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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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erwidert hatte.
    Kyral bemerkte: „Ihr seid es also.“ Und seine Stimme klang tonlos. Weder Tadel noch Ärger oder Zorn, weder Freundlichkeit noch Mangel daran, nicht einmal Haß lag darin.
    Es gab nur einen Weg, dem zu begegnen. Ich blickte das Mädchen an – sie stand vor einen thronähnlichen Sitz neben der ausgestreckten Matrone – und fragte dreist: „Darf ich annehmen, daß Ihr Euren Angehörigen von meinem Angebot Mitteilung gemacht habt?“
    Sie errötete, und das war Triumph genug. Ich hielt jedoch mein Siegesgefühl zurück, auf der Hut vor übergroßem Selbstvertrauen. Der Greis kicherte in hohen Tönen, und Kyral unterbrach ihn mit einem scharfen, ärgerlichen Wort, das mir sagte, daß meine Antwort auf dem Platz wiederholt worden war und nichts von ihrer Wirkung verloren hatte.
    Aber nur das Vorschieben seines Kinns verriet seinen Groll; seine Stimme hatte sich nicht verändert, als er forderte: „Setze dich wieder hin, Dallisa. Wo hast du ihn getroffen?“
    Ich warf ein: „Das Große Haus von Shainsa hat seine Beherrscher gewechselt, seit ich zum letzten Male hier war. Fremde kennen meinen Namen nicht – und ihr Name ist mir unbekannt.“
    Der alte Mann erwiderte schrill, ohne sich umzuwenden: „Unser Name hat kihar verloren. Eine Tochter lockt der Spielzeugmacher zu sich, eine andere wird gerügt, weil sie mit Fremden schwatzt, und ein heimatloser Nichtsnutz der Straße kennt unseren Namen nicht.“
    Kyral zog die Brauen zusammen. Meine Augen gewöhnten sich an das Zwielicht in dem Raum, und ich konnte sehen, daß er sich auf die Lippen biß und nachdachte. Aber er machte lediglich eine Bewegung zu einem Tisch hin, auf dem Gläser angeordnet standen. Er klatschte in die Hände und der weißbepelzte Chak erschien auf lautlosen Sohlen.
    „Wenn Ihr keine Blutfehde mit meiner Familie habt – trinkt Ihr mit mir?“
    „Ja“, bestätigte ich und entspannte mich leicht. Selbst wenn er den narbigen Händler mit dem Erdenmenschen des Raumhafen-Cafés in Verbindung gebracht hatte, schien er sich entschlossen zu haben, seinen Verdacht außer acht zu lassen. Ich bemerkte, daß er überrascht wirkte, aber er wartete, bis der Chak Wein eingegossen, ich das Glas gehoben und einen Schluck genommen hatte. Dann sprang er mit einer blitzartigen Bewegung von der Estrade und schlug mir das Glas aus der Hand.
    Ich taumelte zurück, wischte mir über die aufgeschnittene Lippe, im Moment gänzlich im Nachteil. Im Bruchteil einer Sekunde erwog ich die Möglichkeiten. Die Beschimpfung war entsetzlich und tödlich. Männer waren in Shainsa für weit weniger ermordet worden. Doch noch während diese Gedanken mein Gehirn durchzuckten, riß ich den Skan heraus, und der schrille Klang meiner Stimme überraschte mich selbst.
    „Ihr habt mich unter Eurem Dach beleidigt!“
    „Spion und Renegat!“ donnerte Kyral. Er berührte seinen Skan nicht. Er beugte sich vor und ergriff eine vierschwänzige Peitsche von dem Tisch, die er durch die Luft sausen ließ. Ich wich einen Schritt zurück, meinen Skan umklammernd und in dem Versuch, meine verzweifelte Verwirrung zu verbergen. Ich konnte immer noch nur vermuten, was Kyral zu seiner Handlung getrieben hatte, aber in jedem Fall hatte ich einen bösen Fehler begangen und konnte von Glück sagen, wenn ich mit dem Leben davonkam.
    Kyral knurrte mit einer Stimme, die vor Wut zitterte: „Ihr wagt es, in mein Heim zu kommen – nachdem ich Euch bis zu der Kharsa und zurück verfolgt habe, blinder Tor, der ich war. Aber jetzt …“
    Die Peitsche sang durch die Luft, zischte an meiner Schulter vorbei. Ich duckte mich und zog mich Schritt um Schritt zurück. Er knallte erneut, und ein Schmerz schoß durch meinen Oberarm, als hätte mich ein glühendheißes Eisen verbrannt. Der Skan entfiel meinen tauben Fingern.
    Die Peitsche hieb gegen den Boden. „Hebt Euren Skan auf“, sagte Kyral leise, „hebt Ihn auf, wenn Ihr es wagt.“ Er hob die Geißel.
    Die beleibte Frau schrie. Ich stand starr, jede Muskel angespannt, während ich versuchte, meine Chancen abzuwägen, ihn in einem plötzlichen Sprung zu entwaffnen. Die Kette an Dallisas Handgelenk klirrte grell, als sie von ihrem Sitz sprang.
    „Kyral!“ rief sie. „Nicht, Kyral!“ Er drehte sich halb nach ihr um, ohne die Augen von mir zu wenden. „Zurück, Dallisa.“
    „Nein! Warte!“ Sie lief zu ihm und ergriff den Arm, der die Peitsche hielt. Er machte eine drohende Bewegung, aber sie klammerte sich an seinen Arm, zog ihn

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