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Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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Abneigung Kiefer gegenüber gemacht. Es war ein Wunder, dass er überhaupt die Sache mit dem Sicherheitstrupp durchbekommen hatte, überlegte Basler.
    »Was hältst du von Beas Vorschlag, Roland?«
    Bea wollte vier Gruppen zu je fünf Personen losschicken, welche die umliegenden Waldstücke durchsuchen sollten. Weit, so Eva, konn te Frieder Faust in seinem Zustand nicht gekommen sein. Wer nicht zu den Suchtrupps gehörte, sollte im Ort nach Faust suchen. Am wahr scheinlichsten war Evas Ansicht nach, dass er sich in einem Schup pen, einem Gartenhaus oder in einer Scheune verkrochen hatte.
    »Der schläft noch«, sagte Hildegund Teufel, als Basler nicht reagierte. Zu sehr beschäftigte ihn die Nachfolge Fausts. Als er schließlich doch bemerkte, dass alle auf ihn starrten und offensichtlich eine Antwort erwarteten, räusperte er sich.
    »Was war die Frage?«
    »Wir wollen das Dorf und die nähere Umgebung absuchen. Was meinst du als unser Vorsitzender?«, fragte Eisele.
    »Natürlich werden wir nach ihm suchen. Aber«, er fügte eine kleine Pause ein, in der er sich erhob und einmal zur Tür und wieder zurück ging, »aber wir dürfen bei aller Sucherei unsere anderen Aufgaben nicht vernachlässigen.« Bevor einer etwas erwidern konnte, fuhr er, jetzt lauter, fort: »Die Arbeiten im Stall und in unseren Gärten müssen wie geplant erledigt werden. Du«, er stand jetzt vor Eva Seger, »du musst nach unseren Kranken und Alten sehen und du«, Basler ging zu Bubi, »du gehst ins Bett, damit du heute Abend fit bist.«
    »Aber …«
    »Kein aber, Bubi. Das Dorf ist darauf angewiesen, dass du nachts wach bist. Nach deinem Vater können auch andere suchen. Verstanden?«
    Bubi nickte.
    Die Anwesenden erhoben sich und wollten das Haus verlassen, aber Basler versperrte ihnen den Weg.
    »Ihr könnt schon gehen«, sagte er zu Susanne, Eva und Bubi und ließ sie hinaus. »Wir vom Rat haben noch etwas zu besprechen.«
    »Jetzt? Wir sollten machen, dass wir rauskommen und nach Frieder suchen«, sagte Bea und versuchte, sich an Basler vorbeizudrücken.
    »Nicht so eilig.« Basler hielt die Frau zurück. »Nur ganz kurz.«
    Bea setzte sich wieder an den Tisch. Alle sahen Basler an; ihre Ungeduld war fast mit Händen zu greifen.
    »Frieder hat die letzten Sitzungen versäumt.«
    »Das wissen wir«, sagte Hildegund Teufel und bekam einen Hustenanfall. In den letzten Tagen war ihr Husten deutlich schlimmer geworden.
    »Und wir wissen jetzt auch, warum Frieder nicht hier war«, sagte Eisele.
    »Richtig«, fuhr Basler fort. »Wir wissen jetzt auch, warum. Und wir werden natürlich alles daransetzen, Frieder zu finden und ihm zu helfen. Aber bis er so weit hergestellt ist, dass er hier wieder mitarbeiten kann – wenn er das dann noch will –, können Wochen oder Monate vergehen. Soviel Zeit haben wir aber nicht. Wir brauchen eine fünfte Person hier bei uns. Gibt es Vorschläge?«
    Hildegund Teufel, Bea und Eisele sahen sich an. Hatten sie sich eben verhört oder wollte Basler tatsächlich Frieder aus ihrer Runde ausschließen?
    Die alte Teufel war es schließlich, die Roland Basler daran erinnerte, dass Faust die mit Abstand meisten Stimmen bei der Wahl zum Rat bekommen hatte. »Er ist genauso gewählt wie du und ich. Er kann zu-rücktreten oder wird vielleicht bei der kommenden Wahl in vier Wochen abgesetzt. Das kann dir übrigens auch passieren«, sagte sie und funkelte Basler an. »Aber ganz bestimmt werden wir keinen Nachfol ger für Frieder aussuchen, das ist Sache der Dorfgemeinschaft. Und jetzt gehen wir und hoffen, dass wir Frieder lebend finden!« Sie quetschte sich an Basler vorbei und öffnete die Tür. »Los, macht, dass ihr rauskommt.«
    Eva ging am Gasthaus Krone vorbei zum Pfarrhaus. Der im Erdgeschoss gelegene Pfarrsaal diente ihr als eine Art Praxisraum und war Anlaufstelle für die Kranken des Dorfes.
    Als sie die schwere Eichentür des Pfarrhauses aufwuchtete, wurde ihr plötzlich bewusst, dass seit Joachim Becks Tod schon wieder vier Tage vergangen waren. Die Zeit raste dahin und die Folgen der Katastrophe taten ihr Übriges dazu. Eva hatte vom Morgengrauen bis tief in die Nacht hinein zu tun, wie fast jeder hier im Dorf. Erst abends im Bett kam sie zur Ruhe. Und dann kamen die Gedanken zu ihr. Die Gedanken und die Sorgen.
    Nach Becks Tod am Montag hatte sie den Leichnam gewaschen und ihm einen viel zu weiten Anzug aus dem Bestand des Pfarrers angezogen. Dann hatten sie ihn am Abend auf dem kleinen Friedhof

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