließen die Ratssitzung. Eva wollte Thomas noch zum Pfarrhaus bringen und ein letztes Mal nach Joachim Beck sehen. Sie liefen durch das Dorf und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Pfarrer Kühne grübelte über seine morgige Predigt nach. Wegen der Ereignisse auf dem Hardt hatte er den Sonntagsgottesdienst kurzerhand auf den morgigen Montag verlegt. Der Herr würde es verstehen.
    Thomas jubelte innerlich. Melissentee!
    Als sie am Gasthaus Krone vorbeikamen, sahen sie Anna-Maria Guhl auf sich zu rennen.
    Nachdem sich Basler und Bea Baumgärtner verabschiedet hatten, blieben Faust und Eisele noch einen Moment unter der dunklen Laterne vor Hildegund Teufels Haus stehen.
    »War ganz schön missmutig, unser lieber Roland«, scherzte Eisele und zog die Jacke enger um seinen Körper. »Hat sich von dir auf die Füße getreten gefühlt.«
    Faust nickte. »Zu Recht. Er denkt bestimmt, ich hätte das vorher mit ihm absprechen müssen.«
    »Na ja, er wird’s verwinden.« Dann wurde Eisele wieder ernst. »Sind Martin und Bubi auch heute Nacht wieder unterwegs?«
    Faust nickte. Martin Kiefer und Bubi Faust, jetzt offiziell für die Dorfsicherheit verantwortlich, patrouillierten vom Sonnenuntergang bis zur Morgendämmerung durch und um Wellendingen herum. So hofften sie Überfälle zu verhindern und Diebe abzuschrecken. Auch machte ihnen noch dieser Fuchs Sorgen, der ihnen am Hardt durch die Lappen gegangen war.
    »Die beiden geben sich zwar alle Mühe, aber weder der eine noch der andere hat irgendeine Ahnung, wie so ein Dorf zu beschützen ist. Das weiß keiner von uns. Und zu zweit hat das Ganze auch eher einen symbolischen Wert.«
    »Ich dachte, es hätten sich noch zwei Freiwillige gemeldet?«
    »Das schon, aber Martin wollte sich nicht sofort entscheiden. Frag mich nicht, wieso. Manchmal ist er seltsam, als ob etwas in seinem Kopf vorgeht, über das er mit keinem sprechen will. Aber so kennen wir ihn ja. Ich bin froh, dass er hier ist. Ohne ihn würde Bubi wahrscheinlich weiter nur faul in den Tag hineinleben. So hat er wenigstens eine Aufgabe und einen Freund, an dem er sich hoffentlich ein klein wenig aufrichten wird.«
    »Wird er schon machen, dein Bubi.« Christoph Eisele streckte Faust die Hand entgegen, er wollte heim.
    »Hast du vielleicht noch etwas zu trinken zu Hause? Ein Bier vielleicht?«, fragte Faust. Die Frage war ihm peinlich und er versuchte, sie so nebenher wie nur möglich zu stellen.
    »Oh, mit Bier sieht’s ganz schlecht aus. Aber eine Flasche Wein könnte ich dir geben. Susanne freut sich bestimmt, wenn du damit

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