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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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wirft sie sofort in den Müll. Die kleinen Karten mit lauter Zahlen drauf sind eine Lotterie, das kaufen Idioten, die hoffen, dass sie in Millionäre verzaubert werden.
    In der Post kaufen wir Briefmarken, wir schicken Ma ein Bild, das ich von mir mit einem Raumschiff gemalt habe.
    Dann gehen wir in einen Wolkenkratzer, da ist Pauls Büro, er sagt, er hat wie verrückt zu tun, aber er macht eine Fotokopie von meinen Händen und kauft mir aus dem Automaten einen Schokoriegel. Dann fahren wir mit dem Aufzug nach unten, ich drücke auf die Knöpfe und spiele, dass ich in Wahrheit auch in einem Automaten bin.
    Wir gehen in einen Teil von der Regierung, damit Grandma einen neuen Sozialversicherungsausweis kriegt, weil sie ihren alten verloren hat, wir müssen jahrelang warten. Danach nimmt sie mich in einen Coffeeshop mit, wo es bestimmt keine grünen Bohnen gibt, und ich suche mir einen Keks aus, der größer ist als mein Gesicht.
    Da ist ein Baby, das was kriegt, so was habe ich noch nie gesehen. »Ich hab die Linke am liebsten«, sage ich und zeige drauf. »Hast du auch die Linke am liebsten?« Aber das Baby hört mir nicht zu.
    Grandma zerrt mich weg. »Bitte verzeihen Sie.«
    Die Frau zieht ihren Schal über sich, damit ich das Gesicht von dem Baby nicht mehr sehen kann.
    »Sie wollte ihre Ruhe haben«, flüstert Grandma.
    Ich wusste gar nicht, dass Personen in der Welt ihre Ruhe haben können.
    Wir gehen in einen Waschsalon, nur mal gucken. Ich will in so einen Automaten klettern, der sich ganz schnell dreht, aber Grandma sagt, da wäre ich tot.
    Wir laufen zum Park, damit wir mit Deana und Bronwyn die Enten füttern können. Bronwyn wirft ihre ganzen Brotstücke auf einmal rein und die Plastiktüte auch, Grandma muss sie mit einem Stock rausholen. Bronwyn will meine Brotstücke, und Grandma sagt, ich muss ihr die Hälfte abgeben, weil sie noch klein ist. Deana sagt, das mit den Dinosauriern tut ihr leid, irgendwann demnächst schaffen wir es aber ganz bestimmt mal ins Naturkundemuseum.
    Es gibt ein Geschäft, das hat draußen bloß Schuhe, ganz bunte knautschige mit lauter Löchern. Grandma lässt mich ein Paar anprobieren, ich suche mir gelb aus. Es gibt keine Schnürsenkel und noch nicht mal einen Klettverschluss, ich stecke einfach nur meinen Fuß rein. Sie sind so leicht, als wenn man gar keine anhätte. Wir gehen rein, und Grandma bezahlt fünf Dollarzettel für die Schuhe, das ist genauso viel wie zwanzig Vierteldollarmünzen, und ich sage ihr, dass ich die Schuhe ganz toll finde.
    Als wir rauskommen, sitzt eine Frau auf dem Boden und hat ihren Hut ab. Grandma gibt mir zwei Vierteldollarmünzen und zeigt auf den Hut.
    Ich tue eine in den Hut rein, dann renne ich hinter Grandma her.
    Als sie mich anschnallt, fragt sie: »Was hast du da in der Hand?«
    Ich halte die zweite Münze hoch. »Die ist NEBRASKA , die behalte ich für meine Schatzsammlung.«
    Sie schnalzt mit der Zunge und nimmt sie mir wieder ab. »Hatte ich dir nicht gesagt, dass du die der Frau, die auf der Straße lebt, geben solltest?«
    »Okay, ich …«
    »Jetzt ist es zu spät.«
    Sie macht das Auto an. Alles, was ich von ihr sehen kann, sind ihre gelben Haare von hinten. »Warum lebt die Frau auf der Straße?«
    »Weil sie arm ist. Sie hat nicht mal ein Bett.«
    Jetzt fühle ich mich schlecht, weil ich ihr den zweiten Vierteldollar nicht gegeben habe.
    Grandma sagt, das nennt man ein Gewissen haben.
    In dem Fenster von einem Geschäft sehe ich lauter Vierecke, die aussehen wie Raum, Korkfliesen. Grandma lässt mich reingehen, damit ich eine streicheln und riechen kann, aber kaufen will sie sie nicht.
    Wir fahren in eine Autowaschanlage, die Bürsten quatschen die ganze Zeit über uns drüber, trotzdem kommt das Wasser nicht durch unsere dichten Fenster, total lustig.
    Mir fällt auf, dass die Personen in der Welt fast immer gestresst sind und nie Zeit haben. Sogar Grandma sagt das ganz oft, dabei müssen sie und Stiefpa überhaupt auf keine Arbeit, deshalb weiß ich gar nicht, wie die Personen mit Arbeit ihre ganze Arbeit schaffen und das Leben auch noch. In Raum hatten Ma und ich Zeit für alles. Ich glaube, in der Welt verteilt sich die Zeit ganz dünn überall hin, über die ganzen Straßen und die Häuser und die Spielplätze und die Geschäfte, deshalb gibt es an jedem Ort nur einen kleinen Klecks davon, und alle müssen schnell weiter zum nächsten.
    Und wenn ich Kinder angucke, sieht es meistens so aus, als ob die Erwachsenen sie gar

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