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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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Alice im Wunderland, und die gefällt mir, bloß hat sie zu viele Wörter und viele davon sind alte.
    Heute suche ich mir Der Bagger Dylan aus, er ist ziemlich weit unten, und deshalb macht er den ganzen Wolkenkratzer kaputt, krawumm .
    »Schon wieder Dylan?« Ma verzieht das Gesicht, und dann spricht sie mit ihrer lautesten Stimme:
     
    Hierrr kommt Dylan, der starke Bagger
    Er schaufelt und schaufelt und wird nicht schlapper
    Der lange Arm löffelt kräftig und schnell
    Sein Lieblingsschmaus sind Lehm und Geröll
    Er dreht sich im Kreis und rollt hin und her
    Bis alles platt ist, das fällt ihm nicht schwer
     
    Auf dem zweiten Bild ist eine Katze und auf dem dritten ein Geröllhaufen. Geröll, das sind Steine, so schwer wie die Keramiksachen, aus denen Wanne und Becken und Klo gemacht sind, nur nicht so glatt. Katzen und Steine sind aber nur Fernseher. Im fünften Bild fällt die Katze runter, aber Katzen haben neun Leben und nicht nur eins wie ich und Ma.
    Ma sucht fast immer Das Häschen, das weglief aus. Auch weil da am Ende die Mutter das kleine Häschen wieder einfängt und sagt: »Iss eine Möhre.« Häschen sind nur Fernseher, aber Möhren gibt es in echt, mir gefällt das Knacken, das sie machen. Mein Lieblingsbild ist das, wo das Häschen sich in einen Fels auf dem Berg verwandelt, und die Häschenmutter muss hochklettern und es suchen. Berge sind zu groß, um in echt zu sein, aber einmal habe ich einen im Fernseher gesehen, an dem hing eine Frau an Seilen. Frauen sind auch nicht in echt so wie Ma, Mädchen und Jungen auch nicht. Männer sind auch nicht in echt, außer Old Nick, und bei dem bin ich mir nicht mal sicher, ob der echt in echt ist. Vielleicht halb und halb? Er bringt unser Essen und das Sonntagsgutti und verschwindet die Sachen in Müll, aber menschlich wie wir ist er nicht. Er passiert nur in der Nacht, so wie Fledermäuse. Vielleicht macht Türe ihn mit seinem piep piep piep wach, und dann wird die Luft anders. Ich glaube, Ma redet deshalb nicht gern was über ihn, damit er nicht noch mehr in echt wird.
    Jetzt rutsche ich auf ihrem Schoß herum, damit ich mir mein Lieblingsbild angucken kann, wo das Jesuskind mit Johannes dem Täufer spielt, der ist gleichzeitig sein Freund und sein großer Vetter. Maria ist auch da, sie hat sich in den Schoß von ihrer Ma gekuschelt, das ist die Großmutter vom Jesuskind, so wie Doras abuela . Es ist ein komisches Bild ohne Farben, und außerdem sind ein paar Hände und Füße ab. Ma sagt, es ist noch nicht fertig. Dass das Jesuskind in Marias Bäuchlein zu wachsen anfing, das hat ein Engel gemacht, der kam runtergezoomt wie ein Geist, aber ein richtig cooler mit Federn. Maria war total überrascht und hat gesagt: »Wie soll das zugehen?«, und danach: »Okay, mir geschehe nach seinem Wort.«
    Als das Jesuskind dann an Weihnachten aus ihrer Vagina geflutscht ist, hat sie es in eine Krippe gelegt, aber nicht, damit die Kühe an ihm knabbern, sie sollten es nur warm anblasen, weil es ein Zauberkind war.
    Ma schaltet Lampe aus, und wir legen uns hin, als Erstes sagen wir das Hirtengebet mit den grünen Auen. Ich glaube, die sind so was wie Zudeck, aber wie grüner Schaum anstatt weiß und platt. (Wenn der mal überläuft, gibt das bestimmt eine Riesensauerei.) Ich kriege was, und zwar aus der Rechten, weil in der Linken nicht viel drin ist. Als ich drei war, habe ich noch immer ganz viel gekriegt, aber dann wurde ich vier, und seitdem habe ich so viel mit allen möglichen anderen Sachen zu tun, dass ich nur noch ein paarmal am Tag oder in der Nacht ein bisschen was kriege. Ich wünschte, ich könnte gleichzeitig trinken und reden, aber ich habe nur einen Mund.
    Beinahe schalte ich aus, aber nicht richtig. Ich glaube, Ma schon, weil sie so atmet.
     
     
     
    Nach dem Mittagsschläfchen sagt Ma, sie hat rausgekriegt, dass wir gar nicht um ein Maßband bitten müssen. Wir können uns selbst ein Lineal basteln.
    Dafür recyceln wir die Cornflakes-Schachtel von Alte Ägyptische Pyramide. Ma zeigt mir, wie ich einen Streifen abschneiden muss, der so groß ist wie ihr Fuß, deshalb heißt das ja auch in manchen Ländern Fuß , sagt Dora . Ma malt darauf dreimal zehn dünne Linien. Ich messe ihre Nase, die ist fünf Zentimeter lang. Meine Nase ist drei Zentimeter lang, das schreibe ich auf. Ma macht mit Lineal in Zeitlupe Purzelbäume an Türewand hoch, wo meine Groß-Zahlen stehen. Sie sagt, ich bin hundert Zentimeter.
    »Komm«, sage ich. »Wir messen

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