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Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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Eva.
    »As sauer wird sich freuen, dass er nicht mehr allein ist in dem großen Haus.«
    »Wer?«
    »Stimmt, ihn kennst du ja noch nicht. Eckard Assauer.«
    Eva brachte Silvia und Malow ins Nachbarhaus. Als sie zurück war, erzählte sie Hans von Donaueschingen, ihrer Wanderung hierher. Faust berichtete vom Flugzeugabsturz und was danach geschehen war. Anschließend musste Eva auch von Martin Kiefer berichten, obwohl sie diesen Punkt am liebsten für immer unbesprochen gelassen und vergessen hätte.
    »Was hat er?!« Hans sprang auf – etwas zu heftig, wie er sofort feststellen musste. Die Schmerzen verzerrten sein Gesicht und er fiel zurück auf seinen Stuhl. »Er wollte dich entführen?!«
    »Aber Bubi hat es vereitelt«, sagte Faust. Fast klang er stolz. »Und er hat auch Eckard Assauer in den Flugzeugtrümmern gefunden. Ja, Bubi war zur Stelle als die Sache mit Sattlers Sohn passierte.«
    »Georg Sattler?«
    Faust nickte.
    »Der hat doch keinen Sohn!«, sagte Hans.
    »Dachten wir auch. Bis er plötzlich vor uns stand.«
    Faust und Eva berichteten. Sie schilderten Hermann Fuchs’ Anschlag auf Eva und auch Fausts Delirium. Sie erzählten von Roland Baslers Rolle im Ort und dem Rat, dem Basler mehr schlecht als recht vorstand.
    »Wenn ich den Bastard in die Finger kriege …!«
    »Lass gut sein.« Eva nahm seine Hand. Sie zitterte. »Wir haben schon lange nichts mehr von Martin gehört. Die letzte Neuigkeit brachte Eisele aus Bonndorf mit, das war vor vier Wochen. Martin musste Hals über Kopf fliehen.« Von den beiden mit Fotografien von ihr tapezierten Zimmern und dem Tisch, der keine Zweifel an seiner geplanten Funktion offenließ, erzählte sie nichts und als Faust davon berichten wollte, trat sie ihm unter dem Küchentisch auf den Fuß.
    »Vielleicht ist Martin fortgegangen. Oder tot. Auf jeden Fall aber ist er weg.«
    Erst jetzt realisierte Hans, in welcher Gefahr Eva und Lea all die Wo chen geschwebt hatten. Wenn er auf dem langen Weg hierher an Dinge gedacht hatte, die seiner Familie zustoßen könnten, dann waren es Hunger, Krankheit oder Fremde. Niemals wäre ihm der Gedanke gekommen, dass ihnen von jemandem aus ihrer Mitte Gefahr drohen könnte. Aber jetzt, wo er Bescheid wusste, war es plötzlich nicht mehr so abwegig. Kiefer hatte schon lange nicht mehr alle Tassen im Schrank, wie er es mehr als einmal Eva gegenüber ausgedrückt hatte. Kiefer war nach seiner Scheidung nie wieder mit einer anderen Frau gesehen worden. Und seine Nachstellungen hatten auch erst nach Hans’ klärenden Worten nachgelassen. All das war schon so lange her, dass es kaum noch existiert hatte. Bis jetzt.
    »Es ist vorbei«, sagte Eva. Sie gab Hans einen Kuss und erhob sich. Vor dem Fenster dämmerte ein neuer Tag.
    »Legt euch hin. Ich geb euch noch eine Decke«, sagte Faust. Er gab Eva die versprochene Decke. »Sagt aber morgen bitte noch niemanden, dass du wieder da bist, Hans. Heute ist Freitag. Wenn es dir nichts ausmacht, dann verlass bis Sonntag bitte nicht das Haus. Und sagt auch Lea, dass sie die frohe Botschaft für sich behalten soll.«
    »Warum?«
    Faust erzählte Hans vom Plan, Basler am Sonntag kurzerhand abzusetzen. »Wenn er weiß, dass du wieder zurück bist, wird er das mit Sicherheit für sich ausnutzen. Ich weiß nicht, wie, ich bin nur ein Handwerker und kein Winkeladvokat und Politiker wie Roland – aber er wird es ausnutzen.«
    »Könnte es euch helfen, wenn ich vielleicht während der Versamm lung auftauche?«
    Faust überlegte, dann hatte er eine Idee. Als er sie Hans erklärt hat te, lächelten beide Männer.
    »Nicht schlecht, mein Guter, gar nicht übel. Basler wird sich wundern.«
    Eva und Hans legten sich auf den Boden des Gästezimmers. Lea schlief und wusste noch nichts von ihrem Glück.
    »Ich muss dir endlich etwas sagen.«
    »Was?«
    »Ich wollte es dir schon am Tag deiner Abreise erzählen. Dann woll te ich auf deine Rückkehr warten. Na ja, das habe ich nun ja wohl auch.«
    »Jetzt sag schon«, flüsterte ihr Hans ins Ohr, »was willst du mir sagen?«
    Eva drehte sich zu ihm um und legte ihren Mund an Hans’ Ohr.
    »Ich bin schwanger. Im fünften Monat.«
    Eva und Hans liebten sich auf dem Fußboden – vorsichtig und leise. Eva schlief in seinen Armen ein, er selbst lag noch lange wach und dachte nach. Er war der glücklichste Mann der Welt. Hans streichelte Evas Schultern, ihr Gesicht, ihre Brüste. Hans streichelte Evas Bauch.
    Gemeinsam mit den ersten Sonnenstrahlen dieses 20. Juli

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