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Raue See

Raue See

Titel: Raue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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waren.
    »Sie bleiben aber trotzdem hier«, sagte Bergmüller.
    »Blöde Arschlöcher«, murmelte der junge Mann halblaut.
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Dass ich natürlich bleibe.«
    Im Raum herrschte eine angespannte Ruhe. Man sah Carsten Franck hereinwuseln und ein Paket abstellen. Natürlich trug er Latexhandschuhe. Noch einen Anschiss wollte er sich nicht einhandeln. Mit den Worten »Bin sofort wieder da« verließ er den Raum auch schon wieder, augenscheinlich auf der Suche nach einem Röntgenscanner.
    Bergmüller betrachtete das vor ihm liegende Paket. Wiebke stand auf und stellte sich neben ihn. Immerhin war das Ding ja an sie adressiert.
    Die Verpackung war in Rot und Braun gehalten. Links oben befand sich das UPS -Logo. Auf dem weißen Feld stand in roten Lettern die Bezeichnung »Express Box«. Das circa dreißig mal zehn mal fünfundvierzig Zentimeter große Päckchen war an »Kriminaloberkommissarin Wiebke Sollich c/o Polizeipräsidium Rostock, Blücherstr. 1   –   3, 18   055 Rostock« gerichtet. Als sie den Absender lasen, wussten sie, dass sie den Wettlauf um das Leben eines Menschen verloren hatten. Er lautete: »Max und Moritz Busch, Pastor-Nöldeke-Weg 7, 38   723 Seesen-Mechtshausen«.
    »Er will uns vorführen«, flüsterte Wiebke. »Komm, lass uns das Paket öffnen.«
    »Bist du wahnsinnig? Dem Kerl ist eine Bombe absolut zuzutrauen.«
    Sie sah ein, dass Vorsicht in diesem Fall angebracht war.
    »Aber du kannst mal ermitteln, wer unter dieser Adresse gemeldet ist«, sagte Bergmüller. »Ich wette, dass das nicht Max und Moritz Busch sind. Und krieg raus, wo das Paket aufgegeben wurde.«
    »Das ist einfach«, mischte sich der UPS -Mann ein, dessen Wut verraucht zu sein schien. »Das Paket hat eine Nummer. Mit der kann man im Internet verfolgen, wo es aufgegeben wurde, wo es gerade ist und wann es von wem an wen ausgeliefert wurde. Letzteres steht jetzt aber noch nicht im Netz. Ich habe ja noch keine Unterschrift.«
    »Gut, Herr, äh … Entschuldigung, wie heißen Sie eigentlich?«
    »Damanis. Imran Damanis«, antwortete der UPS -Mann. Vermutlich weil man ihn das immer fragte, fügte er ungefragt hinzu: »Das ist pakistanisch. Mein Vater ist Pakistani.«
    »Gut, Herr Damanis. Sie begleiten Frau Menn und zeigen ihr, wie das geht. Aber eins noch: Soweit ich weiß, ist UPS nach dem 11.   September dazu übergegangen, Pakete von unbekannten Kunden nur noch nach Identifikation durch einen Lichtbildausweis anzunehmen.«
    »Stimmt, das ist so bei uns. Aber was wundert Sie daran?«
    »Ich gehe jede Wette ein, dass es keinen ›Max oder Moritz Busch‹ unter dieser Adresse gibt. Mit was für einem Ausweis soll er sich also ausgewiesen haben?«
    Damanis zuckte mit den Schultern.
    »Wie dem auch sei: Kriegt mal raus, was das mit der Adresse auf sich hat und welchen Weg das Paket gegangen ist.«
    Wiebke nickte und bedeutete dem jungen Mann, sie in ihr Büro zu begleiten, wo sie den Rechner hochfuhr. Binnen weniger Minuten wussten sie, dass das Paket gestern um vierzehn Uhr zweiunddreißig vom UPS Kundencenter in Moringen ins System eingegeben und an das Distributionszentrum Hildesheim weitergegeben worden war. Das war um fünfzehn Uhr zwanzig. Um dreiundzwanzig Uhr siebzehn war das Paket im Verteilzentrum Rostock angekommen. Dort hatte es der im Moment wenig glücklich wirkende Mitarbeiter am Morgen auf seine Tour mitgenommen, die er heute wohl nicht zu Ende fahren würde.
    Wiebke telefonierte mit dem Kundencenter und hatte Glück. Die Frau, die das Paket angenommen hatte, konnte sich erinnern, dass ein Mann das Paket abgeben hatte. Es kam eher selten vor, dass sie an die Kriminalpolizei gerichtete Pakete annahm, daher war ihr die Adresse besonders aufgefallen. Sie hatte sich selbstverständlich auch den Ausweis des Mannes zeigen lassen. Das sei ja schließlich Vorschrift. Auf Wiebkes Nachfrage lieferte sie eine Personenbeschreibung, die bei dieser einen bösen Verdacht wachsen ließ. Der Verdacht wurde zur Gewissheit, als sie herausbekam, wer unter der angegebenen Adresse wirklich wohnte.
    »Kommen Sie, Herr Damanis«, sagte sie zu dem UPS -Mann. »Ich weiß, was ich wissen muss.«
    Als sie den Konferenzraum wieder betraten, hörten Sie bereits beim Öffnen der Tür Bergmüllers laute Stimme. Carsten Franck und Eberhard Zielkow standen da wie die begossenen Pudel.
    »Entschuldigung, aber was ist das für ein Saftladen hier? Kein Röntgenscanner! Dass ich nicht lache. Jeder Provinzflugplatz hat so ein

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