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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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Gesicht.
    Lunzie schätzte die Ironie, die darin bestand, daß sie dieselben Kleidersäcke über der Schulter trug, die sie vor vielen Jahrzehnten getragen hatte, als sie Fiona auf Tau Ceti zurückließ. Sie waren seitdem erstaunlich wenig verschlissen. Nun, das lag alles hinter ihr. Sie fing ihr Leben wieder von vorn an. Mit einem Honorargutschein in der Hand suchte sie das Büro der Nova Mirage, um ihr Gehalt zu kassieren und nach dem Weg zu fragen.
    Es war eine unruhige, aber dafür schnelle und gefahrlose Reise gewesen. Die Nova Mirage, ein überlichtschneller Frachter mittleren Fassungsvermögens, transportierte Rohrteile und Industriechemikalien nach Tau Ceti. Unterwegs hatten Teile der Mannschaft über Husten geklagt und Symptome gezeigt, die Lunzie als eine Form der Staublunge diagnostizierte. Bei einer Untersuchung kam heraus, daß einer der riesigen Tonnen im Frachtraum, der pulverisierte Kohlenstoffkristalle enthielt, undicht geworden war. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, hätte sie nicht unmittelbar neben einem offenen Einlaßventil des Belüftungssystems gestanden. So hatten sich die Staubteilchen übers ganze Schiff verteilt. Aber abgesehen davon, daß man dabei fünfzig Kilo Fracht verloren hatte, gab es keinen Grund zur Beunruhigung. Es war nur ein Unfall. Hinweise auf Sabotage gab es nicht. Die Patienten, die dem Staub eine Woche lang ausgesetzt gewesen waren, trugen keine bleibenden Schäden davon, so unangenehm die Symptome auch ausfielen.
    Lunzie hatte die Alarmanlage während ihrer Schlafschichten an der Tür ihres Behandlungszimmers befestigt. Während der ganzen Reise hatte sie nicht einen Pieps von sich gegeben. Das Hologramm und die mit ihm eingewickelten Memokuben waren unberührt auf dem Boden ihres Kleidersacks liegen geblieben. Kein Mannschaftsmitglied hatte Grund zur Annahme, daß ihre freundliche Schiffsärztin ein Geheimnis verbarg. Und jetzt war sie unterwegs, die Nachricht an ihren Empfänger zu überbringen.
    »Ich würde gern Commander Coromell sprechen«, sagte Lunzie im Oberkommando der Flotte. »Mein Name ist Lunzie.«
    »Admiral Coromell ist in einer Sitzung, Lunzie. Wenn Sie warten möchten?« sagte der Empfangschef höflich und zeigte auf eine gepolsterte Bank an der Wand des spärlich möblierten, weißgestrichenen Raums. »Sie müssen unterwegs gewesen sein, Bürgerin. Er ist kürzlich befördert worden. Er ist jetzt nicht mehr Leutnant Commander.«
    »In seiner Familie scheint es viele Admirale zu geben«, bemerkte Lunzie. »Ich werde darauf achten, ihn richtig anzusprechen, Fähnrich. Vielen Dank.«
    Wenig später erschien ein uniformierter Adjutant, der sie ins Büro des frischgebackenen Admirals Coromell begleitete.
    »Da ist sie ja«, tönte eine wohlbekannte Stimme, als sie das Zimmer betrat. »Ich wußte doch, daß es keine zwei Lunzies geben kann. Ein ungewöhnlicher Name. Und eine ungewöhnliche Frau, die ihn trägt.« Der pensionierte Admiral Coromell stand auf und faßte ihre Hand. »Wie geht’s Ihnen, Doktor? Ich freue mich, Sie wiederzusehen, obwohl ich nicht gedacht hätte, daß es so bald sein würde.«
    Lunzie begrüßte ihn ebenso herzlich. »Ich bin froh, daß Sie in so guter Verfassung sind, Sir. Ich hatte leider nicht die Gelegenheit, Sie noch einmal gründlich zu untersuchen, bevor ich erfuhr, daß Sie abgereist waren.«
    Der Alte lächelte. »Nun ja. Aber Sie haben doch sicher nicht den weiten Weg zurückgelegt, um mein Herz abzuhören, oder? Ich habe noch nie eine gewissenhaftere Ärztin erlebt.« Er sah besser aus als zu dem Zeitpunkt, als Lunzie ihn das letzte Mal gesehen hatte und er sich gerade vom Kälteschlaf erholte, aber sie hätte ihn trotzdem gern mit einem Scanner untersucht. Ihr gefiel seine Hauttönung nicht. Die Falten in seinem Gesicht waren noch tiefer geworden, und etwas um seine Augen machte ihr Sorgen. Er war über hundert Jahre alt, was keinen Anlaß zur Sorge bot, wenn Menschen ein durchschnittliches Lebensalter von hundertzwanzig Jahren erreichten. Dennoch hatte er in letzter Zeit zusätzliche Belastungen durchstehen müssen, die sicher Einfluß auf seine Konstitution gehabt hatten. Er hatte eine gute Veranlagung, und das würde ihm sicher das Leben verlängern.
    »Ich glaube, sie ist meinetwegen hier, Vater.«
    Der Mann hinter dem Schreibtisch stand auf und kam hervor, um ihr die Hand zu schütteln. Sein Haar war dicht und kraus wie das seines Vaters, aber es war honigbraun statt weiß. Unter blaßbraunen Brauen drangen

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