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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hegte nicht viel Hoffnung, daß wir ihn finden würden. „Wahrscheinlich hat er sich seinen Freunden angeschlossen“, schnaubte ich und erzählte Kyral von den Signalen. Kyrals Züge nahmen einen ernsten Ausdruck an.
    „Ihr hättet mich eher darüber informieren sollen“, begann er und wollte weitersprechen, als Rufe vom entfernten Ende der Lichtung uns dorthin eilen ließen. Wir stolperten fast über eine einzelne, ausgestreckte Gestalt, deren leblose Augen blind zu den Monden emporstarrten.
    Es war Cuinn. Und seine Kehle war zerbissen.

6. Kapitel
     
    Sobald wir den Wald hinter uns gelassen hatten, lag die Straße, die in die Dürrstädte führte, offen und gerade, ohne verborgene Gefahren, vor uns. Ich wußte, daß Kyrals Worte der Wahrheit entsprachen; die Karawane, die nur einen Angriff abzuwehren hatte, konnte von Glück reden.
    Cuinn verfolgte mich. Nachdem ich seine rätselhaften Worte während zweier Nächte in meinem Gehirn gewälzt hatte, war ich überzeugt, daß, wem er auch immer Zeichen gegeben hatte, es sich dabei um die Katzenmenschen gehandelt hatte. Und seine drängende Frage: „Wo befindet sich das Mädchen?“ stand unaufhörlich vor meinem inneren Auge, obschon sie jetzt nicht mehr Sinn ergab als in dem Augenblick, in dem er sie gestellt hatte. Mit wem hatte er mich verwechselt? Worin glaubte er, daß ich verwickelt wäre? Und wer waren die „anderen“, die verständigt werden mußten, selbst auf die Gefahr hin, daß ein Überfall der Katzenmenschen erfolgte?
    Mit Cuinns Tod und der Überzeugung Kyrals, daß ich sein Leben gerettet hatte, war ein großer Teil der Verantwortung für die Karawane auf mich übergegangen. In einer eigenartigen Weise bereitete mir meine Aufgabe Vergnügen, und während der Tage und Nächte auf dem Karawanenweg wurde ich langsam wieder zu dem Dürrstädter, der ich einst gewesen war.
    Wir schlugen einen weiten Bogen, die gerade Strecke nach Shainsa hinter uns lassend, und Kyral verkündete mir seine Absicht, einen halben Tag in Canarsa, einer der wallumgebenen nonhumanoiden Städte, die abseits der bereisten Dürrstädterstraße lagen, haltzumachen.
    „Ein Tag der Rast wird mir guttun – und die Schweigenden werden mir meine Waren abkaufen, obgleich sie so gut wie gar nicht mit den Menschen vorkehren. Hört, ich bin Euch etwas schuldig. Ihr handelt mit Glaslinsen? Ihr könnt in Canarsa einen besseren Preis dafür erzielen als in Shainsa oder Ardcarran. Begleitet mich, und ich werde für Euch bürgen.“
    Kyral war seit der Nacht, in der ich ihn unter den Katzenmenschen hervorgezogen hatte, sehr freundlich zu mir gewesen, und ich sah keine Möglichkeit, sein Angebot auszuschlagen, ohne mich als der unechte Dürrstädter zu erkennen zu geben, der ich war. Doch ich litt unter tödlichen Vorahnungen.
    Auf Wolf haben Menschen und Nonhumanoiden jahrhundertelang Seite an Seite gelebt. Und der Mensch stellte keineswegs das überlegene Wesen dar. Ich mochte unter den Dürrstädtern und den verhältnismäßig einfältigen Chaks als Dürrstädter durchkommen, aber Rakhal hatte mich gewarnt, daß kein Nonhumanoide mich als eingeborenen Wolfer akzeptieren würde.
    Dennoch erhob ich keine Einwände, sondern schloß mich Kyral mit dem Kasten in der Hand an, der in der terranischen Zone weniger als ein Wochengehalt gekostet hatte und in den Dürrstädten ein kleines Vermögen wert war.
    Im Innern seiner weiten Tore wirkte Canarsa wie irgendeine andere Stadt. Die Häuser waren rund, bienenkorbähnlich, und die Straßen gänzlich leer. Wir wurden von einer dicht verhüllten Gestalt begrüßt, die uns durch Zeichen bedeutete, ihr zu folgen. Kyral murmelte in mein Ohr: „Keinem Fremden wird gestattet, die Schweigenden in ihrer wahren Gestalt zu erblicken. Ich glaube, sie sind stumm und taub, aber verhaltet Euch äußerst vorsichtig.“
    „Darauf könnt Ihr Euch verlassen“, flüsterte ich und war froh, daß die Straßen leer in der Sonne lagen. Ich schritt hinter dem Ding her und versuchte, keinen Blick auf sein geschmeidiges Gleiten zu werfen.
    Der Verkauf wickelte sich in einer nach oben offenen Riedhütte ab, die wirkte, als wäre sie in Eile erstellt worden. Kyral hauchte: „Sie reißen sie ab und brennen sie nieder, sobald wir gegangen sind. Wir verunreinigen sie ihrer Ansicht nach zu sehr, als daß irgendein Schweigender sie jemals wieder betreten könnte. Meine Familie handelt seit Jahrhunderten mit ihnen, aber sonst lassen sie sich mit keinem Menschen ein.“
    Dann

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