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Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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gerade wieder aufrappelte und dabei seinen blutigen Zahn ausspuckte, verriet ihm aber, dass dies keine gute Idee wäre. In Ritters Augen funkelte kalte Mordlust, schon stand er wieder auf beiden Beinen.
    Beck ließ die abgebrochene Scherbe fallen, die Spitze steckte noch im muskulösen Oberschenkel des Bodybuilders. Dann hetzte er im Slalom um die Schreibtische und Stühle zum Hinterausgang. Er erreichte den schmalen dunklen Flur, wäre fast über etwas am Boden Liegendes gestolpert (Storm?), als Ritter hinter ihm auftauchte und lautstark nach Unterstützung brüllte.
    »Kommt her, kommt hinters Haus! Der Bulle wollte mich umbringen!«
    Beck blieb keine Zeit, weiter über das Hindernis im Flur nachzudenken. Ritter war mittlerweile nur noch fünf Meter entfernt, humpelte aber stark.
    Ohne einen weiteren Blick zurück begann Joachim Beck, zu rennen. Er rannte mit nur einem Schuh, blutenden Händen und einer gebrochenen Nase, konnte nur mit einem Auge sehen und rannte um sein Leben. So schnell er konnte, versuchte er das Revier und die grölenden Menschen dort hinter sich zu lassen. Er rannte, bis die Lungen wie flüssiges Feuer in seinem Leib brannten, bis er endlich einen Hausflur fünf Straßen weiter erreichte und glaubte, in Sicherheit zu sein.
    Als Ritter einsah, dass Joachim Beck ein verlorenes Opfer war, schleppte er sich zurück in den Gang. Vor Kommissar Storm blieb er mit einem bösen Lächeln stehen. Storm lag noch immer bewusstlos am Boden, das dünne Blutrinnsal aus seinem Hinterkopf trocknete langsam. Ritter bückte sich, packte Storm am Kragen und zerrte ihn hinter sich her wie einen Sack Kartoffeln. Vor der verriegelten Eingangstür legte er ihn ab und humpelte zu Salms Schreibtisch. Er griff sich den Schlüsselbund und öffnete den Waffenschrank.
    »Geile Scheiße!«, stöhnte er, als er die blinkenden Maschinenpistolen sah. Er griff sich die nächstbeste und folgte dann den Bildern auf einem Plakat, welches innen an der Schranktür hing. Magazin einlegen und entsichern. Kinderleicht! Er fühlte sich so stark, stark wie nie zuvor. Aus der kalten Waffe strömten übermenschliche Kräfte in seine Hand und den kräftigen Körper. Sie ließ ihn fürs Erste den Schmerz im Oberschenkel vergessen. Er humpelte zurück zu Storm und stemmte ihn sich auf die Schulter. Dann schloss er den Haupteingang auf, trat gegen die Tür, die nun bereitwillig aufsprang, und ging nach draußen.
    »Ich hab euch was mitgebracht, Leute!«, lachte er und warf Storm vor sich auf den Gehweg. Dann richtete er die Maschinenpistole auf den Bewusstlosen und schoss in einer langen Salve das Magazin leer. Joachim Beck flüchtete in ein Treppenhaus. Dort brach er zusammen. Sein Atem rasselte, er war gerannt wie seit Jahren nicht mehr. Aber jetzt war er wenigstens sicher, wenigstens allein.
    Da wurde die alte Haustür, die sich gerade erst mit einem Quietschen hinter ihm geschlossen hatte, aufgestoßen.

13
    13:03 Uhr, Wellendingen
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    Bubi Faust hatte wundervolle Aufnahmen gemacht! Er war so nah an die Absturzstelle herangekrochen, wie dies Hitze und gelegentliche kleinere Explosionen, die dem Absturz des Airbusses folgten, nur zuließen. Und er hatte fotografiert: in den Himmel schießende Flammen, aufquellende Rauchpilze, verkohlte Leichenteile, ja selbst ein zur Unkenntlichkeit verbranntes Gesicht ohne Lippen, aber mit einem Goldzahnlächeln.
    Er hatte sich nach und nach vom eigentlichen Wrack wegfotografiert und war über das Feld den Spuren gefolgt, die der Rumpf in die Erde gegraben hatte. Und er nahm dabei die Kamera nur selten vom Auge.
    Gepäckstücke lagen, im weiten Umkreis verstreut und zum Teil vollkommen unversehrt, neben Körper-und Wrackteilen. Und, wenn er zurücksah, ragte dort der flügellose Airbusrumpf in den Himmel, schwarz verbrannt, mit leeren Augenhöhlen, aus denen Flammen züngelten. Über allem trieben Schönwetterwolken durch den Maitag und Lerchen übertönten in einiger Entfernung bereits wieder die Geräusche des Infernos. Das waren Fotos!
    Das Leben war so schön! Und manchmal auch gerecht. Eine Flugzeugkatastrophe hier, direkt vor seiner Haustür! Und er mitten dabei! Und diese Bilder! Wie viel würden sie wohl zahlen bei den Sendern? Er wollte die Bilder mehreren Sendern anbieten. Und abkassieren! Das war vielleicht die Chance seines Lebens! Nie wieder blöde Bewer bungsgespräche, nie wieder einen Wecker stellen und Schulbänke drücken! Denn diese Bildern, er streichelte die Canon wie einen Schatz,

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