Raub auf Burg Schreckenstein
Überrascht hatte sie das Zugeständnis nicht. Sie kannten ihren Rex.
Ottokar trat in eine Fensternische und sah in den Burghof hinunter. „Jetzt fehlt uns nur noch die richtige Idee!“ sagte er.
„So ist es“, bestätigte Stephan. „Wir haben 80 Kilometer vor uns und 13 Stunden Zeit.“
„Genau das dachte ich auch.“ Ottokar grinste. „Da ist Ausschlafen angesetzt, und was wird es? Eine lange Nacht!“
Früher als abgemacht trafen sich die führenden Ritter in der Folterkammer.
Mücke saß auf dem steinernen Richtertisch und ließ die Beine baumeln. „Ich hab schon mal ins Unreine gedacht.“ Er räusperte sich und entfaltete einen Zettel. „Erstens: Jerry und Udo sind die Räuber. Wir haben sie am Telefon einwandfrei identifiziert. Zweitens: Auch der lange Andreas dürfte dabei sein. Der gehört ja mit zu der Clique. Wir haben es demnach mit den drei Stärksten zu tun.“ — Dampfwalze lächelte zuversichtlich, während Mücke fortfuhr: „Drittens: Das Ganze soll ein Streich sein, ist in Wirklichkeit aber nur eine miese Erpressung, und darauf gehen wir nicht ein. Viertens: Wo können sie Egon in Neustadt versteckt haben?“
„Nur privat“, antwortete Andi schnell.
„Richtig“, bestätigte Ottokar. „Sie müssen ihn ja ernähren...“
„Der ist doch randvoll. Das reicht bis Weihnachten“, witzelte Klaus.
„Dann muss ein Klo in der Nähe sein!“ meinte Dieter.
„Aber so, dass es die Eltern nicht merken“, schränkte Stephan ein.
Mücke nickte ihm zu. „So hab ich auch kombiniert. Er muss also fünftens in einem Haus sein und zwar in einem mit viel Platz.“
„Oder in einer Art Gartenhaus“, meinte Hans-Jürgen.
„Udos Eltern!“ Dampfwalze war von der Streckbank aufgesprungen.
„In der Heinrich-Heine-Straße ganz draußen!“ Vor Aufregung trat er auf die zwischen den Steinfliesen eingelassene Leiste. Knarzend ging der Kasten an der Wand auf, das Skelett mit der Sense beugte sich heraus.
„Nein, Paule, du kannst nicht mit!“ Stephan schob ihn wieder hinein und schloss die Tür. „Du musst hier Wache halten.“
Ungerührt fuhr Mücke fort: „Bis hierher sind wir uns einig. Jetzt müssen wir nur noch...“
Wieder knarzte eine Tür. Diesmal auf der andern Seite. Die Ritter drehten sich um. Im Schlafanzug mit Turnschuhen und in der Hand eine Taschenlampe, stand der kleine Herbert auf der letzten Stufe der steilen Treppe.
„Suchst du deine Mami, weil du nicht einschlafen kannst?“ alberte Klaus.
Der Mini-Ritter ging nicht darauf ein. Er schob die schwere, eisenbeschlagene Tür zu und sagte mit heller Stimme: „Ich will nur wissen, wo der Egon ist.“
„Da geht’s dir wie uns.“ Ottokar lachte. Der kleine Herbert stemmte eine Faust in die Seite und fragte forschend: „Ihr wisst doch schon Genaueres?“
„Du merkst aber auch alles!“ Andis Stimme klang ärgerlich. Den Mini störte das überhaupt nicht. So einfach ließ er sich nicht abspeisen. Er trat näher und sagte fest: „Dann möchte ich dabei sein, bei dem, was ihr macht.“
„Soweit kommt’s noch!“ maulte Dampfwalze und trat wieder auf die Leiste, dass Paule sich aus dem Kasten beugte. „Ein Mini wird geklaut und schon will der nächste mitmachen...“
„So, geklaut haben sie ihn!“ rief der kleine Herbert. Andi schob den Knochenmann in den Kasten zurück. „Jetzt ist aber Feierabend, Paule!“
Mücke zwickte Dampfwalze auf: „Du übst wohl Übertreten fürs Kugelstoßen?“
„Ach, lass mich in Ruh!“ schmollte der. „Setz lieber den Mini raus. Der braucht gar nicht zu hören, was wir...“
„Moment, Dampfwalze!“ Stephan hielt ihn an der Schulter zurück. „Vielleicht war der Herbert sogar nützlich...“
Ottokar verstand sofort, worauf sein Freund hinauswollte. „Wenn wir zum Beispiel durch ein Kellerfenster müssen, das für uns zu eng ist...“
„Dafür haben wir Mücke!“ brummte der Muskelprotz. Noch immer ließ der Chefredakteur der Schulzeitung die Beine baumeln und meinte belustigt: „Gegen Herbert bin ich ja ein Koloss.“
Jetzt strahlte der Mini. „Ihr nehmt mich also mit?“
„Als lebendigen Dietrich!“ bestätigte Ottokar.
Klaus alberte: „Aber erst, wenn du deinen Papi gefragt hast.“
Möglichst grimmig schaute der kleine Herbert an ihm hinauf und drohte: „Wenn du mich auf einen Stuhl hebst, schmier ich dir eine!“
Die Ritter grinsten über diese schlagfertige Antwort und Dieter drängte: „Ja dann — auf was warten wir?“ Alle nickten und wandten
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