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Rau ist die See ...

Rau ist die See ...

Titel: Rau ist die See ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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anderen hingegen gar nicht nach Ann Ausschau hielt.
    Im Laufe des Tages flaute der Sturm ab. Irgendwann ertönte eine Lautsprecherdurchsage des Kapitäns: „Die Schiffsleitung bedauert, dass es aufgrund einer Sturmwarnung zu einer Kursänderung gekommen ist. Wir werden nun den Hafen von Bergen verspätet anlaufen. An den vorgesehenen Landausflügen ändert sich dadurch selbstverständlich nichts.“
    Jade erinnerte sich daran, dass sie eine Bergwanderung durch die Ausläufer des 1.660 m hohen Berges Fresvikbreen anbieten sollte. Sie kannte das Gebiet bisher noch nicht, obwohl sie in den schottischen Highlands und auch im Landesinneren von Teneriffa schon oft genug ähnliche Touren unternommen und auch geführt hatte. Jetzt bereitete sie sich gewissenhaft auf ihre Aufgabe vor.
    Der Bustransfer war bereits organisiert worden. Sie würde mit ihrer Gruppe auf gut ausgeschilderten Wanderwegen bleiben. Es war keine Herausforderung, die Jade Furcht einflößte.
    Am Morgen lief die MS Kyrene in den Hafen von Bergen ein. Die kleine norwegische Küstenstadt bestand hauptsächlich aus roten Häusern mit weißen Fensterläden. Jade stand an Deck und genoss kurz den Ausblick. Der Ort wirkte auf sie verträumt und nostalgisch. Über den Gipfeln der weiter entfernten Bergketten strahlte die Sonne an einem wolkenlosen Himmel. Es war ein herrlicher Frühlingstag. Die kühle Brise störte Jade nicht. Wenn man über schmale Bergpfade kletterte, wurde einem ganz von selbst warm.
    Sie hatte sich mit festen Walking-Schuhen, Jeans und einem Anorak passend für den Ausflug gerüstet. In ihrem Rucksack führte sie neben Wasser und Verbandszeug auch Wanderkarten sowie ein GPS-Gerät für Fußgänger mit sich. Die Reederei hatte auch bei der Ausrüstung für Landausflüge an alles gedacht.
    Während sie am Pier auf die Teilnehmer ihrer Ausflugsgruppe wartete, zuckte Jade unwillkürlich zusammen, als sie Roxanne auf sich zukommen sah. Ich muss mich wirklich zusammennehmen, herrschte Jade sich stumm an. Roxanne sollte auf gar keinen Fall ahnen, dass sie sie durchschaut hatte. Daher zwang Jade sich dazu, weiterhin freundlich zu lächeln.
    Doch das selbsternannte Topmodel reagierte wie üblich mit Arroganz und Herablassung. „Du führst die Gruppe, Jade? Dann werden wir uns wohl hoffnungslos verlaufen.“
    „Es wird niemand gezwungen, an dem Ausflug teilzunehmen“, entgegnete Jade, ohne dabei ihre professionelle Höflichkeit abzulegen. Sie war froh, dass Roxanne ausnahmsweise keine Lust auf Zickenkrieg hatte und sich einfach nur still und möglichst weit hinten in den Bus setzte.
    Die meisten Teilnehmer waren ältere Passagiere, die sich auf den Ausflug freuten und Jade höflich anlächelten. Sie fragte sich, warum Roxanne überhaupt an der Bergwanderung teilnahm. Bisher hatte sie auf Jade nicht gerade den Eindruck einer begeisterten Naturliebhaberin gemacht. Und dass sie überhaupt Schuhe besaß, die keine hochhackigen Pumps waren! Fast anerkennend stellte Jade fest, dass Roxanne mit festem Schuhwerk, Trekkinghose und Anorak durchaus passend gekleidet war.
    Zu Jades großer Freude kam Georgette Lane ebenfalls mit. Sie hatte die junge Frau, die beinah von Roxanne über Bord geworfen worden wäre, seit diesem Ereignis kaum noch gesehen.
    „Hallo“, sagte Georgette und lächelte Jade schüchtern zu. „Ich wollte erst nicht mitkommen, weil Roxanne dabei ist. Aber dann dachte ich mir, dass du mich bestimmt wieder beschützen würdest.“
    „Selbstverständlich würde ich das, Georgette. Aber ich denke nicht, dass es heute Ärger geben wird.“
    Darauf erwiderte Georgette nichts. Sie setzte sich im Bus sofort neben Jade.
    Nachdem der Fahrer Gas gegeben und Jade über Lautsprecher allen Teilnehmern einen schönen Tag gewünscht hatte, nahm Georgette das Gespräch wieder auf.
    „Ich bin ehrlich gesagt froh, dass wir uns heute mal nicht an Bord aufhalten müssen.“
    „Wieso, Georgette? Bist du auch seekrank gewesen?“
    „Das auch, aber da ist noch etwas anderes. Du lachst mich bestimmt aus, wenn ich dir davon erzähle.“
    „Nein, bestimmt nicht. Du kannst mir alles sagen – natürlich nur, wenn du magst.“
    Georgette atmete tief durch. Sie senkte die Stimme, als sie fortfuhr: „Ich grusele mich auf der MS Kyrene. Eigentlich sollte es auf einem so neuen Schiff keine Gespenster geben, oder? Und was ist mit dem Klabautermann?“
    Klabautermann? Für einen Moment dachte Jade, Georgette wollte sie auf den Arm nehmen. Doch ein Blick in das

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