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Raue See

Raue See

Titel: Raue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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Ding, und ausgerechnet bei der Kriminalpolizei soll keiner aufzutreiben sein?«
    »Doch«, sagte Carsten Franck, »aber der ist kaputt.«
    »Ich will sofort so einen Scanner!«, verlangte Bergmüller.
    »Reinhard, beruhige dich. Ich weiß, dass die beim LKA welche haben. Ich ruf sofort da an und lass uns einen bringen«, versuchte der peinlich berührte Zielkow die Situation zu entschärfen.
    »Die sind doch in Rampe«, sagte Bergmüller. »Das ist rund hundert Kilometer weg.«
    »Ich mach Druck«, versprach Zielkow.
    »Also gut. Dann machen wir jetzt eben Pause«, sagte Bergmüller resigniert. »Es ist ja auch nicht eilig. Wir jagen schließlich bloß einen Serienmörder.« Er verzog das Gesicht. »Aber sei’s drum: Eine Stunde Zeit zum Füßevertreten, Zigaretterauchen, Pinkeln oder was Sie sonst so in der Pause machen, Kollegen. Es ist jetzt«, er blickte auf seine Armbanduhr, »zwölf Uhr zweiundvierzig. Um Punkt vierzehn Uhr sehen wir uns hier wieder. Dann hoffentlich mit der notwendigen technischen Ausstattung.«
    Als auch Carsten Franck sich zum Gehen wandte, beorderte Bergmüller ihn zurück. »Sie nicht. Sie machen mit Herrn Damanis das Protokoll.« Franck nickte ergeben. Er tat Wiebke leid.
    »Kommen Sie bitte mit mir, Herr Damanis«, sagte Carsten Franck zu dem UPS -Mann und ging voraus.
    »Und Sie«, wies Bergmüller den verloren herumstehenden wachhabenden Polizisten an, »Sie bewachen dieses Paket. Diesmal dürfen Sie den, der versucht, sich dem Ding auf weniger als einen Meter zu nähern, auch verhaften.«
    »Jawohl«, sagte der Mann nur.
    Als um Punkt vierzehn Uhr alle wieder versammelt waren, war das ersehnte Gerät zwar noch nicht da. Zielkow aber versicherte, die Kollegen seien unterwegs und der Scanner müsse jeden Augenblick eintreffen.
    Wiebke nutzte die Gelegenheit und informierte die Kollegen über die Details, die sie vor der Pause ermittelt hatte.
    »Kollegen, es sieht ganz so aus, als würden sich unsere schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Dieses Paket da, von dem wir zwar noch nicht wissen, was es beinhaltet, trägt nicht nur einen Absender, der auf unseren Täter hinweist. Der lautet nämlich ›Max und Moritz‹, für die, die es noch nicht mitbekommen haben. Das Paket wurde außerdem gestern Nachmittag als Expresspaket beim UPS -Kundencenter in Moringen abgegeben.«
    »Moringen?«, wurde sie unterbrochen. »Wo liegt denn das?«
    »In Niedersachsen. Es ist ein Siebentausend-Seelen-Dorf circa zwanzig Kilometer nördlich von Göttingen. Das ist aber gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass sich dort das zu der Absenderadresse nächstgelegene UPS -Kundencenter befindet. Meine erste Vermutung, dass der Pastor-Nöldeke-Weg in Seesen-Mechtshausen eine Phantasieadresse war, hat sich leider nicht bestätigt. In gewisser Weise wohnen Max und Moritz nämlich tatsächlich unter dieser Adresse. Dort, Kollegen, befindet sich das Wilhelm-Busch-Museum.«
    Allgemeines Gemurmel erhob sich wie eine Welle und ebbte auf gleiche Weise auch wieder ab.
    »Der Täter fängt an, uns lächerlich zu machen. UPS verlangt bei unbekannten Kunden einen Lichtbildausweis. Andere Paketdienste tun das nicht. Er muss mit seiner Wahl also etwas Bestimmtes bezweckt haben. Und tatsächlich konnte sich die Mitarbeiterin nicht nur genau an das gestern aufgegebene Paket erinnern, sondern auch den Mann beschreiben.«
    »Und wie sah er aus?«
    »Moment«, sagte Wiebke und kramte in ihren Unterlagen. »Hier habe ich die Notizen, die ich während des Telefonats mit der Frau gemacht habe: ein circa siebzigjähriger Mann mit einem altertümlichen Vollbart. Er hatte eine Halbglatze, aber das vorhandene Haar war ungewöhnlich lang. Das hat sie nur deswegen gesehen, weil er seinen breitkrempigen Hut zur Begrüßung gelüftet hat. Der Ausweis, den er auf Verlangen vorgelegt hat, war auf den Namen ›Maximilian Wilhelm Busch‹ ausgestellt, und das Foto stimmte. Was sagt uns das?«
    »Keine Ahnung«, murmelte Carsten Franck.
    »Es sagt uns, dass sich jemand als Wilhelm Busch verkleidet in das UPS -Kundencenter begeben und einen gefälschten Ausweis vorlegt hat, um zu beweisen, dass er schlauer ist als wir. Die erste Sendung wurde anonym bei uns abgegeben. Die zweite Sendung schickte er mit der Post. Bei der dritten tritt er persönlich in Erscheinung, in einer Camouflage mit gefälschtem Ausweis, um uns das Paket mittels des einzigen Paketdienstleisters zu übermitteln, der eine Absenderidentifikation verlangt. Er ist sich seiner

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