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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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Mitte.
     
     
     
    Jetzt bin ich fünf und einen Tag.
    Das dumme Peterchen steht am Morgen hoch. Ich drücke es runter.
    Als wir nach dem Pipi die Hände schrubben, singe ich He’s Got the Whole World in His Hands , sonst fällt mir keins mehr mit Händen ein, aber das vom Vögelchen geht mit Fingern.
     
    »Fly away Peter,
    Fly away Paul.«
     
    Meine zwei Finger zoomen überall durch Raum, und beinahe gibt es mitten in der Luft einen Zusammenstoß.
     
    »Come back Peter,
    Come back Paul.«
     
    »Ich glaube, eigentlich sind damit Engel gemeint«, sagt Ma.
    »Häh?«
    »Nein, falsch. Heilige meinte ich.«
    »Was sind Heilige?«
    »Ganz besonders fromme Leute. Wie Engel ohne Flügel.«
    Ich bin durcheinander. »Wie kommt es dann, dass sie von der Wand wegfliegen?«
    »Nein, das sind die Vögelchen, die können ganz prima fliegen. Ich meine nur, sie sind nach dem heiligen Peter und dem heiligen Paul benannt, zwei Freunden vom Jesuskind.«
    Ich wusste gar nicht, dass er noch mehr Freunde hat als Johannes den Täufer.
    »Peter war sogar einmal im Gefängnis …«
    Ich lache. »Babys kommen doch nicht ins Gefängnis.«
    »Das ist erst passiert, als sie alle schon groß waren.«
    Ich wusste gar nicht, dass das Jesuskind mal groß wird. »Ist der heilige Peter ein böser Bube?«
    »Nein, nein, der war nur aus Versehen im Gefängnis. Besser gesagt, die ihn da reingesteckt haben, waren böse Polizisten. Egal, jedenfalls hat er gebetet und gebetet, dass er da wieder rauskommt, und weißt du, was dann? Dann kam ein Engel geflogen und hat die Tür aufgebrochen.«
    »Cool«, sage ich. Aber trotzdem sind sie mir lieber, als sie noch Babys sind und zusammen ganz nackig rumlaufen.
    Plötzlich ist da ein komisches Bumsen und dann knirsch knirsch . Von Oberlicht kommt was Helles rein, der dunkle Schnee ist fast weg. Ma guckt auch hoch, sie lächelt ein bisschen. Ich glaube, ihr Gebet hat gezaubert.
    »Ist immer noch das mit der Gleiche?«
    »Ach so, die Tagesundnachtgleiche?«, sagt sie. »Nein, langsam gewinnt das Licht die Oberhand.«
    Zum Frühstück darf ich Kuchen haben, das hatte ich noch nie. Er ist krustig geworden, aber immer noch gut.
    Der Fernseher hat Wonder Pets , ziemlich fusselig. Ma schiebt andauernd das Häschen hin und her, aber das macht die Sachen auch nicht besonders viel schärfer. Mit dem roten Band mache ich ihm eine Schleife um sein Drahtohr. Ich wünschte, die Hinterhofzwerge kämen, die habe ich schon ewig nicht mehr gesehen. Das Sonntagsgutti ist noch nicht da, weil Old Nick letzte Nacht nicht gekommen ist. Das war eigentlich das Beste an meinem Geburtstag. Was wir uns als Sonntagsgutti gewünscht haben, war sowieso nicht besonders interessant, nur eine Hose, weil meine schwarze Löcher statt Knien hat. Mir sind die Löcher egal, aber Ma sagt, damit sehe ich aus wie ein Obdachloser. Was das ist, kann sie auch nicht erklären.
    Nach dem Baden spiele ich mit den Anziehsachen. Mas rosa Bluse ist heute Morgen eine Schlange, die zankt sich mit meiner weißen Socke. »Ich bin Jacks bester Freund.«
    »Nein, ich bin Jacks bester Freund.«
    »Ich hab dich weggeputzt.«
    »Ich hab dich weggezappt.«
    »Ich erschieß dich gleich mit meiner fliegenden Pumpgun.«
    »Ach ja? Ich habe einen Jumbo-Megatron-Tranformer-Blaster.«
    »He«, sagt Ma, »sollen wir nicht Fangen spielen?«
    »Aber wir haben Beachball gar nicht mehr«, erkläre ich ihr. Der ist nämlich aus Versehen geplatzt, als ich ihn einmal superschnell gegen Schränkchen geschossen habe. Anstatt der doofen Hose würde ich lieber nach einem neuen fragen.
    Aber Ma sagt, wir können uns einen basteln. Wir knüllen die ganzen Blätter zusammen, auf denen ich Schreiben geübt habe, machen damit eine Einkaufstüte voll und drücken sie so lange, bis sie irgendwie aussieht wie ein Ball. Dann malen wir ein gruseliges Gesicht mit drei Augen drauf. Wörterball fliegt nicht so hoch wie Beachball, aber dafür macht er jedes Mal, wenn wir ihn fangen, knister knister . Ma ist die Beste beim Fangen, nur tut dabei manchmal ihr schlimmes Handgelenk weh. Beim Werfen bin ich der Beste.
    Wegen dem Kuchen zum Frühstück gibt es außer der Reihe zum Mittagessen Sonntagspfannkuchen. In der Packung ist nicht mehr viel übrig, deshalb sind sie ganz dünn und zerlaufen, das mag ich. Ich darf sie zusammenfalten, ein paar reißen. Gelee ist nicht mehr viel übrig, deshalb verdünnen wir den auch mit Wasser.
    Eine Ecke von meinem tropft, und Ma schrubbt Boden mit dem Schwamm. »Der

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