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Rau ist die See ...

Rau ist die See ...

Titel: Rau ist die See ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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Gesicht der jungen Frau genügte. Georgette fürchtete sich wirklich und wollte sich jetzt zweifellos von der Seele reden, was sie derart verängstigte.
    „Den Klabautermann haben wir mit Sicherheit nicht an Bord“, antwortete Jade in beruhigendem Ton. „Soweit ich weiß, ist ein Klabautermann die Seele eines Verstorbenen, der auf einem Schiff getötet wurde. Der Klabautermann wohnt angeblich im Mastkorb. Na, und einen Mastkorb hat unser Luxusliner gar nicht.“
    Jades Wissen über Klabautermänner stammte aus einem Gruselfilm, das wollte sie Georgette jedoch nicht auf die Nase binden. Und noch während Jade gesprochen hatte, dachte sie über die eigenen Worte nach. Die Seele eines Toten? Und was war mit dem Komplizen, der auf der MS Kyrene ermordet worden war? Ging er nun vielleicht als Geist um, ob nun Klabautermann oder nicht?
    Ach, so ein Quatsch, sagte sie sich im nächsten Moment. Es gab an Bord des Kreuzfahrtschiffs zwar ein dunkles Geheimnis, aber daran war bestimmt nichts Übersinnliches.
    „Dann glaubst du also, dass ich mir alles nur einbilde, Jade?“
    „Nein, ich nehme dich ernst, das musst du mir glauben. Am besten erzählst du mir einfach, was du beobachtet hast.“
    Georgette faltete die Hände im Schoß. „Also, am Abend vor dem Sturm bin ich in der kleineren Disco, im Flashbulb, gewesen. Ich wollte einfach nur tanzen und meinen Spaß haben. Es ist ganz schön spät geworden. Schließlich bin ich zu meiner Kabine gegangen. Da tauchte plötzlich eine schwarze Gestalt vor mir auf.“
    „Kannst du die Erscheinung etwas näher beschreiben?“, fragte Jade aufmerksam und fürchtete im Stillen, dass sie Peter gesehen hatte.
    „Nicht wirklich. Ich habe eigentlich nur einen Schatten gesehen. Deshalb glaubte ich zunächst auch, dass ich mir alles nur eingebildet hätte. Er verschwand nämlich sofort wieder.“
    Jade überlegte. Es konnte wirklich Peter gewesen sein. Doch es gab auch noch eine andere Möglichkeit: Wenn Georgette nun Roxanne gesehen hatte – oder einen Komplizen von ihr? Bisher war Jade davon ausgegangen, dass Roxanne jetzt allein arbeitete. Doch dafür gab es nicht den geringsten Beweis. Ja, dachte Jade, um das Schiff zu durchsuchen, ist es gut, wenn man Helfer hat …
    Georgette redete weiter, nachdem sie einige Momente lang geschwiegen hatte. „Ach, natürlich. Das kann kein Geist oder Gespenst gewesen sein. Ich habe mich gerade noch einmal an die Situation erinnert. Wer weiß, warum der Typ solche schwarzen Klamotten anhatte und eine Maske trug. Aber er muss ein Mensch aus Fleisch und Blut gewesen sein, soviel steht fest.“
    „Warum?“
    „Weil er ein Päckchen mit Lebensmitteln dabeihatte! Es waren in Klarsichtfolie eingepackte Sandwiches und eine Orange – dass mir das nicht früher eingefallen ist! Ich meine, Geister essen schließlich nichts, oder?“
    „Nein, bestimmt nicht.“
    Lebensmittel also. Das sprach dafür, dass sie Peter gesehen hatte. Er musste schließlich auch essen. Vielleicht hatte er in der Küche ein paar Kleinigkeiten mitgehen lassen. In diesem Moment ärgerte Jade sich, weil sie nicht auf die Idee gekommen war, Peter etwas zu essen zu bringen. Andererseits hatte er auch nicht danach gefragt …
    Wenn Georgette jedoch Roxanne oder einen Helfer von ihr gesehen hatte, dann war das Essen sicher für Ann bestimmt gewesen! Jade hoffte es jedenfalls sehr. Das wäre der Beweis dafür, dass Ann noch lebte!
    Jade war ganz aufgeregt. Sie konnte es kaum erwarten, mit Peter darüber zu sprechen. Falls er es nicht gewesen war, der sich die Lebensmittel beschafft hatte, dann wäre das eine gute Nachricht.
    Außerdem wusste Jade, wo Georgettes Kabine war. Dadurch ließ sich die Suche nach dem Gefängnis von Ann weiter eingrenzen. Doch vorerst musste Jade ihre Überlegungen und Mutmaßungen für sich behalten.
    „Es kann einem schon mulmig zumute werden, wenn man nachts allein durch das Schiff streift, Georgette. Das kenne ich von mir selber. Ist dir denn sonst noch etwas Verdächtiges aufgefallen? Ich meine, außer dieser Begegnung mit dem Dunkelgekleideten?“
    Georgette runzelte nachdenklich die Stirn. „Nein, nicht wirklich. Mir ist es jetzt schon sehr peinlich, dass ich diesen Typen für den Klabautermann gehalten habe.“
    „Das muss dir nicht unangenehm sein. Ich finde es mutiger, wenn man zu seinen Ängsten steht und nicht so tut, als ob man durch nichts erschüttert werden könnte.“
    „Danke, Jade. Es tut wirklich gut, mit dir zu reden.“
    Jade

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