Rattentanz
Leben.
»Oder ihr könnt mich in Wellendingen einschleusen. Niemand kennt mich. Wenn du willst, erledige ich die Drecksarbeit für dich.«
»Die Krankenschwester, Eva, sie wird dich wiedererkennen«, sagte Bubi.
»Aber nicht, wenn ich mich wasche und rasiere und ihr mir andere Kleider gebt. Und die Narbe kennt sie ebenfalls nicht!« War das der rettende Strohhalm? Irrte er sich oder hörte dieser Mann ihm plötzlich zu? »Ihr könnt mich im Ort unterbringen und wenn du willst, kann ich im Stall arbeiten.« Er wandte sich an Bubi: »Sagtest du nicht, dass sie dort jeden Abend Milch holt? Ich könnte sie beobachten, diese Eva, die dir so wichtig zu sein …« Mit dem Gewehrlauf beendete Martin Kiefer Fuchs’ Monolog. Er schlug dem Mann den Lauf in die Magengrube. Was fiel diesem Bastard ein, Evas Namen in den Mund zu nehmen?
»Du wärst nicht einmal wert, ihr als Fußabtreter zu dienen, du mieses Stück Scheiße«, schrie Kiefer.
»Psst! Leise! Willst du, dass uns jemand hört? Es reicht schon, dass wir hier mit der Lampe rumfuchteln. Zum Glück sind wir hinter dem Haus!«
»Dann wird man den Schuss auch nicht so einfach hören und, wenn doch, nicht wissen, aus welcher Richtung er kam.« Kiefer hielt Fuchs die Mündung an die Schläfe. »Oder willst du mal, Bubi, he? Wär deine Feuertaufe.«
Bubi ignorierte die Frage. Ihm war ein anderer Gedanke gekommen. »Vielleicht ist die Idee des Alten doch nicht so dumm?« Kiefer sah zu seinem Freund hinüber. Seit wann hatte der eigene Ideen? »Er könnte tatsächlich im Stall arbeiten. Und dort Eva beobachten. Viel-leicht ergibt sich was und wir kommen endlich voran!« Das wäre die Lösung, dachte Bubi. Dieser Fuchs, der tatsächlich abscheulich stank, müsste nicht sterben, er selbst musste Eva nicht verraten und, sollte Kiefer dann endlich seine Exfrau zurückhaben, wäre es endlich vorbei mit Wacheschieben, während der Rest des Dorfes schlief. Dann war es endlich an der Zeit für Kiefers neue Ordnung!
»Was meinst du, Martin? Sag schon? Der Kerl wird keinen Verdacht auf sich lenken und Eva ist sowieso ziemlich beschäftigt. Sie hat doch im Pfarrhaus ihre kleine Arztpraxis, in der sie ihre Patienten untersucht und verarztet. Außerdem glaubt niemand, dass der hier noch in der Nähe ist.«
Martin Kiefer ließ sich Bubis Worte durch den Kopf gehen. Zu gern hätte er zugesehen, wie dieser Fuchs sich sein Grab schaufelte. Aber Bubis Argumente leuchteten ihm ein. Es ging um Eva – sie war der Dreh-und Angelpunkt, um den alles rotierte, dieser Fuchs nur ein unbedeutendes Häufchen Hühnerdreck. Aber konnte er wirklich von Nut zen sein?
Warum eigentlich nicht?
»Was hast du von unserem Gespräch vorhin im Haus alles mitbekommen?«
»Nichts. Ich schwöre es, ich habe kein Wort verstanden!«
»Und woher kennst du dann Evas Namen?« Kiefers Gesicht kam näher. »Wenn du auf eine Überlebenschance hoffst, solltest du endlich mit deinen dreckigen Lügen aufhören! Hast du mich verstanden?«
»Ja, natürlich, ich werde nicht mehr lügen, nie wieder, auf keinen Fall, ich …«
»Was hast du nun gehört?«
»Alles. Ich habe jedes Wort unter der Treppe verstanden«, sagte Fuchs. Die Wahrheit machte ihn kleinlaut.
»Dacht ich mir’s doch.« Kiefer zögerte, spielte mit der Waffe. Er betrachtete diesen Fuchs und das Blut unter dessen Nase. Noch immer lag der auf den Knien in seinem zukünftigen Grab und sein Blick bettelte um Gnade. Aber in dieser Nacht hatte er wieder einmal Glück. Dann bemerkten sie mehrere Lichter im Dorf.
Thomas hatte Hildegund Teufel nicht geweckt. Er ignorierte das Flehen seiner Nummer drei und war zu dem nicht weit entfernten Haus gerannt, in dem er die Krankenschwester wusste. Er weckte Eva. Für Thomas stand fest, dass nur die Krankenschwester diesen Mann retten konnte. Sie hatte ihm selbst geholfen, ihn aus dem Aufzug be-freit und während ihrer Wanderung hierher vor dem Polizisten bewahrt, der ihn nie leiden mochte und wie ein unwichtiges Gepäckstück behandelte.
Der Polizist war jetzt tot.
Er führte Eva zu Faust, während Assauer Susanne weckte.
Eine Viertelstunde nach Thomas’ Fund wurde Faust in einer Schubkarre in sein Haus gefahren und hineingetragen. Sie legten den Bewusstlosen auf sein Bett.
Eva schickte alle aus dem Zimmer, nur Susanne sollte bleiben. Anschließend untersuchte sie Faust. Er war unterkühlt und roch nach Erbrochenem und seinen Exkrementen, schien aber unverletzt. Gemein sam zogen ihn die Frauen aus, wuschen ihn
Weitere Kostenlose Bücher